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Andrea del Sarto. Die Fresken der Annunziata.

151

Andrea del Sarto. Geburt der Maria.
(Ohne den oberen Abschluss.)

Bewegung in den wandelnden Frauen ihren Höhepunkt und verklingt
in der Gruppe am Bett der Wöchnerin. Die Freiheit dieser rhythmischen
Anordnung ist freilich etwas ganz anderes als die Regellosigkeit des
älteren ungebundenen Stiles: auch hier ist Gesetz, und wie die stehenden
Frauen das Ganze beherrschen und zusammenfassen, ist als Motiv erst
im 16. Jahrhundert denkbar.

Sobald Sarto von dem anfänglichen lockeren Nebeneinander zur
strengen Komposition überging, hatte er das Bedürfnis, die Architektur
zur Mithilfe heranzuziehen. Sie soll sammelnd wirken und den Figuren
Halt geben. Es beginnt jenes Zusammenempfinden von Raum und
Menschen, das dem Quattrocento im ganzen noch fremd gewesen wTar,
wo das Bauliche mehr die Rolle einer zufälligen Begleitung und Be-
reicherung spielt. Sarto ist noch Anfänger und man wird nirgends
sagen können, dass das Verhältnis zur Architektur ein glückliches sei.
Man merkt seine Verlegenheit, mit dem übergrossen Raum zurecht-
zukommen. Der architektonische Hintergrund ist wohl durchweg zu
schwer; wo er eine Öffnung in der Mitte giebt, wirkt sie mehr
verengend als erweiternd und wo er den Blick seitlich in die Landschaft
entlässt, zerstreut er den Beschauer. Überall sehen die Figuren noch
 
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