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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Nochmals Mainz, Speier, Worms, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0134
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126 DIR DOME ZU MAINZ, SPEIER UND WORMS.

Hess mich aber stets der für mich nicht ganz genügend durchzuführende Beweis von der
vollen Adoption dieser Lösung abstehen.

Es ist nicht zu verkennen, dass dieselbe doch nicht ganz so einfach ist, und noch
andre Schwierigkeiten damit zusammenhängen. Es kam nicht allein darauf an, die Halbsäu-
lenvorlagen nach dem Mittelschiffe hin den an sich nicht sehr starken Pfeilern vorzubinden,
sondern auch die der Seitenschiffe, was für die ganze Anlage eine keineswegs sehr solide
Construction ergiebt. Wollte man aber annehmen, die Seitenschiffe seien etwa schon ur-
sprünglich überwölbt gewesen, was man, mit Rücksicht auf die Zeit der Entstehung, etwa
am Ende des XI. Jahrhunderts, in vereinzelten und ausgezeichneten Fällen wohl zugeben
kann (in S. M. in Capitolio zu Cöln bereits in der Mitte desselben), so steht dem wieder
die Schwierigkeit entgegen, dass die entsprechenden Halbsäulen der Aussenwände, wie die
von mir mitgetheilte Untersuchung lehrt, offenbar beweisen, dass dieselben ohne jene Zu-
sätze bereits ihre volle Höbe hatten, ehe man ihnen die Halbsäulen nachträglich einband.
Mein Freund hält allerdings die Beispiele von Bremen und Augsburg entgegen, wo Aehn-
liches geschehen. Ich erwidre aber darauf, dass bei diesen beiden Kirchen schon der Um-
stand abweisender Art ist, dass die Pfeileröffnungen bis zum Kämpfer hinauf nur etwa 1 '/a
mal so hoch wie breit sind, während die drei rheinischen Dome das doppelte Maass und
darüber zeigen; ferner dass in Speier nicht minder wie bei den beiden anderen die von mir
besonders hervorgehobenen flachen Wandvorsprünge, welche oberhalb der Kämpfer beginnen
und den Blendbögen als Stütze dienen, den Arkadenbögen bereits gleichzeitig sind, für sich
aber schon auf einen hochstrebenden, den Verhältnissen der jetzigen Gewölbkirchen verwand-
ten Bau hinweisen, dessen Höhenverhältnisse diejenigen der übrigen sicher datirten Basiliken
des XI. Jahrhunderts bei weitem übertreffen, und deshalb als nicht wahrscheinlich erscheinen
lassen. Auch ist zu beachten, dass der obere Fenstergaden, einschliesslich der Fensteruin-
fassungen, aus schöngefugten Werksteinen erbaut ist, während die älteren Mauern der Sei-
tenschiffe, wie alle bekannten Bauwerke des XI. Jahrhunderts, nur von Bruchsteinen er-
richtet sind.

Wenn am Dome zu Speier die Frage nicht mit Entschiedenheit gelöst werden konnte,
ob in den jetzigen Arkaden des Mittelschiffes noch etwa ein Best der ursprünglichen An-
ordnung des XI. Jahrhunderts übrig geblieben sei, so hat mich dagegen das Mauerwerk des
Mainzer Doms davon überzeugt, dass die Arkadenstellung nur einer und derselben Zeit an-
gehört, d. h. dem Neubaue des XII. Jahrhunderts. Wenn mein verehrter Freund einmal Ge-
legenheit haben wird, den Dorn in allen fraglichen Theilen, im Aeussern wie im Innern und
unter den Dächern (namentlich auch der Seitenschiffe), so genau zu untersuchen, wie es mir
möglich gewesen, so zweifle ich nicht daran, dass er auch zu demselbeu Resultate kommen
werde, wie ich, der ich vor jener Untersuchung dieselbe Ansicht hegte, wie er noch gegen-
wärtig. Die vou ihm für möglich gehaltene Umänderung der Kämpferprofile nach Hinzufü-
gung der Gewölbträger hat wenig innere Wahrscheinlichkeit, und wird durch den Anblick
keineswegs bestätigt, der das Ganze wie das Einzelne als wie aus einem Gusse gearbeitet
 
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