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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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240 LITERARISCHE ANZEIGE.

weshalb wir auch in der Ausführung der späteren gothischen Thurmbauten mehr Beharrlichkeit und
Erfolg hatten.

So weil war unser Werk vor etwa einem Jahre schon gediehen; seitdem entbehren wir seine
Fortsetzung. Der Verfasser ist daneben noch in anderer Weise thätig. Er bat eine kleine Brochüre
herausgegeben, Briefe von einer flüchtigen Eisenbahnreise durch Deutschland, über München, Nürnberg,
Bamberg, Dresden. In der That sehr flüchtige Beobachtungen, in welchen er stets darauf zurückkommt,
unsere Treue in Bewahrung unserer geringen künstlerischen Leistungen dem undankbaren Leichtsinne
seiner Landsleute bei ihrem grossen Talente und grossen Reichthuin entgegenzusetzen. Wir verdienen
weder das Lob noch den Tadel und können nur wünschen, dass der Verfasser zurückkomme und unser
Land gründlicher studire. Er giebt aber gleichzeitig eiu anderes grosses Werk heraus, ein Lexikon
der Mobilien des Mittelalters, im weitesten Sinne des Worts, auch Schmuck, Kleider, Wallen, Hand-
werkszeug umfassend, in sechs nach den Gegenständen geordneten Abtheilungen. Auch dies noch reicher
ausgestattete Werk wird, wie schon seine Anfänge ergeben, sehr viel Nützliches und Neues bringen,
und giebt wieder glänzende Proben von dein umfassenden Wissen des Verlässers. Indessen wird es dem
vorliegenden Werke doch nicht an Wertb gleichkommen; wir können daher nur wünschen, dass der
Verfasser diesem seine ganze Kraft zuwende und die Herausgabe beschleunige.

Indem wir mit diesem Wunsche und mit unserem Danke für das bisher von ihm Geleistete von
ihm scheiden, können wir einen anderen uns betreffenden Wunsch nicht unterdrücken, dass nämlich
auch für unsere Architektur ein ähnliches Werk entstehen möge. Natürlich nur ein ähnliches, nicht ein
gleiches; denn die Gestalt des Werkes hängt vom Stolle ab, und der ist bei uns ein anderer. Unsere
Architektur hat nicht die conscquenle construetive Enlwickelung, welche sich an jedem einzelnen Gliede
aufzeigen lässt; sie hat keine Centralgegend gehabt, welche die Erfahrungen der anderen verarbeitet und
verschmolzen hätte; sie erzählt die Geschichte nicht in so messender Bede. Die Verbindung der allge-
meinen Geschichte mit dem architektonischen Detail, die, wie wir gesehen haben, auch in Frankreich
ihre Schwierigkeiten hat, würde bei uns noch weniger gelingen. Aber eine schlichte Zusammenstellung
der verschiedenen Formen jedes einzelnen Gliedes, und zwar in der lexikalischen, als hierzu geeignetsten,
Form, von einem Techniker und mit Rücksichten auf die technischen Bedingungen gegeben, wäre nicht
unmöglich und im höchsten Grade wünschenswert!). Allerdings ist nun selbst die dazu erforderliche
Uebersicht des ganzen deutschen Landes durch unsere politische Trennung erschwert; einen Mann, der
officielle und praktische Gelegenheit hätte, Monumente aller Provinzen so genau zu studiren, wie
Viollet le lluc in seinem Vaterlande, haben wir nicht. Indessen Annäherndes würde sich wohl linden.
Jedenfalls aber würde, was kein Einzelner vermag, vereinigten Kräften gelingen; es käme nur darauf
an, einen ausführbaren Plan für solche Gesammtarbeit festzustellen. Wenn aber in jedem der vielen
Allerthunisvereine Deutschlands ein architektonisches Mitglied sich damit beschäftigte, in einzelnen Arti-
keln die Geschichte einzelner Bauglieder in seinem Bezirke zu bearbeiten und mit Holzschnitten zu be-
gleiten, so wäre damit schon ein mit Auswahl zu benutzendes Material für ein künitiges Gesammtwerk
geschahen. Vielleicht könnte man sich dabei auch über die Einheit des bei bestimmten Theilen zum
Grunde zu legenden Maasstabes der Zeichnung vereinigen. Vor Allem müsste dies in Beziehung auf
Grundrisse geschehen, deren Vergleichung dadurch so sehr erleichtert wird. Einzelne Vorarbeiten dazu
sind schon geliefert; Puttiuch in seiner systematischen Uebersicht hat bei den Grundrissen der romani-
schen Kirchen Sachsens, Lübke in seinem weslphälischen Werke bei vielen diese Einheit durchgeführt.
Allein so lange man mehrere Grundrisse auf grossen Tafeln zusammenstellen wollte, hatte dies grosse
Schwierigkeilen; sobald man dagegen vorzugsweise an den Holzschnitt und an die Grösse eines Uctav-
blattes denkt, werden diese sehr vermindert. Es würde nur darauf ankommen, dass man sich über eiu
für solche Fälle als Begel dienendes Maass verständigte, und da wäre vielleicht das, welches Viollet m
Duc bei den Grundrissen seines Cathedralenartikels angewendet hat, nämlich '/in«« der wirklichen Grösse,
empfehlenswerth. Für die Gesammtanlage genügt es; Details, z. B. Pfeilerformen, kann man ja, wo es
darauf ankommt, in grösserer Dimension beifügen. Allerdings ist dabei dann auf Genauigkeit der Zeich-
nung sehr strenge zu sehen, damit das Verhällniss des freien und des bedeckten Baumes nicht, wie es
leicht geschieht, entstellt wird. Ich begnüge mich, diesen Vorschlag hier niederzulegen, um ihn zur
Besprechung an geeigneten Orten, namentlich auf den Versammlungen der Architekten und Allerthums-
vereine zu empfehlen.*) K. Schjuase.

*) Dass überall bei allen Aufnahmen alter Monumente ein bestimmter Maasstab zum Grunde gelegt werden möge,
ist von uns bereits öfter hervorgehoben, so wie wir auch die Gründe angegeben, welche für den Rheinischen Fugs sprechen.
Einen für grosse wie kleine Monumente gleichmässig passenden Tlieil der Wirklichkeit zum Grunde zu legen, möchte aber
doch nicht allgemein zu empfehlen sein, da für verschiedene Zwecke der Darstellung auch eine verschiedene Grösse des
Maasslabes gefordert wird, und selbst die grössere oder geringere Detaillirung eines Bauwerkes zu berücksichtigen ist;
auch erfordern Aufrisse und Durchschnitte einen grösseren als Grundrisse. Dagegen ist es gewiss sehr wünschenswert!*,
wenn bei Zusammenstellungen behufs der Vergleichung auch ein gleicher Maasstab die letztere erleichtert, v. Q.

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