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Fra Bartolommeo.

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besonderen Vorteil Die He-
bungen und die Senkungen
des rhythmischen Themas
kommen sehr markiert heraus.

In allem Reichtum wirkt Bar-
tolommeo nie beunruhigend
oder verwirrend, er baut seine
Bilder nach einem klaren Ge-
setz und die eigentlichen
Träger der Komposition
springen sofort ins Auge.

In dieser »Vermäh-
lung«1) ist die rechte Eck-
figur ein besonders charakteri-
stischer Typus, ein Motiv im
Sinne der reichen Bewegung
des 16. Jahrhunderts, das
Pontormo und Andrea del
Sarto sich angeeignet haben.

Ein Fuss hochgesetzt, über-
greifender Arm, kontrastie-
rende Wendung des Kopfes.

Alles Greifen und alle Wendung ist von grosser Energie. Man zeigt
gern die Muskulatur und die Gelenke, daher wird der Arm bis zum
Ellenbogen entblösst. Michelangelo hatte damit angefangen. Er würde
freilich diesen Arm anders gezeichnet haben. Das Handgelenk ist
wenig ausdrucksvoll.

Der heilige Georg auf der linken Seite ist in seiner Einfachheit
ein glücklicher Kontrast. Für Florenz war es ein neues Schauspiel,
wie hier der Glanz einer Rüstung aus dem dunkeln Grunde heraus
entwickelt ist.

Von der grössten Süsse und ganz bartolommeisch in der weich
fliessenden Linie ist endlich die inhaltsreiche Gruppe der Maria mit
dem Kinde, das, die Bewegung nach unten leitend, der knienden
Katharina den Vermählungsring giebt.

Bilder der Art mit ihrem reichen rhythmischen Leben, ernst in
dem gesetzmässig - tektonischen Bau und überall erfüllt von freier Be-

Die Vermählung der Catharina ist nicht das Hauptmotiv des Bildes, der Name mag
aber der Unterscheidung wegen geduldet werden.

Fra Bartolommeo. Madonna mit Heiligen.
 
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