DIE KIRCHE UND DAS KLOSTER AUF DEM PETERSBERGE BEI HALLE. 147
Jiere Laulerberg zu einem geistigen Mittelpunkte. Es ist nicht zu verwundern, wenn dieser
von allen Seiten frei aufsteigende Berg, der 640 F. höher als die benachbarte Saale,
1125 F. in absoluter Höbe sich über das Meer erhebt (und der einen Gesichtskreis von
mehr als 20 Meilen Durchmesser beherrscht: man sieht von ihm den Brocken, wie den
Culmberg hinter Oschatz, die Scblossthürme von Freiburg, wie die Thürme von Magdeburg,
Zerbst, Wittenberg und Leipzig), schon in frühester Zeit vorzugsweise beachtet und heilig
gehalten wurde. Heidnische Gräber, z. Th. der frühesten Periode, sind hier und in der
nächsten Umgebung zahlreich gefunden worden*), und dass der Berg in ähnlicher Art, wie
der höhere Brocken, ein hervorragender Ort des heidnischen Gottesdienstes war, ist schon
an sich wahrscheinlich, wird aber noch besonders durch eine Andeutung des Chronisten
bezeugt. **)
Wie so häufig wurde auch hier, als die Sachsen die benachbarte Saale überschritten,
welche seit Jahrhunderten die Grenzmarke gegen die von dort bis zum fernsten Osten aus-
gebreiteten Slaven bildete, diese durch ihre Lage ausgezeichnete Opferstätte dem christ-
lichen Gottesdienste überwiesen. Dass die hier zuerst erbaute Kirche ein vorzugsweise be-
liebter Wallfahrtsort war, deren Patron, der h. Petrus, als ein wirksamer Helfer in der INoth
galt***), selbst als daneben schon die grössere Klosterkirche sich erhob, dürfte auf die
frühere Bedeutsamkeit der heidnischen Opferstätte zurückzuführen sein; und selbst der Tag
der Weihe jener Kirche, der 30. Juli (den bh. Märtyrern Abdon und Sennen gewidmet), wo
grosse Volksmassen hier zusammenströmten, deutet auf einen heidnischen Festtag hin, da
er auch noch später zu allerhand abergläubischen Handthierungen, Kugelgiessen u. s. w.
diente, f) Die hier errichtete Kirche ist noch in ihren Trümmern erhalten und zeigt ff)
einen aus den hier brechenden Porphyrstücken, welche durch Lehm verbunden sind, errich-
teten Bundbau von c. 21i/2 F. lichtem Durchmesser, dem sich gegen Osten eine 10 F. breite
halbkreisförmige Absis mit wenig verlängerten Seitenwangen anschliesst. Wie die Westfronle
ursprünglich gewesen, lässt sich jetzt nicht mehr sagen, da die Kirche an dieser Seite, wo
ihr ein Giebeltburm vorgebaut wurde, nach der Mitte des XII. Jahrb. wesentlich verändert
worden ist; das c. 18 F. breite Schiff, welches den Bundbau später mit dem in etwa
gleichem Abstände von dessen ursprünglichem Vorsprunge entfernten und nur wenig brei-
teren Thurme verband, gehörte gleichfalls erst dem Umbaue des XII. Jahrb. an, wie ich
solches 1843 noch deutlich erkennen konnte. Die hohen, aber etwas spitzbogig geschlos-
senen Fenster des Bundbaues, welche nebst einem grossen Theile der Mauern damals noch
vorhanden waren, scheinen in noch späterer Zeit dem älteren Mauerwerke eingefügt worden
zu sein. Nicht minder ungewiss ist die Entstehungszeit dieser Kirche. Der 1225 sein Werk
*) S. das Ausführliche bei Wichmann a. a. 0., S. 4 ff.
**) Chr. Monlis Sereni p. 2 bei Eckstein. Wir ciüren ferner nach dieser Ausgabe, welche allein den kritischen
Anforderungen gemäss ist.
***) S. die vom Chronisten, S. 7, angeführten vielen Beispiele seiner Hülfe.
f) Mitth. des Dr. Zacher.
ff) S. Abbildung des Grundrisses und die Ansicht der Ruine mit den späteren Zuthaten, bei Puttrich a. a. 0.
Bl. 7. A. B., den Grundriss auf dem Situationsblatt bei Ritter in d. Zeitschrift f. Bauwesen 185S. Bl. B.
