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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Passavant, Johann David: Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0133

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DIE MALER ROGER VAN DER WEYDEN. 129

Die ßehandlungsweise beider Bildnisse ist sehr geistreich, die Modellirung kräftig.
Der Farbenauf'trag pastos. Herr Dr. Campe in Nürnberg erwarb sie in den Niederlanden;
nach seinem Tod wurden sie mit seinen andern Bildern nach London gebracht, dort aber
um geringen Preis verkauft. Bin ich recht unterrichtet, so gab man sie für Bilder des
Quintyn Messys aus.

16. Ein männlicher Kopf im Profil. Er blickt aufwärts und scheint das
Portrait eines burgundischen Fürsten zu sein; wahrscheinlich das Fragment von einem
grössern Gemälde. In der Sammlung des Herrn J. P. Weyer in Cöln.

Einige dem Roger van der Weyden d. J. zugeschriebene Gemälde.

a. Die h. Familie. Maria mit dem stehenden Christkind und S. Anna, welche
ihm eine Birne reicht. Oben Gott Vater mit dem h. Geist. — In der Bildergallerie des
Belvedere in Wien. Catalog von 1837, S. 226 N. 21. Dieses Bild gehört der deutschen
Schule an.

b. Die Dreieinigkeit. Christus von Gott Vater gehalten und von vier Engeln
umgeben. Dem Boger van der Weyden verwandt, aber geringer. In dem Stadthaus zu
Löwen.

c. Christus am Kreuz mit Maria und Johannes zu den Seiten. Der
Ausdruck der Schmerzen der beiden letztern Figuren ist sehr stark. Die reiche Landschaft
mit Schneebergen, Gebäulichkeiten im italienischen Styl und eine Pinie deuten auf einen
Maler, welcher Italien besucht; die Art der Malerei und die leichten krausen Wölkchen er-
innern noch an die Behandlungsweise des altern Boger, doch gehört das Bild einer spätem
Zeit an und könnte ein Jugendwerk des Jüngern ßoger van der Weyden sein, der dann
auch eine Beise nach Italien gemacht hätte. — Dieses interessante Bildchen befindet sich
in der Sammlung des Herrn Weyer in Cöln.

Gewirkte Tapete n.

In dem Verzeichniss der Werke des altern Roger wurden bereits (o. S. 20) einige Tep-
piche im Palast zu Madrid erwähnt, von denen uns Herr V. de Carderaua zu allererst eine
Nachricht giebt und sie dem Bogier von Brügge zuschreibt. Bei der Verwirrung jedoch,
welche in Spanien über die beiden Meister Roger herrscht, ist es wohl erlaubt zu vermu-
then, dass sie auch vielleicht nach Compositionen des Jüngern Roger sind gewoben worden,
um so mehr, als namentlich die allegorischen Darstellungen weit mehr der Manier zu An-
fang des XVI. Jahrhunderts, als der im XV. entsprechen. Es folgen daher hier die nähern
Angaben darüber. Herr V. de Carderara berichtet: „Von Rogier von Brügge rühren die
Teppiche her, welche die Schriftsteller des XVII. Jahrhunderts die sieben Sünden genannt
haben. Wir können diese Benennung jedoch eigentlich nur der letztern derselben, der In-
famia, zuerkennen, die, umgeben von ihren Satelliten: der Verwirrung, dein Skandal, der Un-
wissenheit etc., wie ein Unglücksplanet in der Höhe schwebt und von da herab auf Kain,

1857. 17
 
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