Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

DOI Artikel:
Quast, Ferdinand von: Grabplatten von Ziegeln in der Klosterkirche zu Doberan
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GIIARPLATTEN ZU DOBERAN. 29

mit Schachbrettverzierung von nur zwei Ziegeln Höhe befindlich. Der übrige Raum ist
durchgehend in gleicher Weise behandelt, nur dass die Ziegel hier übereck gelegt sind,
und so das ganze Feld rautenförmig geschmückt erscheint. Ein senkrechter Streifen, der
von der Unterspilze des Wappenziegels nach dem Fussende des Grabes hinlauft, theilt das
Ganze in zwei gleiche Hälften. Einzelne der vorgenannten kleinen quadratischen Ziegel sind
mit figürlichen Darstellungen versehen, meist wirkliche oder fabelhafte Tliiere enthaltend,
wie sich dergleichen und zum Theil noch andere auch auf den beiden anderen Grabplatten,
nicht minder auch in anderen Theilen der Kirche, so wie in der Kapelle zu Allhof gefun-
den haben. Die auf den drei Grabplatten befindlichen sind unten auf unserer Tafel, von
a — o, in vierfach grösserem Maasstabe gezeichnet. Wenn einige derselben sich unzwei-
felhaft wiederholen, und deshalb nur einmal im Grösseren dargestellt wurden, so ist dies
bei anderen, wie eine genaue Vergleichung zeigt, nur in den Hauptmotiven der Fall und
finden im Detail Abweichungen statt. Dr. Lisch hat in einem mit Abbildungen beglei-
teten Aufsatze*) die grosse Uebereinslimmung, zum Theil sogar die Identität einiger dieser
Ziegel mit den unter den Ruinen des Cisterzienser-Klosters Hovedöe bei Cbristiania in Nor-
wegen gefundenen nachgewiesen, sowie den Zusammenhang dieser mit ähnlichen in Eng-
land und dem nördlichen Frankreich neuerlich bekannt gewordenen, unter denen nament-
lich die aus den Ruinen von Tberouane (auch zu St. Omer und St.-Pierre-sur-Dive)
besonders hervorzuheben sind.**) Dennoch vermag ich meinem scharfsinnigen Freunde
nicht auch bis zu dem Schlüsse zu folgen, dass diese Ziegel noch etwa dem Ende des
XII. Jahrhunderts angehörten. Die von ihm angeführten Beweise sind um so weniger zwin-
gend, als diese Ziegel nirgend mehr an der Stelle eines Gebäudes liegen, welches jener
Periode angehörte, vielmehr durchgehend an solchen, die anerkanntermaassen jünger sind.
Wenn nun der Ursprung jener Ziegel unzweifelhaft in dem damals tonangebenden Frank-
reich zu suchen ist, Herr v. Caumont aber die dortigen den Doberaner Fliesen am meisten
verwandten Platten gewiss richtig erst dem XIII. Jahrhundert zuschreibt, während die in
Hovedöe und Doberan gefundenen an ihrer jetzigen Stelle nicht vor dem XIV. Jahrhundert
gelegt sein können, so liegt die Vermulbung nahe, dass auch hier, wie so oft anderwärts,
eine ältere Formbildung noch sehr lange Zeit hindurch, selbst Jahrhunderte lang in Uebung
blieb. Thier- und Bestiengestalten von ganz verwandter phantastischer Bildung, wie die
in Rede stehenden, finden wir z. B. an den Ziegelkapilälen des südlichen Seitenportals der
Stadtkirche zu Woldenberg in der Neumark, die erst dem XIV. Jahrhundert angehört. Das
Vorkommen derselben Formen in Doberan und Hovedöe und eventuell auch an anderen
Orten, würde sich dann am besten durch die gleiche Ordensverbindung beweisen, wie solche

*) Jahrbücher des Ver. f. Meklenb. Gesch. u. Alterthumskunde. XiX. 1854. S. 148 ff.

**) Der von Dr. Lisch angenommene normannische Einfluss lässt sich bei der alten erst von Karl V. zerstörten
Hauptstadt der Morinier nicht nachweisen. Wenn verwandte Bildungen auch in derNormandie vorkommen, so werden beide
allerdings wohl derselben Ursache ihre Entstehung verdanken, welche deswegen aber keine ausschliesslich normannische zu
sein braucht, da auch anderwärts die Darstellung von Bestien überhaupt den Traditionen des germanischen, die der antiken
Mythologie angehörigen Wesen, denen des antiken Heidenthums angehört.
 
Annotationen