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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Quast, Ferdinand von: Die Kirche und das Kloster auf dem Petersberge bei Halle, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0149

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Die Kirche

und das Kloster auf dem Petersberge bei Halle.

Hierzu Bl. 8 und 9. *)

Das durch seine Lage und Architektur so ausgezeichnete Kloster auf dem Petersberge
bei Halle hat von Alters her um so mehr stets die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen,
als es die Urstiftung und Grabstätte eines der hervorragendsten deutschen Fürstengeschlechter
war, das die Umgegend weit umher beherrschte und durch den Schutz, den Kirche, Kunst und
Wissenschaft ihm verdankten, von jeher eine so glanzvolle Stellung in Deutschland einnahm.
Neuerlich ist die allgemeinere Aufmerksamkeit besonders durch die vollständige Herstellung der
seit drei Jahrhunderten in Trümmern liegenden Kirche, welche auf Befehl Sr. Majestät d. Königs
ausgeführt wurde, und durch die hohe Fürstenversammlung hierher gelenkt worden, die Höchst-
denselben bei der feierlichen Wiedereinweihung der hergestellten Kirche am 8. September 1857'
umgab.

Abgesehen von älteren Beschreibungen der Kirche, sind in neuerer und neuester Zeit
mehrere erschienen, welche unsre Aufmerksamkeit vorzugsweise in Anspruch nehmen, da
sie nicht nur das brauchbare Material jener mit benutzten, und die Literatur vollständig zusam-
menstellen, sondern auch durch Darstellung der entdeckten Funde, grösstentheils auch durch
werthvolle Abbildungen die Kenntniss des Monuments wesentlich förderten. Es sind in dieser Hin-
sicht besonders folgende zu nennen: 1. Puttrich, Denkmale d. Baukunst d. Mittelalters in
Sachsen, II. Abth., Lfrg. XIX—XXIII mit vielen Lithographien; S. 1 und 16 des Textes wird
auch die frühere Literatur ziemlich vollständig zusammengestellt. 2. Wichmann (Pfarrer zu St.
Petersberg), Chronik des Petersberges, 1857. 3. Bitter (Reg.-Baurath zu Merseburg), die Kloster-
kirche auf dem Petersberge bei Halle und ihre Restauration in den Jahren 1853—1857; in der
Zeitschrift für Bauwesen, 1858, S. 31, nebst mehreren Kupferbeilagen, die hergestellte Kirche
darstellend, und vielen Holzschnitten.

Es dürfte daher fast überflüssig sein, dass dieses Monument hier nochmals zum Gegen-
stand einer besonderen Untersuchung gemacht wird. Der Unterzeichnete glaubte sich dem aber
aus folgenden Gründen nicht entziehen zu dürfen. . Es wurden ihm nämlich als Conservator der
Kunstdenkmale im Jahre 1843 die unter specieller Aufsicht des Reg.-Baurathes Ritter zu Mer-
seburg ausgearbeiteten Restaurations-Entwürfe zur Bevision vorlegt. Dies veranlasste ihn sich ein-
gehend mit diesem Monumente zu beschäftigen, und daher einestheils eine 1822 vom Bau-Con-
dueteur Beck mit grosser Sorgsamkeit angefertigte Aufnahme, anderntheils das historische Mate-
rial genau zu vergleichen. Natürlich stand hier das von der Gründung des Klosters 1124 bis
1225 reichende „Chronicon Montis sereni," von einem Milgliede des Stifts geschrieben, um so mehr
in erster Reihe, als darin auf die baulichen Veränderungen vorzugsweise Rücksicht genommen
wird, und der Verfasser offenbar mit grosser Kenntniss und selbst Kritik zu Werke ging. Auch
verwandte Bauformen benachbarter Kirchen wurden, wo fehlende Theile zu ergänzen waren, zur
Vergleichung gezogen. Der Unterzeichnete stellte hiernach den Restaurationsentwurf so fest, wie
er später wesentlich zur Ausführung gekommen ist; nur wurde schon damals angeordnet, dass
etwaige Funde, welche die künftige nähere Untersuchung des Monuments während des Baues er-
gäbe, in einzelnen Fällen stets massgebend sein müssten. Dies geschah denn auch späterhin
mehrfach, seit der Herstellungsbau 1853 in Angriff genommen und in vier Jahren zur Vollendung
gebracht wurde. Ich bezeuge hierbei zugleich meine Anerkennung der grossen Sorgsamkeit,

*) Diese beiden Stahlsüchtafeln sind bereits in Heft 3 ausgegeben.
1857. 19
 
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