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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 4.1936

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Nr. 1 (1. Januar 1936)
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Ienlralorgan des IlÄD- Äüdentenbündes

Iahrgang 4 Nlünchen, 1. Ianuar 1 ^3ö Nummer 1

Oss /^ctlss Llss öSVEZUHI ^ukn. Usrr^ Lvers (AulZenrirclnv iier X8VA?.)

Wir Nationalsozialisten haben in der
Kampfzeit diesen Tag, diesen ersten Tag
eines neuen Jahres, immer auf unsere Art
begangen. Nicht weil die Spietzbiirger ihn
feierten, weil er rot im Kalender angezeigt
war, nicht weil es sich nun einmal so gehört,
sondern weil es für uns ein Herzensbedürf-
nis war, hier zwischen den Jahren Abrech-
nung zu halten.

Solch ein Kampfjahr war eben doch etwas
ganz anderes als ein Kalenderjahr fllr die
Herren Zeitgenossen. Das war viel, oiel län-
ger solch ein Kampfjahr, gewissermaßen ein
Leben für sich. Darauf konnte man in der
Silvesternacht schon zurückblicken. Was hat-
ten wir in das Jahr, das hinter uns lag,
mit hineingenommen?

Eigentlich nur eins: Den fanatischen
Elauben an den Sieg. Ein unerschütterliches
Treuegesühl zum Führer. Den Willen zum
Kampf.

llnd was hatte uns das Iahr gebracht?
Verfolgung! Verfolgung! Verfolgung"!
Eummiknüppelhiebe, Verbote, Verleumdung,
äußerste Entbehrung, bittere Not.

Die Novemberrepublik hatte alle Negister
gezogen im Spiel gegen uns. Denkt zurück,
Kameraden! Jft es nicht ein Wunder, unser
Elaube an den Sieg? Denkt einmal zurück
an diese lächerlichen Zahlen, die unsere
wirkliche aktive Mannschaft angaben. 1:1000
oder wie unerhört war oft das Verhältnis.

Aber wir waren ja stärker. Wir glaubten
an den einen Mann. Was war der ganze
Machtapparat der Republik gegen diesen
Elauben? Hört ihr sie nicht noch spotten die
„Eewaltigen von gestern" über unsere lächer-
liche Zahl? Die Tröpfe, in deren Rahmen
das deutsche Eemllt nicht hineinpaßte.

Kameraden! Wißt ihr noch, wie alles ge-
gen uns stand? Du, Kamerad aus der Fa-
brik, der Vaustelle und der Grube, gegen
euch stand die Riesenmacht Marxismus. llnd
ihr, aus dem Lager des Bürgertums, wie
zermürbend war dieses Ringen gegen die
Feigheit des organisierten Spießertums. Die
Jnternationale und der bllrgerlich egoistische
Nationalismus, ste taten alles, um unseren
Kampf vergeblich sein zu lassen. Jndes der
rote Terror mit Pistolen in unseren Reihen
wütete, schrieb das gesittete Bügertum in

Der 6or's/ cker 1?o//tLwo/r//s/r^/
c/r'e i/nsr'c/r//rsrorr
Dr'e/rr'c/r /?c/csr/

Dsz „L/o/»//n^/'/s/^

„^oo/on"

Dr'o ver/csrrrr/orr trerrr'oL
„K/ror'rrNo/c/"

Dec /»oc/srror/...

„§/r'//o /tärrrp/kr^"

Der /s// Do/rrr
rrrrc/ snc/eros rrre/rr

seiner General-Anzeiger-Presse von „politi-
schem" Rowdytum und „Politik auf der
Straße". Die Leidtragenden jedenfalls wa-
ren wir. Man schoß, schimpfte und verleum-
dete — das war solch ein Jahr. — Nein, die
Hauptsache fehlt. Es war ja noch etwas!
Sieg! Siegü!

