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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Wattenbach, Wilhelm: Die Kongregation der Schottenklöster in Deutschland, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0058
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50 DIE KONGREGATION DER SCHOTTENKLÖSTER IN DEUTSCHLAND.

von ihnen hochverehrt, der 1012 bei Stockerau erschlagene Pilger Kolomann, Schutz-
patron von Melk und später von ganz Niederöstreieh. Als daher der Herzog, da er Baiern
nicht behaupten konnte, seine eigene Sladl Wien, die alte Römerstadt Vindobona, die er
aber fälschlich für Faviana hielt, aus dein Dunkel hervorzog, in dein es so lange verborgen
gewesen, als er fremde Kaufleute dorthin, zog, sich selber eine Burg erbaute, und nun,
wie es sich gebührte, auch ein Kloster für das geistliche Bedürfniss seiner neuen Pflanzung
zu errichten gedachte, da übergab er dieses dein Abte Gregor von S. Jakob, und im
Jahre 1159 nach Paricius S. 284 begab sich dahin eine Kolonie unter dem ersten Abte
Sanctinus, der wegen seiner Frömmigkeit hoch gepriesen wird. *) Waren es doch ohne
Zweifel grossentheils Regensburger Kaulleute, welche sich an dem neuen Marktplatze nieder-
liessen, und diese mussten, um sich heimisch zu fühlen, auch ihre SchoUenmönche wieder
finden, denen ja Regensburger Bürger ihre ersten Klöster erbaut hatten. Es scheint über-
haupt, dass diese armen Pilger, welche sich immer in Städten ansiedelten, den Bürgern in
ähnlicher Weise nahe traten und lieb waren, wie später die Bettelmönche; sie füllten so
zuerst die Lücke aus, welche durch die Entwicklung der Städte in der geistlichen Organi-
sation fühlbar wurde, da bisher die Klöster, mit Ausnahme der Bischofsitze, nur in länd-
licher Abgeschiedenheit errichtet waren.

Auch Herzog Heinrichs Feind, der alte Weif, dem die schreckliche Pest des Jahres
1167, welche dem Kaiser Barbarossa last sein ganzes siegreiches Heer raubte, auch seinen
einzigen Sohn entrissen halte, stiftete zu dessen Andenken in Memmingen ein Kloster,
wohin sich aus S. Jakob der Prior Maurus oder Mardach mit zwölf Brüdern begab, nach
Paricius im Jahre 1178. **)

Auch der Propst Walbrun von Eichstedt übergab seine Kirche, welche er vor
dieser Stadt in der Osten-Vorstadt zu Ehren des heiligen Kreuzes erbaut und mit 17 Pflü-
gen Landes ausgestattet hatte, dem Abte Gregor und dem Volk der Schotten; dahin begab
sich im Jahre 1183 Gerhard, der Prior von Weih S. Peter, mit sechs Gefährten.

Auch nach Erfurt scheint eine Kolonie von S. Jakob gegangen zu sein; es ist in-
dessen über den Ursprung des dortigen Schottenstiftes nichts bekannt ausser einem Zusatz, der
sich in späten Abschriften der Chronik des Lambert von Hersfeld findet, und besagt, das Kloster
sei bereits im Jahre 1036 durch Walther von Glisberg gestiftet worden. Darauf kann man gar
nichts geben; im Jahre 1211 aber finden wir den Abt Trinot von Erfurt auf einein Kapitel der
Schottenäbte zu Regensburg, und 1225 bestätigt der Erzbischof Siegfrid von Mainz urkundlich
die Unterordnung des Erfurter Schotlenklosters unter den Abt von S. Jakob. ***)

*) Eine Aufzeichnung Mon. Germ. SS. IX, 615 setzt die Stiftung in das Jahr I 155. Die Stiftungsbriefe sind von
1161; s. A. v. Meilleb, Regesten der Babenberger S. 41. 43. 227. Zappert 1. 1. p. 103. Die Urkunde von 1158 ist ohne
Zweifel ganz zu verwerfen; doch könnte eine vernichtete Urkunde mit dieser Palirung zu der Fälschung als Muster ge-
dient haben.

**| Pawcius S. ,286. Origincs Guelficac III. 37*. n. In der V. Mariani wird diese Stiftung nicht erwähnt. Hess
bemühte sich in Memmingen vergeblich, mehr über die Schicksale dieses Stiftes zu erfahren. Mon. Guelf. p. 104.
***! Pawcius S. 287. 290. Ebenso Erzbischof Wcrnher im J. 1276. Ried S. 10,
 
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