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Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst — 2.1858

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Quast, Ferdinand von: Die Kirche und das Kloster auf dem Petersberge bei Halle, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3678#0273

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KLOSTER PETERSBERG. (DIE GRÄBER.) 269

Kloster Petersberg.

II. Die Gräber.

(Vgl. Heft 4. S. 145 ff. — Heft 5. S. 205 ff.)

Um ein vollständiges Bild der Kirche auf dem Petersberge zu gewinnen, müssen wil-
der ausgezeichneten Gräber gedenken, welche sie enthält. Während des ersten Jahrhunderts,
dass das Kloster bestand, wurden laut der genauen Nachrichten, welche das Chronicon
uns giebt, ausser dem Stifter und seiner Familie, nur die Pröbste innerhalb der Kirche
begraben.

Wir haben der letzteren Begräbnisse theilweise bereits oben gedacht, da sie uns
als Führer zur richtigen Erkenntniss einzelner Bautheile und ihrer Entstehungszeit dienten.
Probst Ekkehard (f 26. Jan. 1193) ward, wie wir sahen, im nördlichen Kreuze vor der
Abside der Kapelle Johannes des Täufers begraben, und gleichzeitig wurde sein schon 1151
verstorbener Vorgänger Meinher ihm zur Seite links beigesetzt, welcher vorher im südlichen
Theile des Chores geruht hatte. Auch seine Nachfolger Walther (f 31. Aug. 1205) und
später dessen Bruder Johannes (f 7. März 1212) wurden zu seiner Bechten bestaltet. Drei
steinerne Särge, zum Theil noch mit den Gebeinen der Verstorbenen gefüllt, fand man bei
der Aufräumung des Schuttes an der genannten Stelle neben einander liegend vor. Sie
haben, wie die meisten gleichartigen, die Gestalt der fürstlichen, welche wir nachfolgend
beschreiben werden, d. h. es sind ganz einfache, ungefähr nach der menschlichen Gestalt
ausgehöhlte Steinkisten, welche hart unter dem Fusshoden in der Erde stehen. Die Ge-
sammtanordnung ist aus unserem Grundrisse Bl. 8. Fig. 1 zu ersehen. Später ward in
etwas weiterer Entfernung, zur Bechten, d. h. gegen Süden, ein vierter vorgefunden. Es
ist keinem Zweifel unterworfen, dass dies wirklich die Särge mit den zum Theil noch erhal-
tenen Geb'einen der vier ausgezeichneten Männer sind, welche als Pröbste dem Stifte in
jener bedeutungsvollsten Zeit desselben vorstanden.

Probst Budolf, welcher nach der ersten Abdankung des Johannes i. J. 1206 ge-
wählt wurde (der ihm nach seinem am 2. April 1208 erfolgten Tode wieder folgte), ward im
Chore zur Seite des Waschbeckens der Priester begraben. ') Wir sahen bereits oben, dass
der Begriff chorus vom Chronisten sehr verschiedenartig gebraucht wird, theils das eigent-
liche Altarhaus, oder auch dessen Erweiterung über das Miltelkreuz hinaus begreifend,
soweit er für die Chorgeistlichkeit eingerichtet war, d. h. innerhalb der Chorschranken;
theils aber auch die Seilenkapellen und selbst die Kreuzesarme mit einschliessend. Wenn
es daher wohl anzunehmen wäre, dass Budolf im südlichen Kreuze begraben worden, wie

1) Sepultus est in auslrali parte chori ante lavatorium sacerdotum. Chron. M. S. p. 77. 78.
 
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