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Zimmer, Heinrich Robert
Ewiges Indien: Leitmotive indischen Daseins — Zürich, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.22906#0012
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Hegel sah als erster mit seiner GescMchtsphilosophie
großartig Einheit in die geschichtliche Folge der Erd-
kulturen, sah es dabei als Schicksal der Welten Chinas
und Indiens, „vermischt, bezwungen und unterdrückt
zu werden". In beiden Räumen treiben der Wille zu
völliger Erneuerung und die Absicht auf eine sinnvolle
Vereinigung alteigenen Gutes mit Modernem, der glei-
chen, noch verhüllten Neugestalt mit lauten Rufen
entgegen. Stiller beschäftigt den Westen indes aus sei-
nem Willen aufs Ganze ein rein innerliches Widerspiel
der großen Wandlung Alt-Asiens. Hegel stellte China
und Indien als anfänglichste, dialektisch unentfaltete
Typen der Kultur an den Anfang seines weltgeschicht-
lichen Entwicklungsganges. Ihre Form, zu sein, ist
durch höher gegliederte Kulturen (von Persien und
Ägypten bis auf die unsere) aufgehoben. Aufgehoben
aber heißt: überwunden in der höheren Stufe, nicht
als ein Ausgeschiedenes und Vernichtetes, sondern als
ein heimlich Bewahrtes, das aus totaler Geltung ins
Teilhafte herabgedrückt war. In jenem Widerspiel be-
schäftigt uns alle Eigenart der Kulturen, die an uns
zerbröckeln. Unser Zug aufs Ganze spricht, daß nichts
an dieser Eigenart sinnlos oder unbedeutsam sei für
uns, wenn der Mensch von morgen so ganz sein soll,
wie seine Erde ganz sein wird. Die sieghafte Einseitig-
keit des modernen Menschen, die der Erde ihre räum-
liche Einheit gibt, kann nicht hinreichen, den echten
Erben ihrer werdenden Einheit zu bilden. Zur räum-

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