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Zimmer, Heinrich Robert
Ewiges Indien: Leitmotive indischen Daseins — Zürich, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.22906#0112
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es sich aus zur erhellten Ebene vielgestaltigen Bewußt-
seins. Fließt über aus sich selbst — aus dem Quell des
Nichtseins.

Noch in der Form reinen Inne-seins, noch im traum-
leeren Schlafe webt es in sich als Stille. Wenn es, wie-
der zu sich erwachend, die alte große Frage der Selbst-
besinnung an sich stellt: „was war dieses Nichtsein ?"
— gibt es sich zur Antwort: „ich habe glücklich ge-
schlafen. Garnichts habe ich gefühlt"41), — und aner-
kennt dieses Nichtsein als ein in sich besonderes un-
vergleichlich Wirkliches.

In dieser Antwort wird das bodenlose Vertrauen laut,
das gestaltiges Leben zu seinem gestaltlosen Grunde
hat: — die Schreckenlosigkeit des bewußten Lebens vor
seinem Gegensatz, aus dem und in den es umschlägt,
und die Lust, aufzugehen, einzuschmelzen in sich selbst,
die seiner Lust, sich zu entfalten und auszugebären,
die Wage hält.

Die Stille traumlosen Schlafs ist das naturhafte
Nichtsein des brahman. In ihr ruht sein Drang, sich
gestalthaft auszugebären. In der Bilderwelt des Trau-
mes — als dem Zwischenreich zur vollen Selbstent-
fremdung wachen Tags — regt er sich in innerlicher
Selbstentzweiung.

In dieser naturhaften Lust zur Entformung im
traumlosen Schlafe spricht die unerschütterliche Ge-
wißheit, die das Leben an sich selbst als etwas unver-
gänglichem hat, — jenseits aller Gestalt. Wirkt sein

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