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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Quast, Ferdinand von: Beiträge zur Geschichte der ältesten Arbeiten in Schmelzwerk in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0258

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254 BEITRÄGE Züll GESCHICHTE

wird. Es kam hierbei nur darauf au, die mir bekannt gewordenen Thatsachen niiizutheilen
und sie für sich sprechen zu lassen, indem ich nur wenige Bemerkungen zur Kennzeich-
nung des historischen Standpunktes beifügte.

Ich setze hierbei als bekannte Grundlage voraus, dass die Kunst des Emails schon
vorher im Orient, namentlich in Conslantinopel mit der höchsten Meisterschaft geübt wurde,
ehe sie in Deutschland bekannt wurde; so wie dass alle acht byzantinischen Werke, soweit
sie mir bekannt sind, in jener Weise ausgeführt wurden, welche unter dein Namen Kasten-
schmelzwerk (email cloisonne) bekannt ist. Der vorhergehende Aufsatz des Hr. Bock ent-
hält (S. 243) eine sorgsame Beschreibung der Technik dieses Schmelzwerkes, weshalb wir
statt einer Schilderung derselben nur auf die erstere verweisen können. Als grossartigstes
Werk byzantinischer Emailarbeit darf die Pala d'oro in Venedig genannt werden, wie auch
der übrige Schatz von S. Marco eine Fülle ähnlicher Werke enthält, die zum grösseren
Theile aus der Beute, welche die Venezianer 1204 zu Constanlinopel machten, herrühren.
Auch sonst erklärt sich dieser Reichthum aus den mercantilischen und politischen Verbin-
dungen dieser seebeherrschenden Stadt, welche seit dem IX. Jahrb.. der Hauptverbindungs-
punkt zwischen Orient und Occident wurde.

Bei der Bedeutsamkeit namentlich der Pala d'oro für die ganze Geschichte der
Emaillen ist es doch ein nicht zu überwindender Uebelstand, dass eine feste Datirung der-
selben fehlt, indem es bis jetzt nicht gelungen ist festzustellen, ob und welche Theile der-
selben der ersten Bestellung durch den Dogen Peter Orseolo im J. 976, und welche den
Erneuerungen von 1105, und der Herstellung von 1209 angehören, der letzten Herstellung
von 1345 zu geschweigen. *)

Ein datirtes Werk byzantinischer Kunst ist dagegen die mit den schönsten Emails
geschmückte ungarische Königskrone, welche, laut der darauf befindlichen Inschrift, der
Kaiser Michael Ducas (1071 —1078) anfertigen Hess, und sie dem Könige Gaisa von
Ungarn schenkte.

Das am sichersten dalirte Werk byzantinischer Email-Arbeit, zugleich eins der vorzüg-
lichsten, welche existiren, besitzt Deutschland, seit es der Ritter Heinrich von Ulmen mit
andern Schätzen, womit er die Klöster des Trierer Landes bereichert, aus der Beute, welche
auch er 1204 bei der Eroberung von Constantinopel machte, an die Ufer der Mosel ver-
setzte. Beim Einbrüche der französischen Heere mit andern Schätzen der Trierer Diöcese
an das rechte Rhein-Ufer geflüchtet, kam es in den Schatz der Herzöge von Nassau zu
Weilburg und aus diesem in den des neuerrichteten Bisthums zu Limburg a. d. Lahn. Da
es neulich durch die Beschreibung des Herrn Ibach in den Annales archeol. 1857 ff. in
weiteren Kreisen bekannt geworden ist, so kann ich mich eines näheren Eingehens ent-

1) Es sind 21 Jahre her, dass der Verfasser dieses Kunstwerk leider nur zu flüchtig sah, so dass in Bezug auf diese
Detailfragen ein sicheres Urtheil ihm nicht zusteht, und er nur den mächtigen Eindruck des Ganzen und das Wesentliche der
Kunstweise fest im Gedächtnisse behalten hat. Herr v. Vebneilh gedenkt nächstens etwas darüber nach neuern Unter-
suchungen zu veröffentlichen.
 
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