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Die rolle des Elefanten in der indischen Literatur

entspricht seinem Ansehen. Er ist in Gleichnissen wie Sinnsprüchen
beliebt, Geschichten, in denen er bedeutsam auftritt, ließen sich
leicht zuhauf bringen. VomBuddha allein werden siebenfrühereLeben
erzählt, die er als Elefant verbrachte. Die Schilderung menschlicher
Schönheit braucht ihn gern zum Vergleich: — das wiegend leichte
Schreiten des Riesen für den Gang der schönen Frau in ihrer ela-
stischen Fülle, die pralle, gelenkige Rundung des Rüssels für den
Schwung ihrer Schenkel. Die würdevolle Wendung seines ganzen
Leibes, wenn er sich dreht, um hinter sich zu blicken, der „Ele-
fantenblick" bezeichnet einen Abschiedsblick des gealterten Bud-
dha auf eine schöne Stadt, die er bei seiner letzten Wanderung zur
Stätte des Nirväna berührte. Seine riesige Fußspur, in der die
Spuren aller anderen Tiere Raum finden, ist ein Symbol der
Buddhalehre, die alle anderen Erkenntniswege und -ziele über-
greifend in sich aufhebt. Allein die buddhistische Überlieferung,
in deren volkstümlichen Teil vorarisches Indien, vom Brahmanis-
mus weithin beschwiegen, so vernehmlich laut wird, gäbe Stoff zu
einem großen Kapitel eines indischen Elefantenkorpus, das als
Ganzes dem Format seines Gegenstandes entsprechen könnte.

Aber hier soll Nilakanthas Traktat, der als indisches Spezialwerk
über das Geschöpf indischer Erde Gehör verdient, nicht aus an-
deren indischen Quellen bereichert zu einem Wälzer aufgeschwellt
werden, sondern nur erläutert und in seine geistige Umwelt gestellt
werden. Den wesentlichsten Dienst hierzu leistet das „Wissen vom
langen Leben der Elefanten", dessen autoritativer Ernst die natür-
liche Ergänzung des „Spieles" bildet. Da es im Vorspiel so oft zur
Sprache kam, soll es zum Nachspiel kurz charakterisiert werden.
Eine eingehendere Analyse seines weitschichtigen Stoffes würde
erfordern, daß man wiederum auf seine Umwelt einginge und die
Beziehungen, die es mit der Pferde- und vor allem der Menschen-
heilkunde verbinden, herausstellte, alle drei aber mit der griechi-
schen Medizin vergliche.

Das umfangreiche Werk ist aus Vers und Prosa gemischt, seine
Verspartien umfassen mehr als 7600 Zweizeiler, die Prosa (mit
Merkversen durchsetzt) verteilt sich auf 46 Kapitel. Beide Stile

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