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über die anderweitigen Verhältnisse zwischen der Stadt und dem
Bischöfe nicht erklärt, so musste zunächst die politische Stellung,
welche dem Schultheisen darin angewiesen ist, ein Gegenstand un-
serer Darstellung werden.
S- 15.
Der Schultheis»
Urkundlich findet sich die Bezeichnung „Schultheis, scultetus“
zuerst im Jahre 1124. Andere Urkunden gebrauchen schlechthin
den Namen Judex. * 1 2) Auch in unserem Stadtrechte ist die Bezeich-
nung Schultheis und Richter durchaus und unbedingt gleichbedeu-
tend, und wird bald die eine, bald die andere, mitunter in einer und
derselben Stelle gebraucht. 3)
Ob aber auch der Ausdruck advocatia fori in civitate Baben-
berch, welcher sich in einer Urkunde des Bischof Otto II. v. 1189
findet, 4 5) als gleichbedeutend mit dem Schultheisenamte genommen
werden darf, und ob der advocatus fori eine von dem §. 14. er-
wähnten Advocatus burgi verschiedene Person, und eine besondere
von dem Bischöfe für die mittlere Stadt aufgestellte Magistratur war,
wie Schuberth, Versuch p. 29 behauptet, scheinet mir sehr zu be-
zweifeln, da in der angezogenen Urkunde ein solcher Gegensatz einer
advocatia burgi und fori nicht vorhanden ist, aus dem Worte forum
allein aber ein solcher Gegensatz um so weniger abgeleitet werden
kann, als der dort erwähnte advocatus fori ein Mann aus dem Gra-
fen-Stande ist, gerade so, wie es die advocati burgi tai Bamberg
in der älteren Zeit zu sein pflegten, s) was in Bezug auf die
Schultheisen der Stadt ohne alles Beispiel ist. Ueberdies wird hier
der Graf Friedrich v. Vrensdorf gar nicht als advocatus fori von
der Stadt Bamberg allein genannt, sondern als Inhaber einer grossen
Reihe von Advocatien über die wichtigsten Orte des ganzen Bis-
thumes, wie z. B. Kronach u. dergl., welche Advocatien mit der
Stelle eines Schultheisen der Stadt Bamberg wohl nicht verträglich
gewesen sein möchten.

spricht eine Urkunde des K. Heinrich II. v. 1021 (bei Schuberth Nachträge p. 93.
von „advocatus vel ministerialis ecclesiae, quem episcopu's sibi elegerit aut con-
stituerit“). —
1) Schuberth Nachträge p. 65.
2) Vergl. die Urkunde des röm. Königs Heinrich (Sohn Kaiser Friedrich’s II.)
v. 1233 bei Schuberth Nachträge p. 64. 65.
3) Vergl. Anhang V. Nr. XVI. a. XVI. b. XXXVIII. XLIX. LVII. XCII.
4) Schuberth Versuch p. 29 not. b.
5) Vergl. das Diplom K. Friedrich’s I. v. 1160 bei Schuberth Beitr. p. 29 not. e.
Vergl. unten §. 25.

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