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elender Personen, Setzen und Entsetzen der Fürseher und Pfleger,
die jährliclr verändert werden, dem Bürgermeister und Ratgeben der
Stadt zugehörig erkannt wird“. Im Rat wurde insbesondere ent-
schieden über die Aufnahme von Pfründnern und wurden wichtigere
Rechtsgeschäfte abgemacht. Bürgermeister und Rat werden darum
öfters die Oberpfleger 1) des Spitals genannt. Ihre ausführenden Or-
gane waren der Spitalmeister und die Pfleger. Der Meister war
der eigentliche Vorstand und Verwalter des gesamten Spitalbetriebs.
Wegen des Oekonomiebetriebs scheinen im 14. Jahrhundert die
Meister aus bäuerlichen Kreisen, etwa von einem Spitalhofe genom-
men worden zu sein, wie Meister Hans der Maiger von Burgholz
und Johanns Clemme, dessen Familie in Bäbingen scheint ansässig
gewesen zu sein, Hans Waltz von Zimmern. Bei der Erweiterung
des Oekonomiebetriebs wurde ein eigener Baumeister, im 16. Jalirh.
auch ein Unterbaumeister zur Ueberwachung der Arbeiten bestellt.
Der Spitalmeister war am Ende des 15. Jahrhunderts auf fünf Jahre
bestellt, konnte aber nach Ablauf derselben wieder erwählt werden.
Seine Frau versah die Stelle der früheren Siechenkellnerin als Spi-
talmeisterin. Beide hatten Wohnung und Tisch im Spital. Ihre
Belohnung war (1497) jährlich 10 rh. Gulden, für den Meister
Stiefel und für beide Sclmhe genug, und 3 Gulden Kleidergeld.
Auf den Urkunden geht der Meisfer durchgängig den Pflegern als
der geschäftsführende Beamte vor. Doch unterstand er den Pfle-
gern, zu denen häufig der Bürgermeister gehörte, wurde von ihnen
in das Amt eingeführt und liatte sicli an ihre Weisungen, wie an
die des Rats zu halten, auch konnten letztere selbst in die Spital-
verwaltung eingreifen 2),
Seit den dreissiger Jahren des 14. Jahrhunderts hatte das Spital
ein ganz anderes Aussehen gewonnen. Durch viele Schenkungen
und Käufe wuchs sein Grundbesitz bei der Stadt und in entfernteren
Gegenden und vermehrte sich im 15. Jahrhundert so sehr. dass
kaum ein Ört des reichsstädtischen Gebietes war, wo das Spital
nicht Besitzungen hatte. Dadurch gewann dasselbe den Charakter
einer ausgedehnten Grundherrschaft, welche die Bestimmung cles-
selben als eines Armen- und Krankenhauses immer melir in Schat-
ten stellte 3). Ein Gang durch das Spitalanwesen des 15. Jahrhun-
derts möge uns dessen Bedeutung und Leistungen vergegenwärtigen.
Unten am Marktplatze stand die Spitalkirche. Sie war um 1445
1) Z. B. 1439 n. 20.
2) Beil. n. 117.
3) S. Beil. VI u. VII.
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elender Personen, Setzen und Entsetzen der Fürseher und Pfleger,
die jährliclr verändert werden, dem Bürgermeister und Ratgeben der
Stadt zugehörig erkannt wird“. Im Rat wurde insbesondere ent-
schieden über die Aufnahme von Pfründnern und wurden wichtigere
Rechtsgeschäfte abgemacht. Bürgermeister und Rat werden darum
öfters die Oberpfleger 1) des Spitals genannt. Ihre ausführenden Or-
gane waren der Spitalmeister und die Pfleger. Der Meister war
der eigentliche Vorstand und Verwalter des gesamten Spitalbetriebs.
Wegen des Oekonomiebetriebs scheinen im 14. Jahrhundert die
Meister aus bäuerlichen Kreisen, etwa von einem Spitalhofe genom-
men worden zu sein, wie Meister Hans der Maiger von Burgholz
und Johanns Clemme, dessen Familie in Bäbingen scheint ansässig
gewesen zu sein, Hans Waltz von Zimmern. Bei der Erweiterung
des Oekonomiebetriebs wurde ein eigener Baumeister, im 16. Jalirh.
auch ein Unterbaumeister zur Ueberwachung der Arbeiten bestellt.
Der Spitalmeister war am Ende des 15. Jahrhunderts auf fünf Jahre
bestellt, konnte aber nach Ablauf derselben wieder erwählt werden.
Seine Frau versah die Stelle der früheren Siechenkellnerin als Spi-
talmeisterin. Beide hatten Wohnung und Tisch im Spital. Ihre
Belohnung war (1497) jährlich 10 rh. Gulden, für den Meister
Stiefel und für beide Sclmhe genug, und 3 Gulden Kleidergeld.
Auf den Urkunden geht der Meisfer durchgängig den Pflegern als
der geschäftsführende Beamte vor. Doch unterstand er den Pfle-
gern, zu denen häufig der Bürgermeister gehörte, wurde von ihnen
in das Amt eingeführt und liatte sicli an ihre Weisungen, wie an
die des Rats zu halten, auch konnten letztere selbst in die Spital-
verwaltung eingreifen 2),
Seit den dreissiger Jahren des 14. Jahrhunderts hatte das Spital
ein ganz anderes Aussehen gewonnen. Durch viele Schenkungen
und Käufe wuchs sein Grundbesitz bei der Stadt und in entfernteren
Gegenden und vermehrte sich im 15. Jahrhundert so sehr. dass
kaum ein Ört des reichsstädtischen Gebietes war, wo das Spital
nicht Besitzungen hatte. Dadurch gewann dasselbe den Charakter
einer ausgedehnten Grundherrschaft, welche die Bestimmung cles-
selben als eines Armen- und Krankenhauses immer melir in Schat-
ten stellte 3). Ein Gang durch das Spitalanwesen des 15. Jahrhun-
derts möge uns dessen Bedeutung und Leistungen vergegenwärtigen.
Unten am Marktplatze stand die Spitalkirche. Sie war um 1445
1) Z. B. 1439 n. 20.
2) Beil. n. 117.
3) S. Beil. VI u. VII.
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