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Wurzbach, Alfred von [Bearb.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 1): A - K — Amsterdam, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18166#0094
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Beninc — Bening.

Goes, verheiratet, welche ihm 2 Söhne,
Simon und Paul, und eine Tochter Cor-
nelia gebar. Da eine der Miniaturen des
Boetius mit „Alexander 2." bezeichnet ist,
vermutet Durrieu, daß noch ein zweiter
Miniaturist des namens Alexander existiert
habe, der aber bisher nicht nachgewiesen
ist.

Paul Durrieu schreibt ihm folgende
Arbeiten zu: 1. die Miniaturen des Boecius,
des Louis de Bruges, Herrn von Gruthuysen
vollendet 16. März 1492 in Gent, von wel-
chen 2 Miniaturen mit Alexander bezeich-
net sind (Paris) ; — 2. 12 Miniaturen des
2. Bandes der jüdischen Geschichte des
Josephus (Gent 1480); — 3. 12 Miniaturen
in den beiden letzten Bänden der engli-
schen Chronik von Jean de Wavrin (Paris,
Bibl. Nat.) ; —■ 4. Die Miniaturen für die
Kommentare zum Cäsar — 1482 — in Gent;
— 5. Miniaturen im I. Bande der jüdi-
schen Geschichte, der erst 3 Jahre nach
dem II. —■ 1483 — in Brügge vollendet
wurde. Durrieu vermutet auch, daß von
ihm folgende berühmte Miniaturwerke
herrühren: Le Livre d'Heures de Jeanne
la Folie (Brit. Mus.) ; das Manuskript De
maitre-aux-fleurs (Bibl. des Arsenals in
Paris); das Livre d'Heures des Kaisers
Maximilian; das Livre d'Heures Karl V.
u. der Hortulus animae der Margareta von
Österreich in der k. Hofbibliothek in Wien;
sowie die Heures d'Hennesy in der k. Bibl.
in Brüssel und 2 Livres d'Heures der
Münchner Staatsbibliothek.

Unter den Mitglieder dieser zahlreichen und be-
rühmten Miniaturisten-Familie vermutet Durrieu auch
einen oder mehrere der Maler des Breviariums Gri-
mani. Der Anonymus des Morelli (Marcantonio Michiel)
nennt als die Miniatoren des Breviariums: Jan M em-
iin c, Gerard van Gent und L i e v i n. Gerard
van Gent ist zweifelsohne Gerard Horebout, Lievin
ist Lievin van Laethem von Antwerpen, aber
M e m 1 i n c hat unmöglich an dem Breviarium mitge-
arbeitet. Durrieu vermutet, daß der Anonymus Beninc
sagen wollte, da er aber mit den Namens- und Persons-
verhältnissen der niederländischen Maler nur sehr dürftig
vertraut war, sagte er M e m 1 i n g, da für ihn speziell
alles Memling hieß, welchen Namen er fortwährend im
Munde führt. Diese Hypothese ist sehr glaubwürdig und
es dürfte wohl der älteste der Familie, Alesandre
Beninc, der dritte Miniator des Breviariums Gri-
mani sein.

B e f f r o i. II. 306 : — A. K. L. III. 531; — Dur-
rieu in Gaz. d. B. Arts 1891. II. 61.

Beninc. Lievine Beninc, Miniatur-
malerin aus Brügge, Tochter und Schülerin
des Simon B. Sie heiratete in Brügge Georg
Teerling aus Blankenberghe (nicht, wie
Sanderus sagt, einen Engländer) und er-
scheint 1545 zuletzt in Brügge erwähnt.
Sie ging kurz darauf nach England, wo
sie unter Heinrich VIII., Eduard VI., dem
Protektor Eduard Seymour, und unter
Maria und Elisabeth als Maistris Levyn
Terling paintrix tätig war. Am Johannis-

tage 1547 erhält sie einen Jahresgehalt
von 40 Pf. St.; 1556 überreichte sie der
Königin Maria als Neujahrsgabe ein kleines
Gemälde der Dreieinigkeit; 1558 malte sie
ein Portrait der Königin Elisabeth, 1561
eine Kassette mit Bildnissen der Königin
und anderer Personen vom Hofe. Nach
Guicciardini lebte sie noch 1570.

Sanderus. Flandria illustrata Ed. 1735. II. p. 175;

— Vasari (Ed. Florenz 1823. V. p. 293). Levina,
figlia di maestro Simone da Bruggia suddetto, che
dal detto Enrico d'Inghilterra fu maritata nobilmente,
ed avuta in pregio della reina Maria siccome ancore e
dalla reina Lisabetta; ■— Guicciardini. Anvers. 1582.
p. 153; ■— J. G. N i c h o 1 s. Notices of the Contempo-
raries and Successors of Holbein. Londres 1863.
p. 39; — Kramm. I. 174; — Beffroi. II. 307;

— A. K. L. III. 535.

Bening. Paul Bening, Sohn des
Alexander und Bruder des Simon und der
Lievina B., führte auch den Titel Maitre
und scheint ebenfalls Künstler gewesen zu
sein. Durrieu vermutet hinter dem Mono-
gramm P. B. in dem älteren Livre d'Heures
des Kaisers Maximilian diesen vergessenen
Paul Bening, da das Buch gewisse Fami-
lienähnlichkeiten aufweist (s. auch Chme-
larz in: Ost. Jahrb. VII. 201).

Bening. Simon Bening, Illuminator
und Miniaturist, Sohn des Alexandre B.,
geb. zu Gent, nach Weale in Antwerpen,
wahrscheinlich vor 1485, f zu Brügge 1561;
1508 ist er Meister der Librairiers zu
Brügge und mit zeitweiligen Unterbrechun-
gen in Gent, Antwerpen, Brüssel und Lon-
don, ist er in Brügge tätig, wo er 1519
nach dem Tode seines Vaters das Bürger-
recht kauft und bis 1546 nachgewiesen
ist. Seine erste Frau Katharina Scroo
starb 1542, nachdem sie ihm 5 Töchter,
darunter Lievina, geboren hatte. Seine
zweite Frau starb 8. Mai 1555. Guicciar-
dini und Vasari, Denis Harduin (Elenchus
sive Catalogus illustrium scriptorum Flan-
driae) wie Ant. Sanderus (Flandria illu-
strata, rerum brugensium lib. II.) rühmen
ihn und seine Tochter Lievine; Francesco
d'Hollanda sagt: „Meister Simon war unter
den Flamändern der anmutvollste Kolorist
und derjenige, der am besten die Bäume
und die Ferne wiederzugeben verstand."
1522 schenkte er der Gilde zu Brügge die
Miniatur eines Christus am Kreuze für ein
Missale. In dem Statutenbuche (Wien,
Hofbibliothek) des Ordens vom Goldenen
Vliese malte er die Portraits Philipps des
Guten, Karls des Kühnen, Maximilians von
Österreich, Philipps des Schönen und Karls
V. und die Wappenschilde aller seit Grün-
dung des Ordens ernannten Eitter, 184 an
der Zahl. Er erhielt dafür 2028 Livres Pari-
sis. Der Stammbaum des portugiesischen
Herrscherhauses, 1530 auf Bestellung des
Infanten Don Fernando begonnen, nach
 
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