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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm: Ueber byzantinische Erzthüren des XI. Jahrhunderts in Italien und das Geschlecht des Pantaleon von Amalfi
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0123

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ÜBER BVZANTIN. ERZTHÜREN DES XI. JAHRH. IN ITALIEN. 119

einer bezüglichen Bittschrift an den damaligen Herrn der Stadt, den Califen von Aegypten *),
welcher ihnen im Vierlei der Christen einen grossen Platz zur Erbauung einer Wohn-
statte, wie es ihnen gefiele, anweisen liess. Die Kaufleute gründeten also eines Steinwurfes
weit vor der Thür der Auferstehungskirche auf gemeinsame Unkosten eine S. Marienkirche
nebst Kloster und Gebäuden zur Aufnahme von Pilgern ihres Volkes; die Kirche erhielt den
Namen .S. Maria de Laiina2), weil Gründer und Mönche Lateiner, d. i. Abendländische,
waren. Bald darauf errichteten dieselben Amalfitaner in der Nähe Bethaus und Herberge
für Pilger weiblichen Geschlechtes und endlich auch ein kleines Nonnenkloster zu S. Maria
Magdalena. — Weil nun aber auch aus vielen andern Völkern Wallfahrer nach Jerusalem
kamen, welche, oft unterwegs schon aller Mittel beraubt, nicht mehr das als Tribut für den
Einlass in die beilige Stadt zu zahlende Goldstück erschwingen konnten, oder wenn sie es
noch im Stande waren, ausserdem nichts zu ihrem Unterhalte halten, und weil die ein-
heimischen christlichen Surianer, selbst, unter dem grössten Drucke lebend, keine ge-
nügende Abhülfe bieten konnten, so errichteten die Mönche auf ihrem Grunde und Boden
ein Fremdenhaus für gesunde und kranke Pilger auch anderer Nationalitäten, das von dem
Ueherschusse der beiden Klöster erhalten wurde. Daneben erbauten sie eine Kapelle zu
Ehren des h. Patriarchen von Alesandria, Johannes des Erbarmenden (Eleemon, -|- 23. Ja-
nuar 616). Die Mittel für die Klöster, wie für die neue Anstalt wurden durch jährliche
Beiträge sowohl der nach dem Oriente reisenden Amalfitaner, als der in Amalfi selbst blei-
benden aufgebracht. Zur Zeit der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer (1099) hatte
das Hospital bereits einen eigenen Vorsteher unter dem Abte des Klosters, nämlich Geraldus
(gewöhnlich Gerard). Im Verfolge seiner Erzählung berichtet Wilhelm von Tyrus weiter, dass die
Brüder des Hospitales, welche von so geringem Anfange begonnen, sich zuerst der Gerichtsbar-
keit des Abtes, sodann aber, immer reicher und mächtiger geworden, auch der des Patriarchen
von Jerusalem entzogen hätten. Wie dieser Vorgang im Einzelnen geschehen, ist zum
Theil nicht zu erkennen. Die eigene Ueberlieferung der Johanniter'), wie sie sich aus
einer Handschrift der Ordensstaluten (jedoch erst nach 1291 aufgezeichnet, weil bereits der
Name Rhodisi für sie darin vorkommt) in dem Codice diplomatico del sacro militare ordine
Gerosolimitano da Seb. Paolo. Lucca 1733. Fol. I, 300 vergissl der Amalfitaner ganz;
nach ihr ist Geraldus der Stifter des Hospilales. Ebenso bezeichnen denselben aber auch
die ßestäligungsbullen für die Hospitalbrüderschaft von den Päpsten Paschalis II. (Beneventj
1113. 15. Februar, Jaffe reg. pont. 4703), Calixt II. an Gerald, den „institutor ac praepo-

1) Gewiss der fatimidische Calif Mostanser Billah (seit 1036 Dahers, des Neffen des obengedachten Hakem, Nach-
folger bis 1094, welcher auch in einem Friedensschlüsse dem wiederum bis Anliochia mächtigen griechischen Kaiser das
Recht gab, die Auferstehungskirche in Jerusalem wieder aufzubauen.

2) Vgl. auch Wilhelm. Tyr. I, io a. a. O. S. 30. — Noch K. Karl I. von Neapel sagt in einem vom Geh. R.
Dr. Schtoz im neapolitanischen Archive (regesta Caroli I, 1269 B. p. 32 a tergo) aufgefundenen Schutzbriefe für dieses
Kloster, d d. Fogia: „Cum monaslerium sende Marie de Lalina Jherosolymilanvm, quod fuit prima ecclesia
Lalinorum in Jherusalem, sub proleclione catholicorum regum Sicüiae semper esse consueverit" u. s. w., was

vielleicht gerade in dem Zusammenhange mit Amata seinen Grund hat.___Ein Kloster der Amalfitaner in Constantinopel

hiess ebenfalls S. Maria de Latina; s. o. S. 105 bei Anmerk. 2).

3) Primordium et origo saeri xenodochii atque ordinis militiae s. Joh. Bapl. Hospitalariorum Hierosolymitani."
 
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