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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0132

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128 DIE MALER ROGER VAN DER WßfDEN.

Jüngern Roger ganz besonders eigen sind. Den Grund bildet ein rolher figurirler
Teppich.
c. Die I). Veronika. Die stehende, von vorn gesehene Malrone hält ein fast durch-
sichtiges Schweisstuch vor sich, worauf das Antlitz Christi gleich einem klaren,
schwarzen Schatten abgedrückt ist. Sie ist eine höchst merkwürdige Gestalt in rei-
cher, mit Perlen und Edelsteinen besetzter Kleidung. Zarte Pflanzen und Blumeu
schmücken den Boden und ein grauer, mit Blumen gezierter Teppich bildet den
Hintergrund.
Aus der Sammlung des Herrn Ignatz van Houteim in Aachen erwarb diese drei Ge-
mälde das STÄDEL'scbe Kunstinstitut in Frankfurt a. M.

10. Fragment einer Kreuzigung Christi. Es ist der Theil rechts eines
grossen Altarblalles mit lehensgrossen Figuren und enthält den an ein Kreuz gehefteten
Schacher mit zerschlagenen. Beinen zur Linken des (hier nicht mehr vorhandenen) Heilan-
des. Unten rechts in nur noch halben Figuren steht mit einem Mann von Stand der
Hauptmann, nach Christus mit so lebendigem Ausdruck sehend, als höre man ihn die Worte:
„Wahrlich das ist Gottes Sohn!" in tiefster Ueberzeugung aussprechen. Statt eines blauen
Himmels über der Landschaft hat das Bild einen Goldgrund mit eingepresstem Muster. Die
Zeichnung ist schön und sehr charakteristisch, nur ist an der einen Hand des Hauptmanns
das Gelenk etwas verrückt wie auch bei einer ähnlich bewegten Hand oben beschriebener
Maria, welche Eigenheit Boger d. J. sonderbarer Weise von seinem Vorfahren, dem altern
Roger, angenommen hat. Wie verschieden er aber sonst in der Zeichnung (vgl. oben,
Heft I, Bl. I) und besonders in der lebendigeren Färbung von jenem Meister ist, erweist
der Vergleich der Bilder des einen mit denen des andern Roger in dem STÄDEL'sehen
Kunstinstitut, wo sich auch das hier in Rede stehende Fragment befindet.

11. Der Kopf Johannes des Täufers. Er liegt auf einer runden goldenen
Schüssel, welche mit brauner Farbe lasurartig schattirt ist. Der Ausdruck des todten
Hauptes ist mild, aber ergreifend; der Ton der Färbung sehr tief gehalten. Wohin das
Original dieser Darstellung gekommen, ist mir nicht bekannt, doch zeugen viele alle Co-
pieen, wie hoch es schon zu Zeiten des Meislers ist gehalten worden. Eine sehr vorzüg-
liche erwarb ich aus der Sammlung Aders in London, wo man das Bild dem Hubert van
Eyek zuschrieb.

12—13. Brustbilder von Christus und Maria. Es sind fast nur die Köpfe
von edelm Ausdruck des Schmerzes und von grosser Sättigung und Tiefe der Farben. Der
Goldgrund ist braun lasirt und punklirt. Im Pariser Museum.

14-15. Zwei Portraitköpfe.

a. Ein Mann mittlem Alters, ohne Bart. Sein Kopf isl mit einem rothen Tuch umbun-
den. Der Grund ist dunkel.

b. Eine junge Frau mit einem weissen Tuch um den Kopf gebunden, von ausserordent-
licher Wahrheil. Sie ist wohl die Frau jenes Mannes.
 
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