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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Mannichfaltiges
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0276
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268

KLEINERE AUFSATZE UND NOTIZEN.

Alle diese beschriebenen Heiligenfigürchen sind auf kleinen Klappthiircb.cn angebracht, welche,
mit kleinen Thiirringen versehen, einen kleinen Reliquienbehälter mit vergoldeten Wänden verschliessen.
Das Thürchen selbst, ungefähr l3/4" hoch und l5/s" breit, besteht aus einer 2'" dicken Messingplatte,
welche nach Art der Holzsliicke geschnitten ist. Der Grund der Figuren ist chalcedonfarbig emaillirt,
und die inneren Gewand- und Gesichtslinien, so wie kleine Schaltirungen sind in das Metall gravirt.
Metall und Schmelz scheinen erst nach der Arbeit flach in eine Ebene geschliffen worden zu sein. Das
grosse Doppelkreuz in der Mitte des Schreins besteht gleichfalls aus vergoldetem Messingblech und ist
mit Glasflüssen besetzt, unter denen sich jedoch einige nierenförmige braune Perlen befinden. In der
Mitte desselben ist ein kleiner gekrönter Crucifixus mit dem Kreuznimbus angebracht: eine magere lange
Gestalt mit etwas nach rechts geneigtem Oberkörper, wagerecht ausgebreiteten Armen, in schrägen Falten
anliegendem Hüftentuch und über einander gelegten Füssen. Dieses Kreuz lasst sich herausheben, und
unter demselben befindet sich ein kleineres, welches an einem Charnier zu öffnen ist und eine enge,
kreuzförmige Rinne verschliesst, den innersten Schrein für den nicht mehr vorhandenen Partikel des
wahren Kreuzes. 0.



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Um

2. Taufstein in der Kirche zu Recke, im Reg.-Bez. Munster. Im nordwestlichsten Winkel
Preussens liegt im Kreise Tecklenburg das Dorf Recke, in demselben aber seine sehr beachtenswerte
romanische Kirche.

Schreiber dieses fand bei einer Messung der Kirche im J. 1854 in der Thurm-Vorhalle, welche

als Stall, Vorraths- und Rumpel-
kammer ihrem eigentlichen Zweck
leider nicht entsprechend gebraucht
wird, einen halb in Schutt versun-
kenen Taulstein, dessen uralte Sculp-
turen der näheren Betrachtung werth
schienen. Es ist dieser Taufstein
von roher Arbeit, kreisrund, auf
'S Füssen stehend, aus Sandstein
(scheinbar Benlheimer oder Quader-
sandstein von Bevergern). Die Form,
die ganze Behandlung, die fast nur
eingegrabene Zeichnung des Ranken-
zuges scheint auf hohes Alter hin-
zudeuten und würde etwa mit der
ersten Bauzeit der Kirche zusam-
mengehören, welche in ihrem Aeus-
seren schon augenscheinlich verschie-
dene Bau-Perioden der romanischen
Kunstweise zeigt. Wir erlauben uns,
auf dieses scheinbar seinem Unter-
gange entgegengehende Kunstwerk
aufmerksam zu machen.

mm

HfiBj

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Fig. 38.

Alf. Hartmann, K. Preuss. Baumeister in Oppeln.

N.S. Es sind bereits die nölhigen Schritte geschehen, um den oben gerügten Uebelständen ab-

zuhelfen und den Taufstein in würdigster Weise wieder aufzustellen.

Q.

dereinst zu seiner rechten Hand stehen werden, so finden wir hier den Tag des Heils auf der rechten Seite des Kreuzes
dargestellt, während zur Linken die Nacht herrscht, der böse Schacher hängt, die besiegte Synagoge steht, die Gottlosen
in die äusserste Finslerniss hinausgestossen werden. Es ist hiebei auf einen Charfreitagsgebrauch der syrischen Kirche zu
verweisen, wo das Kreuz zwischen zwei Kerzen zur Verehrung ausgestellt wird, von denen nur eine, und zwar die zur
rechten Hand, angezündet wird. Vergl. Cahier in Texier's Dictionnaire de torfevrerie, p. 588.
 
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