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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 1.1856

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Quast, Ferdinand von: Archäologische Reiseberichte, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3677#0272
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264

ARCHÄOLOGISCHE REISEBERICHTE.

WOLMIRSTÄDT. (STADTKIRCHE.)

verzweifelt, wenn die Resultate der Verhandlungen seit Dezennien völlig erfolglos waren.
Die Isolirung des Innern von dem sie einhüllenden Erdreich, Drainirung des Fussbodens
und zweckmässige Umänderung der Gestühle und Emporen würden aber von wesentlichem
Erfolge sein; noch mehr aber, wenn zugleich auf Herstellung der alten Basilikenform zurück-
gegangen würde.

Denn dass so die frühere Anordnung war, ist leicht zu erkennen, da noch jetzt die
kleinen vermauerten Rundbogenfenster oberhalb der Arkaden sichtbar werden, welche die
Seitenschiffe vom Mittelschiff trennen. Gegenwärtig ist das Dach des letzteren auch über
die ersteren hinübergeschleppt und trägt dadurch nicht wenig dazu bei, die Kirche im In-
nern wie im Aeussern höchst unförmlich erscheinen zu lassen, und ihr das so nölhige Licht
zu entziehen.

Eine genauere Betrachtung lehrt aber, dass die Herstellung der Basilikenform nicht
einfach in der Art möglich ist, dass die Seitenschiffe wie anderwärts ihre Pultdächer unter-
halb der Oberfenster des Mittelschiffs erhalten, indem diese fast bis zur Balkenlage der Sei-
tenschiffe hinabreichen, also für jene keine Höhe übrig lassen. Auch die Westfronte (Fig.
35.) lässt erkennen, dass die Anordnung der Dächer über den Seitenschiffen nicht die bei
Basiliken gewöhnliche war. Gegenwärtig zeigt die Kirche allerdings nur ein einziges, dem
jetzigen hohen Dache entsprechendes Giebelfeld; doch sehr leicht erkennt man auch hier,
dass das Mittelschiff ursprünglich höher hinaufstieg, und dass die Zwickel.seitwärts erst ein
schlechtes später hinzugefügtes Mauerwerk sind. Merkwürdig ist nun aber, dass die Ober-
kanten der Seitenschiffe nicht etwa nach der schrägen Linie eines zu präsumirenden Schlepp-
daches, sondern horizontal abgeschlossen sind.*)

Den richtigen Aufschluss über die ursprüngliche Anordnung der Dächer über den
Seitenschiffen erlangt man unter dem jetzigen. Hier sieht man an den in der Wand noch

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Fig. 36.

*) Wiggert in den hist. Wanderungen durch Kirchen des Reg.-Bez. Magdeburg (N. Mitth. des Tliür. Sachs. Ver.
VI. 2.) 1841. S. 25. hat dies sehr richtig bemerkt. Die beigefügte allerdings nur sehr flüchtige Skizze zeigt den Abschluss
des Daches der Seitenschiffe jedoch nicht richtig, in schräger Linie.
 
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