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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Waagen, Gustav Friedrich: Ueber byzantinische Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0106
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98 UE1SER BYZANTINISCHE MINIATUREN.

noch erkennen, dass sie ebenfalls menschlich gewesen. Bei einigen, sehr verdorbenen Vor-
stellungen, z. B. der Geburt Christi und der Verkündigung der Hirten, Blatt 2 a., sieht man
wenigstens noch, dass sie in der Auffassung ganz mit anderen byzantinischen Bildern der-
selben Gegenstände übereinstimmen. Sehr merkwürdig als Beispiel, wie die aus dem heid-
nischen Alterthum überkommenen Personifikationen in der Form christlicher Kunst ausge-
bildet werden, ist eine Vorstellung Bl. 3 a. Durch die Beischrift, vnvoi, lernen wir näm-
lich, dass ein Engel, welcher dem schlafenden David mit einem runden, goldenen Wedel
Kühlung zufächelt, den Schlaf vorstellt. Besonders beachtenswert!] ist, dass jene byzantini-
sche Weise sich vorzugsweise bei byzantinischen Heiligen, deren künstlerische Darstellung
nothwendig erst in eine etwas spätere Zeit fällt, in allen Theilen ausgebildet findet. So er-
scheint der vor einem Singepult mit einer brennenden Kerze in der Bechten stehende heil.
Basilius, Bl. 3 b., ganz in jener vertrockneten Form, in jener braunen Farbe. Mir neu ist
die Darstellung der Engel, Bl. 8 a., zu den Seiten des in Purpurrock und blauem Mantel
thronend segnenden Christus. Aus den vier grossen, nach oben und unten zusammen-
geschlagenen, theils schönfarbigen, theils goldenen Flügeln, ragen nur die Köpfe mit golde-
nen Mimben, und die zierlichen Hände und Füsse hervor. An den Schultern haben sie
Thierköpfe, aus deren Bachen Feuer fährt. Am wahrscheinlichsten sollen sie die Ordnung
der Engel darstellen, welche die byzantinische Kirche die tmfd/uo^p&t nennt, weil sie die
vier Attribute der Evangelisten vereinigen. Hiernach sind die Thierköpfe an den Schultern
die von Löwe und Ochse. Der Adlerskopf, welchen sie zwischen den beiden oberen Flü-
geln haben sollen, mag hier verwischt sein. Der erhaltene Kopf des einen ist fein in der
Form, würdig im Ausdruck. Unter den öfter vorkommenden Vorstellungen des vor Gott-
vater im Gebet hingeworfenen David zeichnet sich die Bl. IIb. durch die gute Erhaltung
und durch den sehr gelungenen Ausdruck der Verehrung in dem Köpfchen des in könig-
licher Pracht, einem zinnoberrothen Rock mit goldnem Saum, einem Purpurmanlei und einer
flachen goldenen Krone, erscheinenden David besonders aus. Grosse Beachtung verdient
die Darstellung der Apostel und Evangelisten Petrus, Paulus, Johannes, Matthäus, Marcus,
Lucas, Simon, Andreas, Jacobus, Philippus, Thomas und Bartholomäus mit beigeschriehenen
Namen, auf den Bl. 19 b. und 20 a., deren jeder, thronend, einer Anzahl von vor ihm ste-
henden Zuhörern mit erhobener Rechten das Evangelium predigt. Bei dem Thomas sind
diese, in Beziehung seiner Bekehrung der Mohren, schwarz. Petrus erscheint hier in dem
bekannten Typus, indess, nach der früheren Weise, noch ohne Glatze, obwohl schon mit
weissem Haar. So ist auch das des Paulus weiss. Leider ist der untere Theil seines Ge-
sichts verwischt. Johannes ist als Greis aufgefasst, Jacobus hat einen langen, braunen Bart.
Die Gewänder des Petrus bestehen hier schon, wie später, in einer blauen Tunica und einer
gelben Toga, welche nur hier mehr gegen das Orange zieht, die des Paulus in einer hell-
blauen Tunica und einer Toga von dunklem Purpur. Sehr eigentümlich ist es Bl. 21 a.
ausgedrückt, dass Hezekias von Gottes Gnaden den Juden zum König gesetzt worden. Von
drei Kriegern auf einem stählernen Schilde mit goldenem Rande emporgehoben, in eine
 
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