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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm: Ueber byzantinische Erzthüren des XI. Jahrhunderts in Italien und das Geschlecht des Pantaleon von Amalfi
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0105

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ÜBER BYZANTIN. ERZTIIÜREN DES XI. JAI1RH. IN ITALIEN. 101

wurden. Derselbe Name als Geschenkgeber fand sich auch auf den ganz ähnlichen, gleichfalls
in jener Hauptstadt des orientalischen Reichs, nur wenige Jahre später gearbeiteten Erz thüren
vor der Grotte des Erzengels auf dem Berge Garganus, welche in dem ScHüxz'schen Werke ge-
geben werden sollen. *) Nicht minder begegnen wir demselben Namen auf den Thüren, welche,
jenen gleichfalls verwandt, noch jetzt das Häuptportal der Cathedrale seiner Heimath Amalfl
schmücken, so wie dem seines Vaters auf den Bronzelhüren von Monte Casino und dem seines
Sohnes auf den, den Amalfitanern ganz ahnlichen, doch etwas jüngeren, der benachbarten Ca-
thedrale von Atrani. Es musste auffallen, dass ein durch seine Stiftungen hervorragender Name,
der ausserdem noch mehrmals bei andern Monumenten hervortrat, bisher in der Kunstgeschichte,
in der er doch offenbar eine so ausgezeichnete Stellung einnimmt, kaum beachtet worden ist.**)
Ich hielt daher dafür, dass schon das Vorgefundene einer ordnenden Zusammenstellung würdig
sei, noch mehr aber, dass in den ScnuLz'schen Papieren, so wie in gedruckten Werken sich
fernere Nachrichten finden müssten, welche von jener bedeutenden Persönlichkeit und ihren Le-
bensumstanden und Thaten ein reicheres Bild geben würden. Augenblicklich ausser Stande,
diese Sache selbst weiter zu untersuchen, veranlasste ich Herrn Strehlke, der grade für längere
Zeit zur Vollendung des ScnuLz'schen Werkes bei mir anwesend war, dieselbe aufs genaueste
zu verfolgen; und in kürzester Zeit gelang es seinen Bemühungen, so bedeutende anderweitige
Nachrichten in den ScnuLz'schen Excerpten etc. zu finden, als wir nicht wohl vorher ahnen
konnten. Sie lieferten zugleich den Beweis, dass auch Schulz schon demselben Ziele, dessen
Tragweite er wohl erkannte, nachgestrebt, und darauf hin gesammelt habe, obschon eine Zu-
sammenstellung von seiner Hand grade hiefür nicht vorliegt. Offenbar hängen damit die Mit-
theilungen zusammen, welche der Duca Serra m Falco durch ihn über die in Unteritalien u. s. w.
vorhandenen ßronzethüren empfing, und deren derselbe in seinem Werke über Monreale (S. 72.
Anm. 79.) dankbar gedenkt, zugleich mit Ungeduld der Erscheinung von dessen grossem Werke
über Unteritalien entgegenharrend; nicht minder die Notiz über die Bedeutsamkeit der von ßyzanz
eingeführten Thüren von S. Paul und M. S. Angelo in einem Vortrage über die Geschichte der
Kunst in Sachsen (abgedr. aus dem 3. Hefte der Mitth. d. Kgl. Sachs. Alterth.-Ver. S. 8), wo
er sie als den Anfang eines für die Kunst in Italien günstigeren Zeitalters bezeichnet. Wir dürfen
ihm daher wohl mit Recht die Priorität der Würdigung nicht nur jener von ihm selbst so hoch
gestellten Monumente zuschreiben, sondern auch des Namens, dem sie vorzugsweise ihr Ent-
stehen verdanken.

Der nachfolgende Aufsatz des Dr. Strehlkf. stellt nun zum ersten Male die zerstreuten
Nachrichten zusammen, welche uns ein Gesammtbild der bedeutsamen Persönlichkeit des Panta-
leon von Amalfl, so wie seiner nicht nur für die Anfänge der modernen Kunstgeschichte Italiens
so einllussreichen Wirksamkeit gewähren; überdies werden wir im Verfolge sehen, dass diese
auch in anderer Hinsicht von nachhaltigem Einflüsse war, und dass namentlich aus einer seiner
Stiftungen vorzugsweise der so vielfach eingreifend thätige und bis heute noch lebenskräftige
Johanniter-Orden hervorgegangen ist. Finden wir doch sogar auf dem erhabensten jener Werke,
der Thür von S. Paul, wo der Geschenkgeber vor Christo kniet (Ag. Taf. XV.), seine Schulter
bereits mit dem Kreuze geschmückt, als ob er selbst dem Orden angehört, oder doch diese
Sitte bei ihm vorbereitet hätte.

Was nun die im Folgenden vorzugsweise in Betracht kommenden Thüren betrifft, so
sind sie sämintlich aus einem Kerne von Holz, mit Eeberzug von Erzplatten gebildet, die durch
horizontale Bänder und senkrechte Säulchen zusammengehalten werden. Nur die von S. Paul
und vom Garganus haben in der Mehrzahl der viereckigen Felder figürliche Darstellungen aus der

*) Der Duo de Luynes hat dieselben in kleinerem Maasstabe in seinem Werke (Rech, sur les Normands
1844) veröffentlicht, nachdem er diese, so wie die andern von ihm veröffentlichten Monumente Unteritalicns,
zuerst durch Schulz nacli dessen Rückkehr aus Apulien, wo er sie hatte zeichnen lassen, kennen gelernt.

**) Schnaase (IV, 542) erkannte allerdings die Identität des Pantaleon zu Rom und Amalfl; auch stellt
er die übrigen Thüren richtig in Zusammenhang mit jenen. Dagegen blieb ihm dessen und seiner Familie sonstige
bedeutende Wirksamkeit noch unbekannt.


 
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