Das zähe Ringen hatte Erfolg. Unser
Kampf um das Deutsche Volk trug Früchte.
Da waren die Wahlen der Novemberdemo-
kratie. Es gab zum Gespött von eisgrauen
Parlamentariern aller Richtungen eine
NS.-Liste. Wißt ihr noch unsere hohen Num-
mern? Zweistellige Aahlen waren es. Wir
kämpften verbissen. Dann war es auf ein-
mal Liste 9. Da war jeder Monat ein Stück
Eeschichte. llnd am Jahresende, da defilier-
ten die Ereignisse vorbei. Und das Ergrei-
fendste und gleichzeitig Verpflichtendste
waren die toten Kameraden. Die zwangen
uns, in den Augenblicken, wo alle Hoffnung
zu schwinden drohte, auszuhalten.

So erleben wir immer wieder den 1. Ja-
nuar. Oft schien uns das Ziel weiter ent-
fernt als ein Jahr vorher. Es war in uns
ein Marschrhythmus, der drängte vorwärts.
Dann kam der Sieg. Früher als wir ahn-
ten, als wir am 1. Ianuar 1933 auf das
Jahr zurückblickten. Was dann kam, schien

vielen von uns leicht. Der rote Terror war
verflogen. Die Leitartikel des Vürgertums
waren das Hohelied der Eleichschaltung.
Um uns war eitel Freude und Sonnen-
schein. Wenn ein ganzes Volk sich auf sich
selbst und seine Kraft besinnt, dann emp-
fiehlt es sich auch für alle Feinde dieser
Entwicklung, mit dem Hut zu schwenken
oder zeitgemäß den Arm zum Eruß zu rek-
ken. Sie fielen in der Menge nicht auf,
unsere Herren Gegner. Sie waren so eifrig,
so gefügig, so verstündnisvoll, daß wir selbst
bei bösem Willen unserseits nichts hätten
tadeln können. Sie verehrten den Führer
(den sie kurz vorher noch mit einer Flltt
von Eemeinheit llberschüttet hatten); ste
bekannten sich zu dem Staat der Sauber-
keit, der ihrem schmutzigen Treiben jählings
ein Ende bereitet hatte; sie gebärdeten sich
wie Vorläufer des Nationalsozialismus,
deren schönster Traum durch die soeben statt-
gefundenen Ereignisse in Erfüllung gegan-
gen war. Nur eines konnte sie verbittern,
wenn wir von der Kampfzeit sprachen. Jm
ersten 2ahre des neuen Regimes, nun, da
mußten die „Frontschweine" eben ihre Er-
lebnisse abreagieren. Der Büchermarkt war
von geschäftstüchtigen Verlegern mit Erzeug-
nissen überschwemmt, die Einblicke in die

Kampfzeit boten, die nur in den wenigsten
Fällen aus derFeder alterKämpfer stammten.

Die Kunst geht eben nach Brot. Also
machte man in NS.-Literatur. Dann wurde
es still. Still um diesen Kampf. Denn
die von vorgestern meldeten sich wieder zu
Wort.

Wer Ohren hatte zu hören, und wer es
verstand, zwischen den Zeilen der gewissen '
Prefse zu lesen, der spllrte die Kampfansage. ^

Langsam kristallisierte sich die Taktik her-
aus.Man lobteden Fllhrerundverunglimpfte
im gleichen Atemzuge die Bewegung. Man
suchte Gegensätze zwischen Staat und Par-
tei zu könstruieren. Man baute an den Ba-
stionen der Reaktion. Der Führer gab am
Parteitag 1935 eine kristallklare eindeutige
Antwort: „Führer und Bewegung ist eins."
Die Herren, die es anging, hatten dicke
Wattepfropfen in den Ohren. Man war mit
seinem Altenteil, das man ohne Verdienste
großgügig bekommen hatte, nicht zufrieden.
Man war trotz allem Kalk noch tatendur- '
stig. Eerade wir Studenten auf Deutschlands
Hoch- und Fachschulen haben die Betrieb-
samkeit der Ereise aller Lebensalter zu spll-
ren bekommen. Reaktion! Zurück auf den
Vörkriegsstand.

Es ist unser Stolz, auch nach der 7.".:.',:-
 
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