166 ARCHÄOLOGISCHE REISEBERICHTE. — MAGDEBURG.
Reichthum edelster Details. Diesmal aber galt es nicht allein, die Kunstwerke in ihrer
Eigentümlichkeit auf mich einwirken zu lassen, und dieser Einwirkung mich freudig hinzu-
geben; ich musste mir auch Rechenschaft zu geben suchen von den Ursachen, welche diese
oder andere Wirkungen hervorbrachten. Es galt ein genaueres Studium der Monumente, ihrer
Geschichte u. s. w., nicht minder musste deren Erhaltung oder Verderbung in's Auge ge-
fasst und den Mitteln nachgedacht werden, letztere zu entfernen und erslere zu fördern.
Magdeburg inmitten einer der reichsten Gegenden Deutschlands, der berühmten Börde
gelegen, hart am Rande des massig hohen Eibufers, wo der nur flache Boden die letzten nach
Nordosten in die baltischen Ebenen vorgeschobenen Steinbrüche (Grauwacke) birgt war schon
aus diesem Grunde ein natürliches Emporium des dahinter gelegenen fruchtbaren Land-
strichs, bis zur nördlichen Abdachung des Harzes hin. Auch die politischen Verhältnisse
trugen dazu bei. Am rechten sandigen Ufer der Elbe sassen gewiss schon seit den späte-
ren Zeiten der Völkerwanderung die Slaven, die nördlich der Ohre, eines Nebenflusses, der
nur wenig über eine Meile von Magdeburg entfernt in das linke Ufer der Elbe einfliesst,
auch diesen mächtigen Strom überschritten und sich daselbst zeitweise festsetzten. Es scheint,
dass auch hier, wie anderwärts, diese Lage hart an der Grenze zum Aufblühen des Orts
wesentlich beigetragen hat. Nicht nur als natürliches Emporium des Handels beider Natio-
nen blühend, ward Magdeburg dadurch noch wichtiger, dass die Herrscher Deutschlands an-
erkannten, hier sei der Schwerpunkt zur Verteidigung der deutschen Grenzen gegen eine
erneute Ueberfluthung durch die Slaven und zugleich der wichtigste Ausgangspunkt, um
Christenthum und deutsche Gesittung in die östlichen Gegenden zu tragen. Vorzugsweise
erkannte dies der grosse Otto, der nicht nur die höchste irdische Würde mit der deutschen
Königskrone für immer zu verbinden wusste, sondern auch gleichzeitig dieser doppelten
Krone dadurch eine fortwährende Auffrischung zudachte, dass er sie so zu sagen auf diesen
Kampfplatz Magdeburg fundirte, um sie durch träge Ruhe nicht ausarten zu lassen; was denn
leider schon unter seinem Enkel geschah, als dieser sich nicht nur von der Gegend des
Kampfes, sondern sogar aus dem Quellende seiner Macht, Deutschland, zurückzog, um unter
den nur noch dem Namen nach vegelirenden Römern in byzantinischer Nachahmung jämmer-
lich zu versiechen und das Reich dem Rande des Verderbens entgegenzuführen.
Glücklicherweise halte Otto der Grosse in Magdeburg eine Stiftung hinterlassen, die
auch später, als die Kaiser sich von dort und aus dem alten Sachscnlande überhaupt zu-
rückgezogen hallen, die Wahrung der Grenze und später die Ausbreitung des Christenthums
in Deutschland weit nach Osten hin in doppelter Weise anbahnten. Es ist bekannt, welche
Kämpfe er mit dem Bischof Bernhard von Ualbersladl hatte, um diesen zu bewegen, seinen
Diöcesanrechlen über Magdeburg und dessen nähere Umgebung zu entsagen, um dann hier
ein Erzbisthum für den deutsch-slavischen Nordosten zu gründen. Die ehemals bei der
alten Kaiserburg, neben der jetzigen St. Peterskirche, gelegene St. Stephanskapelle, bezeugt
noch, dass die älteste Stiftung dieser alten Festung in Abhängigkeit von dem Schutzheiligen
des Halberslädlcr Bisthums sland. Seine neue Stiftung musste Oüo, unter der Form einer
Reichthum edelster Details. Diesmal aber galt es nicht allein, die Kunstwerke in ihrer
Eigentümlichkeit auf mich einwirken zu lassen, und dieser Einwirkung mich freudig hinzu-
geben; ich musste mir auch Rechenschaft zu geben suchen von den Ursachen, welche diese
oder andere Wirkungen hervorbrachten. Es galt ein genaueres Studium der Monumente, ihrer
Geschichte u. s. w., nicht minder musste deren Erhaltung oder Verderbung in's Auge ge-
fasst und den Mitteln nachgedacht werden, letztere zu entfernen und erslere zu fördern.
