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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0190
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182 KLEINERE AUFSÄTZE UND NOTIZEN.

gewiesenen ehemaligen Taufkirchen. Herr v. Sacken hat (a. a. 0.) die hohe Bedeutsamkeit der alten
Römerstadt dargethan, die ehemals aus zwei Haupttheilen, der mehr Ostlieh gelegenen Militärstadt,
und der mehr westlichen hürgerlichen bestand, und dass namentlich der jetzige Ort Petronell
sich an Stelle der letzteren befindet. Bei der alten Bedeutsamkeit jener grossen Stadt ist wohl mit
Sicherheit anzunehmen, dass sie nach Einführung des Christenthums der Sitz eines Bischofs wurde, da
sie sich des Ranges einer Civitas, wo nicht, einer Metropolis von Ober-Pannonien erfreute. Die Anlage
eines Baptisteriums neben der ehemaligen Cathedrale versteht sich dann von selbst. Wenn nun auch,
jm Laufe der Jahrhunderte und der hier vorzugsweise bis in die letzten Jahrhunderte herab verwüsten-
den Völkerzüge, alle römischen und altchristlichen Organismen völlig zerstört wurden, so dass die spä-
teren mittelalterlichen Diöcesaneinrichtungen auf völlig neuer Basis entstanden, so ist doch, wie Frei-
herr v. Sacken (S. 98) sehr schön nachweist, die Continuilät der städtischen Einrichtungen überall, trotz
aller Verwüstungen, zu erkennen. Dieser traditionellen Continuität schreibe ich auch den ersten Ursprung
unserer Kapelle zu, der gewiss auch, wenigstens anfänglich, der Titel Johannes des Täufers nicht gefehlt
haben wird; nur halte ich es für sehr möglich, dass schon sehr früh auch hier, wie bei der Mehrzahl
der übrigen ehemaligen Baptisterien, die Kapelle eine anderweitige Bestimmung erhielt, und selbst, gleich
den übrigen Rundbauten Oestreichs, als Grabkirche dienen mochte, nur noch in dem Relief und vielleicht
dem Titel ihren Ursprung andeutend; möglicherweise ward sie, die ihre Rundform der ursprünglichen
Bestimmung verdankte, Ursache der Nachbildung für die übrigen, dieselbe Form habenden Kapellen. Das
Alter der Kapelle zu Petronell kann ich aber nicht höher hinaufrücken, als das der Mehrzahl der bisher
bekannt gewordenen. Namentlich entsprechen die Details sehr denen der benachbarten Altenburger
Kirchen, die nachweislich erst Anfang des XIII. Jahrhunderts entstanden sind; die Gewölbconstructionen
erscheinen sogar noch als jüngere Elemente. v. Q.

2. Befestigungskunst des Mittelalters. — Auszug aus einem Briefe an Herrn v. C.: „Zunächst
stimme ich Ihnen vollständig darin bei, dass die Befestigungs-Baukunst, wie sie von den letzten Bömerzei-
ten überliefert, und namentlich von Byzanz aus ausgebildet und verbreitet wurde, die Basis der des Mittelalters
ist. Daneben geht aber eine gewisse den nordischen Völkern schon vorher eigenthümliche rohe Erd-
und Pfahlbefestigung her, wie sie namentlich in den Ländern, wohin der Römische EinfltlSS niemals drang,
häufig vorkommt. — Auch auf die Bümischen Castelle in Gallien hatte sie bereits vorher Einiluss geübt.
Wahrend der Merowinger und Karolinger Zeiten gewann sie mehr und mehr die Oberhand, je mehr
die klassische Kunst im Abnehmen begriffen war. Zur Zeit des Beginnes der Kreuzzüge mag die Be-
l'estigungskunst den niedrigsten Standpunkt eingenommen haben, wie die Burgen der Normandie zur
Zeit der Eroberung Englands beweisen. Durch den Anblick der byzantinischen und der ihnen nachge-
bildeten arabischen Schlösser und Stadtbefestigungen durch die Kreuzfahrer wurde die antike Tradition
des Abendlandes wieder neu belebt, und die nordische Befestigungskunst hob sich nun in sehr schneller
Weise zu einer nicht gewohnten Höhe, so dass sie bereits im XIII. Jahrhundert auf ihrem Gipfel stand,
den sie im XIV. Jahrhundert innehielt und theilvveise fast noch überbot, um mit dem XV. Jahrhundert
bereits den Schusswaffen Concessionen zu machen." v. Q.

3. Steinernes Haus zu Magdeburg im XII. Jahrh. — Dass steinerne Häuser in den früheren
Jahrhunderten des Mittelalters nicht eben häufig waren, ist im Allgemeinen bekannt. Es ist aber immer
interessant, Näheres hierüber zu erfahren. Wir lesen in dieser Beziehung in einer vom Erzbischof Wig-
mann von Magdeburg (1152—1192) ausgestellten Urkunde von dem Tausche, den das I'rämonstr. Kl. U.
L. Fr. daselbst wegen eines steinernen Hauses machte, folgende anschauliche Darstellung: . . . Notum
esse volumus .... quod voluntate et assensu nostro concambium quoddam factum est inter Med. b. M. in
Magd, et fidelem nostrum Conradum Schultetum civ. Magd., cuius rei ordo hie est. Fratres Eccl. b. M.
aream habebant prope eimiterhm b. Joannis Ev. Super hac area iidem fratres dorn um lapideam
magnis expensis edifieaverunt, usibus utique eorum profuturam. Cum autem prefatus Conradus Scultetus
domum illam sibi videret tarn ex situ loci, quam ex venustate strueture, congruam et oporlunam, pro
ea obtinenda instanter agere cepit. Post multam itaque moram nobis mediantibus in hac re desiderio suo
politus est. Er erhielt es gegen 4 Hufen, in Nesleve und Widerikestorph, auf deren Obereigenthum der Erz-
bischof zu Gunsten des Klosters resignirte (Lki'ckfeld Anl. Praemonstr. 107). Man sieht daraus, welcher
 
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