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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Riggenbach, Chr.: Die Chorgestühle des Mittelalters vom XIII. - XVI. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0173

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DIE CIIORGESTLIILE DES MITTELALTERS VOM XIII.----XVI. JAHRHUNDERT.

169

Eine Vergleichung der ausgezeichneten Werke dieser drei Jahrhunderte unter einan-
der giebt uns ein sehr anschauliches Bild der Formenentwickelungen, die in Italien, im Gros-
sen wie im Kleinen, trotz aller Gothik den Eintluss der Antike nie verbergen können.
Haben doch die Chorslühle der Domkirche von Parenzo ein ganz antikes Bekrönungsgc-
simso '), und zeigen nicht minder die Chorstühle aus dem Dom von Orvieto 2) in ihrem

Fig. 16.

Fig. 17.

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ganzen Aufbau das antike Gepräge, welches z. B. die kleinen Heiligenfiguren in dem Friese
oberhalb der Spitzbogen als Caryatiden zum Baldachingesims vortrefflich zu benutzen ver-
steht. Einzelne noch gotbische Details finden wir unter andern z. B. an den Chorgestüh-
len von S. Francesco in Assisi und S. Minialo bei Florenz3), obgleich in beiden Werken
schon starke Anklänge an die Renaissance zu finden sind. Die Intarsia oder eingelegte Ar-
beit, die Holzmosaik, von der ich bereits im Eingang sprach, ist nicht leicht bei einem der
grösseren Chorgeslühlwerke Italiens bei Seite geblieben. Besonders erwähnenswerth sind
in dieser Beziehung die eingelegten figürlichen Darstellungen des „Credo" an den Rückwän-
den der Chorstühle in der obern Kapelle des Palazzo pubblico in Siena, ganz ausgezeichnet
aber diejenigen im Chor von S. Domenico in Rologna, von der Hand des Dominicaners
Fra Damiano da Bergamo, Geschichten aus dem alten und neuen Testament in lauter ori-
ginellen Compositionen voll Geist und Leben. Andere Arbeiten dieser Art zeichnen sich
dann wieder durch sogenannte Stilleben oder architektonische Darstellungen aus, wie z. B.
die berühmten Intarsien an den Cborstüblen von Parma, welche bauliche Ansichten von
originellster Renaissance enthalten; oder diejenigen an den Rückwänden des Chorgeslühles

1) Vergl. Mitfelalt. Kunstdenkmale d. öslr. Kaiserstaates I. Bd. S. 112.

2) Vergl. die beiliegende Abbildung (den Stahlstich Bl. 10), welche der Verfasser der gel. Mittheilung des Hrn.
Architekt Glukr in Hamburg verdankt.

3) Vergl. die Abbildung (Holzschnitte Fig. 16 und 17), welche der Verf. dem Herrn Prof. Gladbach in Zürich ver-
dank!. — Das Gestühl in S. Francesco s. bei J. Gailhabaüd, Denkm. Bd. 111. No. 25. (LVI11.)

1857. 22
 
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