Magdeburg inmitten einer der reichsten Gegenden Deutschlands, der berühmten Börde
gelegen, hart am Rande des massig hohen Eibufers, wo der nur flache Boden die letzten nach
Nordosten in die baltischen Ebenen vorgeschobenen Steinbrüche (Grauwacke) birgt war schon
aus diesem Grunde ein natürliches Emporium des dahinter gelegenen fruchtbaren Land-
strichs, bis zur nördlichen Abdachung des Harzes hin. Auch die politischen Verhältnisse
trugen dazu bei. Am rechten sandigen Ufer der Elbe sassen gewiss schon seit den späte-
ren Zeiten der Völkerwanderung die Slaven, die nördlich der Ohre, eines Nebenflusses, der
nur wenig über eine Meile von Magdeburg entfernt in das linke Ufer der Elbe einfliesst,
auch diesen mächtigen Strom überschritten und sich daselbst zeitweise festsetzten. Es scheint,
dass auch hier, wie anderwärts, diese Lage hart an der Grenze zum Aufblühen des Orts
wesentlich beigetragen hat. Nicht nur als natürliches Emporium des Handels beider Natio-
nen blühend, ward Magdeburg dadurch noch wichtiger, dass die Herrscher Deutschlands an-
erkannten, hier sei der Schwerpunkt zur Verteidigung der deutschen Grenzen gegen eine
erneute Ueberfluthung durch die Slaven und zugleich der wichtigste Ausgangspunkt, um
Christenthum und deutsche Gesittung in die östlichen Gegenden zu tragen. Vorzugsweise
erkannte dies der grosse Otto, der nicht nur die höchste irdische Würde mit der deutschen
Königskrone für immer zu verbinden wusste, sondern auch gleichzeitig dieser doppelten
Krone dadurch eine fortwährende Auffrischung zudachte, dass er sie so zu sagen auf diesen
Kampfplatz Magdeburg fundirte, um sie durch träge Ruhe nicht ausarten zu lassen; was denn
leider schon unter seinem Enkel geschah, als dieser sich nicht nur von der Gegend des
Kampfes, sondern sogar aus dem Quellende seiner Macht, Deutschland, zurückzog, um unter
den nur noch dem Namen nach vegelirenden Römern in byzantinischer Nachahmung jämmer-
lich zu versiechen und das Reich dem Rande des Verderbens entgegenzuführen.
Glücklicherweise halte Otto der Grosse in Magdeburg eine Stiftung hinterlassen, die
auch später, als die Kaiser sich von dort und aus dem alten Sachscnlande überhaupt zu-
rückgezogen hallen, die Wahrung der Grenze und später die Ausbreitung des Christenthums
in Deutschland weit nach Osten hin in doppelter Weise anbahnten. Es ist bekannt, welche
Kämpfe er mit dem Bischof Bernhard von Ualbersladl hatte, um diesen zu bewegen, seinen
Diöcesanrechlen über Magdeburg und dessen nähere Umgebung zu entsagen, um dann hier
ein Erzbisthum für den deutsch-slavischen Nordosten zu gründen. Die ehemals bei der
alten Kaiserburg, neben der jetzigen St. Peterskirche, gelegene St. Stephanskapelle, bezeugt
noch, dass die älteste Stiftung dieser alten Festung in Abhängigkeit von dem Schutzheiligen
des Halberslädlcr Bisthums sland. Seine neue Stiftung musste Oüo, unter der Form einer