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Wolff, J. A.
Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ihre Kunstdenkmäler und Künstler: archivalisch und archäologisch bearbeitet ; ein Beitrag zur niederrheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters — Calcar, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14704#0023
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In dem oben gedachten Antiphonar befindet sich die von fremder Hand geschriebene wichtige
Notiz, dass in demselben Jahre 1450 am Feste der Kreuzerfindnng — 3. Mai — der Cölnische Weihbischof
Johannes die nene Nikolai-Kirche eingeweiht hat. Die Feier der jährlichen Kirchweihe wurde auf das
Fest des Apostels Jakobus des Aelteren gelegt. Gleichzeitig wurde die Consekration eines nahe am süd-
lichen Seitenchore stehenden Altars vollzogen').

Hiernach bestand um diese Zeit schon das südliche Seitenschiff und ohne Zweifel aucli das mittlere
und nördliche Schiff, weil die drei Schiffe gemäss ihrer Construction nur gleichzeitig gebaut werden konnten.
Dass sie aber zu dieser Zeit noch nicht überwölbt waren, ergibt sich aus der Stadtrechnung des J.
1455, wonach der Vorstand am Maiabend desselben Jahres eine Besichtigung des Gewölbebaues vornimmt
und den Maurergesellen ein Trinkgeld verabreicht2).

Leider sind die Stadtrechnungen vom J. 1456 — 87 und die der Kirche vom J. 1456 — 82
verloren gegangen. Es ist anzunehmen, dass die "Wölbung der drei Schiffe nebst den drei Chören um das
J. 1460 vollendet war, und da mit dem Chore in der Regel auch der Thurm in Angriff genommen
wurde, so wird sich um diese Zeit die Höhe desselben bis zur Dachfirste des Mittelschiffes erstreckt haben.

Dass die nördlich gelegene Eingangshalle zur Kirche, so wie zwei kleine Anbauten zwischen zwei
Strebepfeilern an der Südseite, in den Rechnungen Kirckenkemerkcn genannt, gleichzeitig mit den Um-
fassungsmauern gebaut sind, sieht man deutlich aus dem Mauervcrband. Dagegen fehlt der südwärts ge-
legenen Vorhalle dieser Verband; wahrscheinlich ist dieselbe in den J. 1481—82 gebaut, denn im J.
1483 wurden die Thüren gemacht. Kirchenrechnung vom J. 1483—S4. — Noch ist zu bemerken,
dass der Mittel- oder Hochchor zuerst gebaut wurde; derselbe war mit S Fenstern verseilen, von denen 6
mit Glas geschlossen waren. "Wie auf dem Gewölbe noch ersichtlich ist, schloss er westlich mit einer
senkrechten Mauer oder einem Scheidebogen ab und war so mit dem Fangschiffe der alten Kirche ver-
bunden. Der oben genannte nördliche Kreuzarm der alten Kirche diente als Sakristei — Gcrwkamor —;
er behielt diesen Namen auch dann noch, als die neue Sakristei im J. 1513 eingeweiht und die alte
Sakristei mit dem nördlichen kleinen Scitcnchore durch Oeffnung der Abschlussmauer vereinigt war. Zum
Belege hierfür sei bemerkt, dass in der Stiftungsurkunde einer Vikaric \om J. 1518 bestimmt wurde,
dass jeden Freitag an dem Altare in der alten gerwkamer ein Hochamt — missa cantata — solle gehalten
werden. Dieses findet ebenso noch heute Statt.

E. Ausbau der Kirche.

Angabe der Arbeitslöhne, der Preise und der Dinge zur Ausmittlung des damaligen Miinzwerthes

im Verhältniss zum heutigen.

1. FJie Kapellen (Ivoerken) zu beiden Seiten des Thurmes.

a. Bau der nördlichen Kapelle. 1484—86.

Nach der Vollendung der Haupttheile der Kirche wurden die noch vorhandenen Mittel der Kirchen-
fabrik verwandt, zuvörderst zur Errichtung der Vorhalle an der Südseite der Kirche, aber ferner auch zur
Herstellung eines Pfarrhauses (1474 u. 1480), zur Beschaffung neuer Glocken (1482) und zur Renovirung

1) Anno domini MCCCCL die inventionis sanetae Crucis Joannes Dei et Apostolieae sedis gratia Episcopus Venecom-
ponensis, sacrae Theologiae professor, Vicaritis in Pontificalibus reverendi I'atris ac Domini Domini Theodorici de
Moers Archiepiscopi Coloniensis consecravit novam ecclesiam in Kalker erectam in honorem saneti Nicolai con-
fessoris et pontilieis patroni, cuius dedicatio erit die saneti Jacobi Apostoli solito more. ■— Item idem Episcopus
anno, die, ut supra, consecravit in australi parte jnxta chorum saneti Johannis Evangelistae in eadem ecclesia altare
erectum in honorem S. Pauli etc.

2) In den jair onss Heren M°CCCC° ind vyf ende vyftich id opboiren Heydkens van den Rueuenhaeuen Rentmeisters
mit Consent ind ontheyd Dericks van den Birgel Bürgermeisters, Riquyn Verwers, Arntz van den Eger Scepenen
ind Rait ind Herman Rubertz des Jongen, Rait. Id vytgeuen. Item dat gewulft op ten Meyavent besien ingen
Kircken, den gesellen geschinckt 11 Kromsterten.

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