§. 2. Die deutsche Heldensage.
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Vesta als Tellus mater, mit dem eines weiblichen Mars oder Ers —
d. h. einer Bellona — verbindet 12).
Uebrigens darf man nicht übersehen, dass bei einzelnen deutschen
Völkern die Prädicate des einen Gottes mitunter einem anderen bei-
gelegt wurden. Namentlich werden Wodan und Thor öfters mit
einander zusammengeworfen 13), wie diess auch in der griechischen
und römischen Mythologie gefunden wird u). Auch hat es bei manchen
Völkern den Anschein, als habe Thor einen höheren Rang wie Wodan
eingenommen, oder als sei doch wenigstens sein Cultus als specieller
Nationalgott vorherrschend gewesen 15). Die Bedeutung der altgerma-
nischen Göttersage für unsere Volksgeschichte liegt aber darin, dass
sie eine Religionsverwandtschaft der germanischen Völker mit den phry-
gischen beurkundet, und eben hierdurch auf die grosse Völkerwiege,
den Kaukasus , als auf den Ausgangspunkt der germanischen Nation in
vorhistorischer Zeit zurückweist.
§• 2.
b) Die Heldensage *).
Die Namen der deutschen Götter, insbesondere die der vorge-
nannten Hauptgötter sind wie die Namen der Gottheiten aller alten
12) J. Grimm, deut. Mytliol. p. 157 u. flg. —
13) J. Grimm, deut. Myth. p. 207 vergl. mit p. 131. —
Ueber die häufige Identität von Merkur und Mars s. Creuzer Sym-
bolik II. 113 u. flg. — Vergl. H. Müller, Alter und Heimath d. L. Sal. Angl, et
Wer. p. 223, über das Verhältniss von Tius, Zeus, Mars-Janus und Jupiter-
Q ui rin us, den zweitheiligen Gott der Römer. —
’5) So sagt der Gesandte der Tenctrer bei T a c. hist. IV. c. 64: „Communibus
Diis, sed praecipuo Deorum Marti gratias agimus.“ — Pompon. Mela II. 1.
„Mars omnium Deus: ei pro simulacris enses et cinctoria dedicant, hominesque
pro victimis feriunt.“ (Das Vorrecht des Merkur, s. oben not. 2.) Nach Saxo
Gr. 42 erhielt in Schweden der Freyr die Menschenopfer. — Grimm, deut. Myth.
p. 139. — Ob jedoch daraus, dass in der Abrenuntiatio (not. 9) und in der Be-
schreibung des Tempels zu Upsala bei Adam B r e m. Thor zuerst und Wodan
an der zweiten Stelle genannt wird, auf einen Vorrang des Thor geschlossen wer-
den dürfe, ist zu bezw eifeln. Die Beschreibung folgt wahrscheinlich der Ordnung
der Standbilder, wonach Wodan als der Höchste den Ehrenplatz in der Mitte und
Thor als der nächste den Platz zu seiner Rechten einnahm. J. Grimm, deut.
Myth. p. 109. —
Ueber die eddischen und die späteren Heldensagen bis in’s 13. Jahrh. vergl.
W. Grimm, die deutsche Heldensage, Göttingen 1829. — J. F. Mo ne, Unter-
suchungen z. Gesell, d, deut. Heldensage. Quedl. u. Leipz. 1836. —
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Vesta als Tellus mater, mit dem eines weiblichen Mars oder Ers —
d. h. einer Bellona — verbindet 12).
Uebrigens darf man nicht übersehen, dass bei einzelnen deutschen
Völkern die Prädicate des einen Gottes mitunter einem anderen bei-
gelegt wurden. Namentlich werden Wodan und Thor öfters mit
einander zusammengeworfen 13), wie diess auch in der griechischen
und römischen Mythologie gefunden wird u). Auch hat es bei manchen
Völkern den Anschein, als habe Thor einen höheren Rang wie Wodan
eingenommen, oder als sei doch wenigstens sein Cultus als specieller
Nationalgott vorherrschend gewesen 15). Die Bedeutung der altgerma-
nischen Göttersage für unsere Volksgeschichte liegt aber darin, dass
sie eine Religionsverwandtschaft der germanischen Völker mit den phry-
gischen beurkundet, und eben hierdurch auf die grosse Völkerwiege,
den Kaukasus , als auf den Ausgangspunkt der germanischen Nation in
vorhistorischer Zeit zurückweist.
§• 2.
b) Die Heldensage *).
Die Namen der deutschen Götter, insbesondere die der vorge-
nannten Hauptgötter sind wie die Namen der Gottheiten aller alten
12) J. Grimm, deut. Mytliol. p. 157 u. flg. —
13) J. Grimm, deut. Myth. p. 207 vergl. mit p. 131. —
Ueber die häufige Identität von Merkur und Mars s. Creuzer Sym-
bolik II. 113 u. flg. — Vergl. H. Müller, Alter und Heimath d. L. Sal. Angl, et
Wer. p. 223, über das Verhältniss von Tius, Zeus, Mars-Janus und Jupiter-
Q ui rin us, den zweitheiligen Gott der Römer. —
’5) So sagt der Gesandte der Tenctrer bei T a c. hist. IV. c. 64: „Communibus
Diis, sed praecipuo Deorum Marti gratias agimus.“ — Pompon. Mela II. 1.
„Mars omnium Deus: ei pro simulacris enses et cinctoria dedicant, hominesque
pro victimis feriunt.“ (Das Vorrecht des Merkur, s. oben not. 2.) Nach Saxo
Gr. 42 erhielt in Schweden der Freyr die Menschenopfer. — Grimm, deut. Myth.
p. 139. — Ob jedoch daraus, dass in der Abrenuntiatio (not. 9) und in der Be-
schreibung des Tempels zu Upsala bei Adam B r e m. Thor zuerst und Wodan
an der zweiten Stelle genannt wird, auf einen Vorrang des Thor geschlossen wer-
den dürfe, ist zu bezw eifeln. Die Beschreibung folgt wahrscheinlich der Ordnung
der Standbilder, wonach Wodan als der Höchste den Ehrenplatz in der Mitte und
Thor als der nächste den Platz zu seiner Rechten einnahm. J. Grimm, deut.
Myth. p. 109. —
Ueber die eddischen und die späteren Heldensagen bis in’s 13. Jahrh. vergl.
W. Grimm, die deutsche Heldensage, Göttingen 1829. — J. F. Mo ne, Unter-
suchungen z. Gesell, d, deut. Heldensage. Quedl. u. Leipz. 1836. —