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Zimmer, Heinrich Robert
Ewiges Indien: Leitmotive indischen Daseins — Zürich, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.22906#0129
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spielt zwischen Entfaltung zu frischer Blüte, Altern
und Vergehen, — ewig ringen in ihr die dämonischen
Kräfte wilder Lehensgewalt (asura) mit lichteren gött-
lichen Mächten der Weltordnung (deva) um die Herr-
schaft des Weltganzen. Ihr Spiel, das die Götter (sura)
immer wieder entthront, nachdem sie zu segnender
Herrschaft aufgestiegen, und den Widergöttern (asura)
Lust der Macht gewährt, bis List und Weisheit, Fü-
gung und Zeitlauf den Göttern aufs neu das Weltregi-
ment gewinnt, — dies Spiel ist so alt wie die Welt, ewig
wie ihr Leben, das zeitloser Wandel ist. So ist auch alles,
was uns Erdgeborene bewegt, uns ewig unverloren, un-
entrinnbar unser Schicksal, erfüllt es sich gleich nicht
in jedem Augenblick, jedem Leben, wo wir sein zu be-
dürfen meinen. Denn es gehört zum Formenbestand
zeitlosen Lebens, ist eine der Gesten seines Tanzes, ein
Stück seines Wandelspiels. Ehrgeiz und Macht, Sehn-
sucht und Liebeserfüllung, Träumerei und Tat, Trauer
und Verzweiflung, Jugend und Tod sind uns unver-
loren, — unentrinnbar, wie Mondscheinnächte und rei-
nes Frühlicht, der ewig süße Schwindel des Frühlings
und das vergüldete Todesweh des Herbstes unentrinn-
bare, unverlierbare Gestalt des Wandelspiels sind, in
dem das Jahr sich spielt. Was uns entzückt, daß wir es
haben wollen, was wir an uns drücken und nicht preis-
geben mögen, ist uns in wechselnden Gestalten immer
neu verhängt und wird uns nicht erlassen. Immer wie-
der sollen wir ihm verfallen in Begehren, Besitz, Ver-

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