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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Archäologische Reiseberichte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0188
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180 ARCHÄOLOGISCHE REISEBERICHTE. ---- MAGDEBURG. (MARIENKIRCHE.)

Theile erst dem Erzbischole Werner (1064—1078) angehören, dass dieser den Bau aber
schwerlich vollendet hat, da das Verdienst des Erzbischofs Heinrich (1102—1107), das ihm
ein Begräbniss in der Kirche verschaffte, nur im Weiterbau des von seinem Vorfahr begon-
nenen Baues bestanden haben kann. Die späteren Formen, welche im Langhause vorherr-
schen, lassen den Charakter um die Mitte des XU. Jahrhunderts und später nicht verken-
nen, und hängen daher offenbar mit den grossartigen Schöpfungen zusammen, die Erzbischof
Norbert vornehmen musste, als er die ruinirte Kirche herstellte, um sie dem 1129 errich-
teten Prämonstratenser-Kloster zu übergeben. Die grosse Uebereinstimmung einiger dieser
Bauformen mit denen, welche in den Klostergebäuden herrschen, bestätigt dies noch mehr,
da letztere in ihrer bedeutenden Ausdehnung nicht dem früheren sehr beschränkten
Stifte, sondern nur dem grossen und mächtigen Prämonstratenser-Kloster entsprechen. Wenn
der jetzige Thurmbau und die Erneuerung der Krypta einen verhältnissmässig noch jün-
geren Charakter zeigen, so werden sie wohl erst der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts
entsprechen, wie es denn nicht ungewöhnlich ist, dass auch die reichsten Klöster noch sehr
lange warten mussten, ehe sie in den ruhigen Genuss ihrer Baulichkeiten gelangten. Die
Obergeschosse des Thurmhaues würden der Periode nach dem Brande von 1188 wohl ent-
sprechen, wenn man nicht erwarten sollte, dass man nach einem solchen Brande nöthigere
Bauten, als die Erhöhung der Thürme vorzunehmen gehabt hätte. Doch können sie jeden-
falls nicht älter sein. Der innere Umbau nimmt dann die letzte und jüngste Periode ein,
er fällt ganz in das XIII. Jahrhundert und dürfte nicht vor der Mitte desselben, oder selbst
nach derselben vollendet sein.

Die sonst so begründete Annahme, dass die Schlosskirche zu Quedlinburg erst
zwischen 1070—1129 gebaut sei (folglich auch die zu Wesler-Gröningen), wird also durch
die Baugeschichte der Marienkirche zu Magdeburg bestätigt.

v. Quast.
 
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