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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0140
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132 KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN.

den Dom zu Mainz, auf der letzten Seite: „Ausser den hier beschriebenen und bemerkten Denkmalern
und Grabsteine,», befinden sich noch viele andere, sowohl in der Kirche selbst, als im Kreuzgange und
in der im Jahre 1135 vom Erzbischof Adelbert I. neben der Domkirche erbauten St.
Gothards-Kapelle. Wir übergehen sie aber mit Stillschweigen, theils Kürze halber, theils auch weil
sie schon bei Güdenus in Codice diplorn. Tom. II. und in meinen Beiträgen zur Mainzer Geschichte, Bd. II.,
wie auch anderswo sind beschrieben worden."

Werner, in seinem Werke: „Der Dom zu Mainz und seine Denkmäler", Band I. S. 565, sagt:
„Er (Adclbert I.) starb nach einer mühsamen und ruhmvollen Regierung im Jahr 1137, und ward in der
von ihm neben der Domkirche erbauten St. Gothards-Kapelle beerdigt. Dieses erhellt vorzüglich daraus,
dass die Viclorenser, deren vorzüglicher Wohlthäter er gewesen, dessen Anniversarium alljährlich in be-
sagter Kapelle auf das Feierlichste begingen. Dieses würde daselbst nicht gehalten worden sein, wenn
Adelbert, wie manche wähnen, zu Eberbach beerdigt worden; denn in diesem Falle würde das Stift in
ihrer (seiner) eigenen Kirche dessen Jahrgedächtniss gefeiert haben."

Cochlaeus, angeführt von Serariüs, L. I. c. 31, und aus diesem von Joannis (Berum Moguntiac.
L. I. p. 70), sagt: „Mogunliae aedes vetusta est, quae S. Golharäi vulgo dicüur, proxime aedem metropolita-
nae ecclesiae, in qua sane aedicula el inferne et supeme conspiciuntur plura altaria, eaque vetustissima; quo-
rum tria, superne non lange ab invicem distantia, dieunlur juxta rilum Graecorum extrueta bene
aha el partim ampla."

Dazu bemerkt Joannis: „Hoc S. Gothardi sacelhm, per quod in ipsam aedem e foro itur, omnium
ulique velustissimum esse, res loquitur ipsa. In eo tarnen hodie nonnisi unicum conspicias altare, positum qui-
dem an. MCXXXVIII, XI kal. Julii, consecralumque a Buggone, Vangioum Antislite; quo videalnr, quam,
tomo IV. in libello de Vicariis legere licebil, narralio, tabellae, allari a latere dextro adßxae, inscripla."

Die hier erwähnte Inschrift ist in der von Ihnen angeführten Stelle bei Würdwein (II. 542) zu
lesen. Die ebenda abgedruckte, von Ihnen angezogene Dotationsurkunde Adelberl's I. vom 7. März 1136
sagt, dass aus dem Ertrage mehrerer Hufen ihm (Adelberten) gehörigen Landes jährlich 10 solidi ad usus
luminarium an die Hofkapelle abgegeben werden sollen. Die erwähnte Inschrift sagt, dass der neben ihr
befindliche Altar (nicht die Kapelle selbst) im Jahre 1138, Indicl. XV, II kal. Julii von dem Bischof Bucco
geweiht worden sei.

Das Nekrologium des Domes, angeführt bei Joannis, p. 552, sagt auf der 294. Seite: „IX kal.
Jul. vigilia Joannis Baptistae obiil Albertus Ärchiepiscopus Moguniinus, sepultus in Capella S.
Gothardi, ubi cantabuntur vigiliae majores cum magnis responsoriis, et dat Camerarius Dominorum qua-
tuor candelas de qualuor libris cerae, et cantatur ibidem Missa animarum."

Das Nekrologium meint hier offenbar den Erzbischof Adelbert den ersten, welcher, nach Dode-
chiinus und Anderen, wirklich am Vorabend des Johannistages, d. i. am 23. Juni (IX kal. Julii) gestorben
ist. Joannis bezieht die Worle des Nekrologs ganz irrig auf Adelbert II. Kein einziger Chronograph
lügst diesen zweiten Adelbert am 23. Juni sterben.

Dass Adelbert I. den Bau der fraglichen Kapelle schon im Jahre 1115 oder gar schon 1111 be-
gonnen, und demnach 22 oder 26 Jahre daran gebaut haben sollte, ohne sie dennoch völlig zu Ende zu
bringen, ist eine unannehmbare Hypothese. Nicht viel mehr als ein Vierteljahrhundert genügte damals
schon, nm sehr weitschichtige Domkirchen zu erbauen; ein so kleines, so einfaches, so nüchtern gehal-
tenes Gebäude wie die Gothards-Kapelle aber konnte auch damals ganz wohl in Zeit von 3 Jahren von
Grund aus erbaut und zu Ende geführt werden.

Die zwanzig Jahre, welche von der Befreiung Adelberts aus dem Kerker bis zum Beginne des
Baues seiner Hofkapelle (1115—1135) verflossen, waren für diesen Fürsten so stürmisch und brachten
ihm so viele Sorgen und Geschäfte, dass er wohl nicht früher an diesen Bau denken konnte. Wohl aus
demselben Grunde konnte er erst im Jahre 1135 Zeit finden, die Bürger von Mainz für seine, zwanzig
Jahre früher erwirkte Befreiung durch die Privilegien zu belohnen, deren Verleihung in die metallenen
Tbüren des Doms eingegraben ist.

ScnuiNK, welcher im Jahre 1809 schon ein aller Mann war, und lange vor dem Ausbruche der
französischen Revolution die Archive des Domes durchforscht halle, welche im Revolutionskriege zerstreut
und vernichtet worden sind, hat gewiss nicht ohne guten Grund behauptet, dass die Gothards-Kapelle im
Jahre 113 5 erbaut (wenn auch nicht vollendet) worden sei.
 
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