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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0131

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DIE MALER ROGER VAN DER WEYDEN. 127

eine einer Frau im Profil ist in Adel und Grossartigkeil des Liouardo würdig; die Contou-
ren aber sind geschnittener und härter, der Fleischton in den Lichtern gelblich, in der
Halbtinte und den Schatten dunkel. Das Ganze ist ergreifend pathetisch."

5. Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Diese stehen trauernd
zu den Seiten. Ein tüchtiges Werk des Meisters im Saal der Chorbücher im Escorial, das
leider durch Abblättern seinem Untergang entgegengebt, wenn dem nicht durch baldige Ab-
hülfe vorgebeugt wird.

6. Die Kreuzigung Christi. Ein kleines Bild in dem königlichen Museum zu
Madrid mit No. 466 bezeichnet, irrig aber dem Albrecht Dürer zugeschrieben, dessen Mo-
nogramm und die Jahreszahl 1513 es trägt. Der Ausdruck des Schmerzes und der Klage
bei den Frauen ist von ausserordentlicher Wahrheit und Energie. Die Magdalena hat in
der Geberde grosse Aelmlichkeit mit der in der grossen Kreuzabnahme derselben Gallerie.

7. Die Kreuzigung Christi. Gleichfalls ein kleines Bild, von noch feinerer
Behandlung als vorstehend beschriebenes, in der Sammlung des Kupferstechers Prof. Pele-
guer in Madrid, wo es irrig dem Johann van Eyek zugeschrieben wird. Es ist von sehr
origineller Darstellung. Den Gekreuzigten umschweben sechs kleine Engel in schillernden
Gewändern. Maria, dem Schmerz erliegend, umfasst das Kreuz. Links zwei Frauen und
rechts noch eine sitzende hinter dem stehenden Johannes, der fast vom Rücken gesehen
wird, aber in origineller Lebhaftigkeit seinen tiefen Schmerz aufs ergreifendste ausspricht.
Die Köpfe der Frauen sind sehr schön, Hände und Füsse gut gezeichnet, dagegen ist der
Körper Christi etwas mager. Die Landschaft, von harmonischer Färbung, hat einen etwas
grauen Ton. Dieses Kleinod der Malerei gehört wohl der Jugendzeit des Meislers an.

8. Der Leichnam Christi von Maria umarmt. Halbe Figuren unter Lebens-
grösse. Ein schönes Bild von ergreifender Stimmung durch Tiefe des Gefühls und der
Färbung einer Landschaft mit untergehender Sonne. Irrig wird es in der Sakristei des
Chors der Kathedrale von Sevilla, wo es sich befindet, dem Morales zugeschrieben.*)

9. Die Dreieinigkeil, die h. Jungfrau und die h. Veronika. Zwei
Flügel eines Mittelbildes, ehedem in der Abtei Flemalle. Figuren von fast Lebensgrösse.

a. Die Dreieinigkeit; grau in Grau gemalt und ehedem Aussenseite der h. Vero-
nika. Gott Vater hält stehend den in die Kniee sinkenden Leichnam Christi vor
sich. Auf des Letztem Schulter sitzt der b. Geist (die Taube). Dieser Art, die
Dreieinigkeit darzustellen, begegnen wir öfters in Miniaturen der Eyckischen Schule.

6. Die h. Jungfrau. Sie hält stehend das Christkind auf ihrem Arm und hat eine
ihrer Brüste entblösst, um es zu stillen. Der Ausdruck der Köpfe ist sehr lieblich,
die Hallung edel, die Färbung tief, namentlich hat der blauweisse Mantel der
Maria in dem lebhaft bewegten Faltenwurf sehr energische Schalten, wie sie dem

*) Siehe über diese und andere Bilder der all-niederländischen und deutschen Schulen in Spanien meinen Bericht
darüber in meinem Werliehen: Die christliche Kunst in Spanien. Leipzig 1853.
 
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