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Wolff, J. A.
Die St. Nicolai-Pfarrkirche zu Calcar, ihre Kunstdenkmäler und Künstler: archivalisch und archäologisch bearbeitet ; ein Beitrag zur niederrheinischen Kunstgeschichte des Mittelalters — Calcar, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14704#0048
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sind die Rechnungen der .Fraternität U. L. Frau, die Rechnungen der Stadt, der Kirche, der Armen und
des Hospitals, vorzüglich eine Schöffenürkunde auf Pergament vom J. 1519. Die Zeit, wann der Vorstand
dem Meister das Altarwerk übertragen, wie auch der Inhalt des Vertrages ist unbekannt. Douwermann
war in Calcar ansässig; im J. 1517 erhielt er das Bürgerrecht; in demselben Jahre starb ihm daselbst sein
Sohn. Der Meister hatte seine "Wohnung und Werkstätte in einem der Kirche gehörenden Hause. Im
J. 1518 verpflichtete sich der Meister in einem mit dem Vorstände abgeschlossenen Vertrage, das ihm
verdungene Altarwerk zu einer bestimmten Zeit zu vollenden und abzuliefern. Später erschien ihm die
Erfüllung seines Versprechens unmöglich. In dieser Bedrängniss kam ihm sein Freund Hans Molnar zu
Hülfe. Derselbe erschien am 29. März 1519 auf dem Rathhause vor zwei Schöffen und dem Richter zu
Calcar und gab als Bürge die Versicherung, dass Meister Heinrich Douwermann, Bildschnitzer, bis zum
nächsten Christfeste gemäss einem mit dem Vorstande der Bruderschaft im J. 1518 abgeschlossenen
Vertrage, den Altar zu den Schmerzen U. L. Frau in der Pfarrkirche zu Calcar ganz fertig gestellt haben
werde. Dagegen solle der Vorstand die ihm versprochene Abschlagssumme auszahlen. Er, Molnar ver-
bürge sich für Douwermann, so wie dieser all sein Vermögen ihm zum Unterpfande gestellt habe. Indessen
scheint das Werk erst im J. 1520 oder doch 1521 ganz vollendet worden zu sein. Denn im J. 1520
zahlte der Provisor der Bruderschaft an einen Gehülfen des Meisters Douwermann und im Auftrage desselben
4 Goldgulden und 6 Ilornschc Gulden; ferner entrichtete der Provisor zum Haushalt des Meisters für zwei
fette Schweine 5 Gulden 12 Albus, dann dem Meister selbst 1 Gulden 9 Alb. und für ihn an Frau Krop,
Inhaberin einer Grützmühle, für Malz und AVcizen zum Bierbrauen 3 Gulden. Vollendet und aufgestellt
war der Altar1) im ,1. 1522; denn in diesem Jahre kam ein Weihbischof von Coeln und weihte den neuen
Altar feierlichst ein. Gleichzeitig spendete er den Katechumenen das Sakrament der Firmung und ordinierte
eine Anzahl Theologen2). Koch im J. 1528 war Douwermann in Calcar thätig; er hatte damals an einem
anderen Altar der Pfarrkirche gearbeitet. Weitere Nachrichten über des Meisters Herkunft und Familie
fehlen, es sei denn, dass im J. 1507 an der Collegiatkirche zu Wissel, einem Dorfe in der Nähe Calcar's,
ein Stiftsherr, Namens Johann Douwermann war. —

"b. Bildhauer.

Ausser dem Sakramentshäuschen und dem Taufbrunnen hat die Pfarrkirche zu Calcar kein Bildwerk
in Stein aufzuweisen, es sei denn eine Pietä, welche-, aus dem 16. Jahrhundert und einem Coelner Kloster
herrührend, im J. 1810 im Schreine des Altars zu den sieben Schmerzen Mariä aufgestellt wurde. Selbst
die Passionsgruppc ausserhalb der Pfarrkirche ist in Holz hergestellt. Dass es aber in Calcar auch Meister
gegeben hat, welche Standbilder und Gruppen in Stein ausführten, wissen wir längst aus den Baurechnungen
der S. Victors-Stif'tskirche zu Xanten. Diesen gemäss lieferte Meister Heinrich van Holt die zu Calcar in
Stein ausgeführten Engelgruppen mit Passionswerkzeugen zur Zierung der Schlusssteine am Gewölbe des
Mittelschiffes des Domes im J. 1514 nach Xanten ab. Ein anderer Calcarer Bildhauer, Meister Arnold
van Wricht, machte daselbst die Standbilder der h.h. drei Könige nebst Consolen und Baldachinen, welche
an den Pfeilern des Mittelschiffes im genannten Dom angebracht sind. Die Ablieferung geschah im
J. 1551 und 1552. Derselbe Meister führte um diese Zeit zu Calcar ein Epitaphium aus mit der Dar-
stellung der Krönung des Heilandes, welches in die östliche Wand des Umganges am Xantcncr Dome
eingemauert wurde. —

') Mehr Geschichtliches über den Altar und dessen Benennung unten in den Erläuterungen.

2) Stadtrechnung vom J. 1522. Rütger Gysen, Bürgermeister.

Item die Wybisschop van Coelne liier geweest ind onser lieuer l'rouvven Altair vanden seuen Bedruffnisse
gewyet ind voort eyn deel Cleercken ordinyert ind Kinder geuermet ofte confirmiert, myt synre werden in Thooms-
huyss getheert ind geschenckt XXXV2 quart Wyns ider ad II Alb. fac. II Guld. XI alb.
 
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