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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0006

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I DIE MALER ROGER VAN DER WEIDEN.

Gliedern ansässig war, von denen mehrere als Maler bezeichnet sind. Er nennt sodann
drei Maler mit Namen Roger von Brüssel, von denen der älteste, bis jetzt völlig unbekannte,
in den Rechnungsbüchern der Gemeinde der Stadt Gent bei den Jahren 1410 bis 1415 als
Roegerre und unter dem Namen Roegier van Brusele im Jahr 1414 in die Genossenschaft
der Maler jener Stadt eingeschrieben ist.*) Dass er im Jahr 1417 gestorben, scheint ans
einer Zahlung in jenem Jahre zu erhellen, welche der Magistrat von Gent im Betrag von
18 Schillinge Groschen, als Rest der Rechnung an seine Wittwe und Erben machen liess.
Welche Werke er ausgeführt, darüber entbehren wir eine jede Kunde. Obgleich er nun
nicht, mit dem Namen van der Weyden in den Urkunden bezeichnet ist, sondern nur als
Roger von Brüssel, was dem Gebrauch jener Zeiten angemessen erscheint, so vermulhet
Hr. Wauters aus dem Grunde, weil er ein Brüsseler war, und der Vater seinen Taufnamen
öfters auf seinen Sohn übertrug, und dieser ihm in seinem Berufe folgte, dass dieser im
Jahr 1417 zu Gent gestorbene Roger, der Vater des Roger van der Weyden, des Schülers
Johanns van Eyck, gewesen sei. Diese Annahme scheint eine Bestätigung dadurch zu
erhalten, dass letzterer im Jahr 1427 zu Gent als Meister daselbst drei Schilde mit den
Wappen des Kaisers, des Herzogs von Burgund und des Grafen von Flandern für den Ralh
von Flandern gemalt hat und dafür „12 sous de gros" erhielt.**) Diese Umstände dürften
auch die Angabe des Garel van Mander rechtfertigen, oder doch erklären, dass sein Roger
van der Weyden aus Brüssel von Ellern aus Flandern stamme.

Die andern beiden Roger von Brüssel des Hrn. Wauters sind der bekannte Schüler
des Johann van Eyck, auch Roger von Brügge genannt, welcher im Jahr 1464 als Maler
der Stadt Brüssel gestorben ist, und ein jüngerer Roger van der Weyden, welcher im Jahr
1528 als Meister (franc Maiire) in die Malergilde des h. Lucas zu Antwerpen ist aufgenom-
men worden, von dem man aber sonst nichts wisse; wogegen wir der Ueberzeugung sind,
dass er der berühmte Meister der vier Gemälde ehedem im Stadihause zu Brüssel ist, den
C. van Mander auch als den Meister der Kreuzabnahme zu Löwen angiebt und sagt, dass
er im Jahr 1529 gestorben sei. Ehe wir nun einfach zu den uns erhaltenen Nachrichten
über diese zwei Meister übergehen, scheint es angemessen, zuförderst die Ursachen zu un-
tersuchen, welche Hrn. Wauters bewogen haben, nur einen berühmten Maler Boger van der
Weyden anzunehmen, den Jüngern aber beinahe zu ignoriren.

Vor allen Dingen scheint die Angabe des Vasari, welcher irrig ebensowohl seinen
Ruggieri da Bruggia, als seinen Ruggieri van der Weide da Bruxelles als Schüler des
Johann van Eyck angiebt***), bei Hrn. Wauters die Ueberzeugung erzeugt zu haben, dass

*) D. Busscher, Bulletin de l'academie royale de Belgique XX. Nr. 2 und XXI. Nr. 3.

**) Bücher der Ausgaben des Baths von Flandern zu Gent, in dem Archiv daselbst. Begisler Nr.21. 802. —
Wauters p. 12.

***) Die Stellen sind folgende. In der Introduction über die Malerei Cap. XXI: Lo (Giov. van Eyck) seguilö poi
Ruggieri da Bruggia siio discepolo. — Im Leben des Antonello da Messina: Non volle (Giov. van Eyck) da niuno esser
veduto lavorare, ne insegnare a nissuno il segreto. Ma divenulo vecchio ne fece grazia finalmenle a Rvggieri da
Bruggia suo creato, e Rvggieri a Ausse suo discepolo egli allri ecc. (Das Falsche dieser Angaben ist jetzt erwie-
sen.) — Endlich im Leben verschiedener Niederländer: ... dopo costoro (flubert und Job. v. Eyck) seguilto Ruggieri van
 
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