19*
M
Jiere Laulerberg zu einem geistigen Mittelpunkte. Es ist nicht zu verwundern, wenn dieser
von allen Seiten frei aufsteigende Berg, der 640 F. höher als die benachbarte Saale,
1125 F. in absoluter Höbe sich über das Meer erhebt (und der einen Gesichtskreis von
mehr als 20 Meilen Durchmesser beherrscht: man sieht von ihm den Brocken, wie den
Culmberg hinter Oschatz, die Scblossthürme von Freiburg, wie die Thürme von Magdeburg,
Zerbst, Wittenberg und Leipzig), schon in frühester Zeit vorzugsweise beachtet und heilig
gehalten wurde. Heidnische Gräber, z. Th. der frühesten Periode, sind hier und in der
nächsten Umgebung zahlreich gefunden worden*), und dass der Berg in ähnlicher Art, wie
der höhere Brocken, ein hervorragender Ort des heidnischen Gottesdienstes war, ist schon
an sich wahrscheinlich, wird aber noch besonders durch eine Andeutung des Chronisten
bezeugt. **)
Wie so häufig wurde auch hier, als die Sachsen die benachbarte Saale überschritten,
welche seit Jahrhunderten die Grenzmarke gegen die von dort bis zum fernsten Osten aus-
gebreiteten Slaven bildete, diese durch ihre Lage ausgezeichnete Opferstätte dem christ-
lichen Gottesdienste überwiesen. Dass die hier zuerst erbaute Kirche ein vorzugsweise be-
liebter Wallfahrtsort war, deren Patron, der h. Petrus, als ein wirksamer Helfer in der INoth
galt***), selbst als daneben schon die grössere Klosterkirche sich erhob, dürfte auf die
frühere Bedeutsamkeit der heidnischen Opferstätte zurückzuführen sein; und selbst der Tag
der Weihe jener Kirche, der 30. Juli (den bh. Märtyrern Abdon und Sennen gewidmet), wo
grosse Volksmassen hier zusammenströmten, deutet auf einen heidnischen Festtag hin, da
er auch noch später zu allerhand abergläubischen Handthierungen, Kugelgiessen u. s. w.
diente, f) Die hier errichtete Kirche ist noch in ihren Trümmern erhalten und zeigt ff)
einen aus den hier brechenden Porphyrstücken, welche durch Lehm verbunden sind, errich-
teten Bundbau von c. 21i/2 F. lichtem Durchmesser, dem sich gegen Osten eine 10 F. breite
halbkreisförmige Absis mit wenig verlängerten Seitenwangen anschliesst. Wie die Westfronle
ursprünglich gewesen, lässt sich jetzt nicht mehr sagen, da die Kirche an dieser Seite, wo
ihr ein Giebeltburm vorgebaut wurde, nach der Mitte des XII. Jahrb. wesentlich verändert
worden ist; das c. 18 F. breite Schiff, welches den Bundbau später mit dem in etwa
gleichem Abstände von dessen ursprünglichem Vorsprunge entfernten und nur wenig brei-
teren Thurme verband, gehörte gleichfalls erst dem Umbaue des XII. Jahrb. an, wie ich
solches 1843 noch deutlich erkennen konnte. Die hohen, aber etwas spitzbogig geschlos-
senen Fenster des Bundbaues, welche nebst einem grossen Theile der Mauern damals noch
vorhanden waren, scheinen in noch späterer Zeit dem älteren Mauerwerke eingefügt worden
zu sein. Nicht minder ungewiss ist die Entstehungszeit dieser Kirche. Der 1225 sein Werk
*) S. das Ausführliche bei Wichmann a. a. 0., S. 4 ff.
**) Chr. Monlis Sereni p. 2 bei Eckstein. Wir ciüren ferner nach dieser Ausgabe, welche allein den kritischen
Anforderungen gemäss ist.
***) S. die vom Chronisten, S. 7, angeführten vielen Beispiele seiner Hülfe.
f) Mitth. des Dr. Zacher.
ff) S. Abbildung des Grundrisses und die Ansicht der Ruine mit den späteren Zuthaten, bei Puttrich a. a. 0.
Bl. 7. A. B., den Grundriss auf dem Situationsblatt bei Ritter in d. Zeitschrift f. Bauwesen 185S. Bl. B.
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