Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

DOI article:
Quast, Ferdinand von: Grabplatten von Ziegeln in der Klosterkirche zu Doberan
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0036

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
'32 GRABPLATTEN ZU DOBERAN.

Geschlechter pflegte man aber wohl nicht ehen sehr zu denken. Gegenwärtig befindet sich am
Fussende noch das Inschrift-Fragment: jmeti:quiius:jiuiiu:poftuljj ...men quiuis nunc postulet.*)
So fragmentirt sind sie keiner Erklärung fähig, und bleibt es selbst ungewiss, ob sie die-
sem oder einem andern Grabe angehören.

Der dritte der gezeichneten Grabsteine (Fig. 3) liegt in der Mitte der beiden, doch
vor ihnen, mehr östlich, dem Altare näher. Ein grosses lateinisches Kreuz aus dunkelgla-
sirten Ziegeln deckt das ganze Grab. Zu den Seiten des unteren längeren Armes sind qua-
dratische Felder, jedes mit einem Andreaskreuze in dunkelglasirten Ziegeln, und mit rauten-
förmig gelegten helleren in den Zwickeln. Der übrige Grund der Grabplatte ist mit den
kleinen Quadratziegeln, zum Theil in schachbrettförmigem Wechsel belegt. Viele dieser Zie-
gel zeigen noch die schon genannten helleren Thiermuster, deren grösseres Detail unter
g — o. nachgewiesen ist. Von den grösseren Ziegeln sind nur einige in den Kreuzar-
men gemustert, unter denen einer ein Flügelpferd darzustellen scheint, zwei aber 'Band-
und Laubverzierungen in ziemlich strengem Style zeigen. Eine Inschrift oder sonstige
nähere Bezeichnung zeigt diese Grabplatte nicht.

Nach Dr. Lisch (a. a. 0. IX. S. 432) soll hier nach der Sage Herzog Albrechl der
Grosse, Sohn Heinrichs des Löwen, ruhen. Bei der Aufgrabung des Grundes zeigte sich
aber keine Spur von einem Sarkophage oder der Beisetzung eines Todten. Er hält es daher
für möglich, dass diese Stelle eine Asylstätte sei. Dem dürfte aber die ganze Anordnung,
welche völlig der der anderen Gräber gleicht, widersprechen. Es dürfte daher anzunehmen
sein, dass diese Grabplatte später von ihrer ursprünglichen Stelle verrückt worden sei.
Vielleicht lag sie ursprünglich in der Mitte zwischen den beiden vorgenannten, wo jetzt der
Sarkophag des Grossherzogs Franz Friedrich aufgestellt ist. Es ist zu bedauern, dass
Dr. Lisch nicht das Ergebniss seiner Aufgrabungen an dieser Stelle mitgetheilt hat, na-
mentlich ob hier etwa die Spuren eines Grabes gefunden wurden; in diesem Falle dürfte
unsere Vermuthung sich bestätigen. Sollen wir dieselbe noch weiter ausdehnen, so würden
wir annehmen, dass hier etwa Nicolaus II. begraben worden sei, dem dann später seine Ge-
mahlin zur Seite beigesetzt wurde; denn es bleibt immer auffallend, dass keins der beiden
jetzt vorhandenen Gräber sich in der Miltelaxe der Kirche befindet. Auch die Aehnlichkeit
in der Ornamentik dieser Grabplatte mit der der Gemahlin des Nicolaus von Werle läs^t auf
Zusammengehörigkeit beider schliessen, während die Heinrichs von Meklenburg von beiden
wesentlich abweicht.

Dass unter denen der älteren Zeit nur diese Gräber sich im hohen Chore der Kirche
befinden, fern von der Gruft der übrigen Fürsten im nördlichen Kreuze, dürfte, wie Dr. Lisch
schon richtig bemerkt hat, wohl vorzugsweise daher kommen, dass sich die hier Begrabenen
bei Erneuerung der Kirche vorzugsweise thälig bewiesen haben. Wenn, wie wir nach dem

*) Nach Lisch (a. a. 0. XIX. 388) scheinen diese Fragmente gleich den obengenannten im Grabe Heinrichs des Lö-
wen gefunden zu sein; doch geht dies nicht ganz deutlich aus seinen Worten hervor. Statt der ersten fragmentirten Sylbe
... men liest er nunc. Unsere Abschrift ist aber, wie die Abbildung q. zeigt, diplomatisch getreu.
 
Annotationen