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Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst / Korrespondenzblatt — 7.1888

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Nr. 4 (April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37252#0052
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Mauern fand und findet man statt römischer
Gegenstände nur Hohlziegel.
(W. Gross.)
.‘57. Dacianus lind Bictius Varus. F. Görres
sagt in seinem verdienstliehen Aufsatz über
Rictius Yarus in der Westd. Zeitschrift
VII S. 34 Anm. 16: „Die Geschichtlich-
keit des dämonischen Christenverfolgers
Dacianus ist auch durch eine echte, von
'Gruterus veröffentlichte, Inschrift bezeugt,
wonach er die Grenzen zwischen dem Ge-
biete von Fax Iulia und jenem von Ebora
• Städte des südlichen Lusitanien!) bestimmt
hat, vgl. Gibbon“ u. s. w. — Wenn aber
•die Geschichtlichkeit des Dacianus ledig-
lich auf diesem Denkmale beruhte, so wäre
>es schlecht um sie bestellt. Denn es han-
delt sich um die Inschrift, welche bei
•Grnter p. 199, 4 steht, und diese ist un-
-eeht, ein Machwerk des bekannten Fälschers
Resende; sie findet sich in dem (bereits
1869) von Hübner veröffentlichten 2. Bande
•des Corpus Inscr. Lat. unter den spuriae
als n. 17.* Einen Verteidiger wird diese
Fiction hoffentlich nicht mehr finden. Man
beachte nur die beiden archaisirenden keine
in der nicht minder singulären Formel keine
Pacenses, keine Ißborenses, ferner das termi-
, ,nis im Ablativ und ohne Verbum. Beson-
ders verräterisch ist aber die in Inschriften
unerhörte Einfügung von Iovio und jErculeo
(sic!) in die Nomenclatur des Diocletian
und Maximian, zu welcher der Fälscher
durch Münzen (s. Eckhel VIII p. 9) ver-
führt wurde. Resende hat die Stadt Ebora
•und den ager Pacemis mit Erinnerungen
an Viriatus, Sertorius und Iulius Caesar
ausgestattet (s. Hübner n. 9*—12*, 14*—
16*) und ist deshalb schon im 17. Jahrhun-
dert durch einen einheimischen Gelehrten
verspottet worden (s. Hübner p. 14). Un-
ter diesen berühmten Personen durfte na-
türlich der Datianus (so schreibt Resende)
nicht fehlen.
Was den Rictius Varus oder Rictiova-
rus betrifft, so sei hier erwähnt, dass dieser
mythische Wüterich auch bei Tholey in
dem auf einem Ausläufer des Scliauenber-
ges gelegenen „Yaruswalde“ sein Wesen
getrieben haben soll. So heisst es in dem
alten Lagerbuch der Abtei Tholey in einem
Aktenstück des J. 1755: „allwo nach dem

gemeinen Gespräch eine von dem Rixiovaro
her erbawte Statt zur Zeit solle gestanden
haben“ (s. Ehester, Bonner Jahrbb. 49 S.
188 fg). Aber hier lautet der Name die-
ses Gehölzes noch „Waresswäldtgen“. In
dem 1. Bericht des Vereins von St. Wendel,
1838 S. 15 liest man: „Die Sage des Vol-
kes meldet, wie gewöhnlich übertreibend,
von einer Stadt AVarres’, die sich bis zur
Saar erstreckt habe; sie fügt hinzu, ein
goldner Wagen liege dort in der Erde ver-
borgen, desseh Deichsel so nahe an die
Oberfläche reiche, dass ein Hahn sie aus-
scharren könne.“ — Die Form AVareswald’
werden wir weiter unten finden. — Die
Beziehung auf Rictius Varus beruht also
offenbar nur auf einer falschen Etymologie
dieses Namens, und infolge derselben ist
dann erst in neuester Zeit die Schreibung
'Varuswald’ eingeführt worden. Die dor-
tige römische Ansiedelung existierte jeden-
falls schon in bedeutend älterer Zeit, wie
die Inschriften und namentlich auch (vgl.
F. W. Schmidt, Bonner Jahrbb. 31 S. 213)
die Münzen lehren. Zu den von Brambach
n. 751 fg., von Ehester a. a. 0. und von
Bergk, B. J. 55 S. 245 veröffentlichten In-
schriften ist (wie bei dieser Gelegenheit
bemerkt sei) namentlich noch zu fügen die
von Robert, epigraphie de la Moselle I
(1873) p. 59 besprochene und abgebildete
Bronzeplatte von einem dem (Mereurius)
Visucius geweihten Denkmal. Robert hat
irrtümlich angenommen, dass dieselbe in
einer Ortschaft im Departement de la Mo-
selle gefunden sei, und sie deshalb in die-
ser seiner Sammlung veröffentlicht, denn
er sagt: „trouve ä Wareswäld (Moselle)“.
Einen solchen Ort giebt es aber in dem
Mosel-Departement nicht, und ich weiss
aus anderer Quelle, dass die Platte aus
Tholey stammt. Nach einer in den Cor-
pus-Scheden befindlichen Mitteilung Julius
Friedländer’s besitzt nämlich das (Berliner)
Museum eine bei Tholey gefundene und
mit der Böcking’schen Sammlung 1858 er-
worbene „Platte von ganz dünnem Silber-
blech, welche wohl mit einem andern Stoff
gefuttert war“. Die Inschrift stimmt voll-
kommen mit der von Robert abgebildeten
(nur fehlt auf dem Silberplättchen der
Rest des L in der letzten Zeile), desglei-
 
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