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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 4.1936

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Nr. 50 (9. Dezember 1936)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6183#0593
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Einzelpreis 15 Pfg. München, 9. Dezeniber 193«

Ienlralorgan des HÄD-6^ü-en4enbündes

l^Ieuer V^eg
ru neuem 2iel

0er lreiciisstudentenfülirer kat Mr die näckfte 2eit ^lak-
Nalimen rur endgültigen Veiriedung des deutlctien 8tu-
dententüms angekündiZt. XVir bringen im folgenden

einen Üeitrag rur Klärung

Die Ereignisse der jüngsten Zeit, die so
einschneidend sür das gesamte Studententum
waren, sind dnrch die Presse genügend be--
kannt geworden. Es wird sich wohl erübri-
gen, nochmals darauf hinzuweisen, daß in
der Person Dr. Eustav Adolf Scheels eine
Einigung des gesamten deutschen Studen-
tentums vollzogen wurde und daß Dr. Scheel
Auftrag und Vollmacht nicht nur von der
Partei, sondern auch vom Staate hat.

Damit ist ein Zustand erreicht, wie wir
ihn bishcr nicht kanntcn.

Eleichgültig, wo wir die geschichtliche Ent-
wicklung zu verfolgen beginnen, ob 1933,
1918, 1879 oder gar das 18. Jahrhundert
uns den Ausgangspunkt für eine Betrach-
tung liefert: wir finden in der studentischen
Eeschichte kein Veispiel.

XVas gefckak bisker?

. Jn der ganzen Entwicklung des Studen-
tentums war das vergangene Jahr das ent-
scheidungsreichste. Die Splitt'erung, welche
die vergangenen Jahrzehnte geschaffen ha-
ben, haben in diesem Jahr ihr Ende gefun-
den. Die Verbände haben sich aufgelöst und
die Verbindungen nach einer kurzen llber-
gangszeit ihr Eigendasein beendet. Und
schlietzlich hat der Erlatz des Stellvertreters
des Fllhrers vom 14. Mai 1936, um restlos
Klarheit Zu schaffen, allen Angehörigen der
Partei und ihrer Cliederungen, soweit sie
an einer Hochschule studieren, die Zugehörig-
keit zu einer studentischen Verbindung oder
Vereinigung verboten.

Warum? Hatte man wirklich nichts Besse-
res zu tun, als aus einer sadistischen Freude
heraus die teils jahrzehntealten Verbindun-
.gen zu zertrümmern, ihnen ihre Symbole
und Farben, ihr Brauchtum und ihre Eigen-
a-rt zu zerstören, nur deshalb, weil das

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irgendeinem Verantwortlichen so behagte?
Oder richtete sich dieses Vorgehen gegen be-
stimmte Personen oder Personengruppen
wiederum nur um der Personen wille.n?

Wenn man sich mit ehemaligen Verbin-
dungsstudenten llber diese Frage unterhält,
möchte man beinahe zu dieser Ansicht kom-
men. Alle Erllnde, die für die Auflösung
der Verbindungen matzgebend sein könnten,
werden da genannt. Die tollsten Kombina-
tionen werden als absolut zutreffend her-
ausgestellt. Aber den Kern der Sache erfährt
man wohl nur selten. llnd nun ist ein neuer
Führer da, ein Mann, der mit der Korpo-
rationsfrage noch nicht „belastet" ist, ein
Mann, dessen Name nicht unbekannt ist in
den studentischen Auseinandersetzungen der
letzten Iahre, der sich schon in der Kampfzeit
Verdienste erworben hat, über die man im
Reich sprach, der aber — und das ist das Er-
freuliche — sopiel bekannt, noch nie sich aktiv
in den Kampf gegen die Korporationen ein-
geschaltet hat. Das lätzt neue Hoffnungen zu.

Eigentümlich ist ja, datz die Wenigen, die
mit Nibelungentreue an der Jdee ihrer ein-
stigen Korporationen hängen, nach dem
kleinsten Strohhalm greifen, um sich und
ihre Jdee zu retten. Eigentümlich ist es auch,
datz es immer nur ein ganz bestimmter Kreis
ist, der nach Nettung sucht. Die grotze Mehr-
zahl der ehemaligen Korporationsstudenten
hat eingesehen, datz es um mehr geht als
um das Lebensrecht einer kleinen, vielleicht
noch so wertvollen Splittergruppe. Sie ha-
ben begriffen, datz man den Eigennutz zurllck-
stellen mutz, um der grotzen Sache zu dienen.
Ia, sie yaben begriffen, datz man sogar von
sich aus ein Opfer bringen mutz, datz man
tätig werden mutz, wenn man das erreichen
will, was dem Eanzen nützt. Und die an-
deren, denen diese Erkenntnis noch nicht ge-
kommen ist, reden und schreiben und hofsen
mit wahrhaft alttestamentarischer Veharr-
lichkeit aus den Mcssias.

Inkalt und Organiiation!

Jnzwischen aber ist der NSD.-Studenten-
Lund darangegangen, das Loch auszufüllen,
das durch die Auflösung der Korporationen
aufgerissen war. Er suchte nach neuen For-
men studentischer Gemeinschaften und fand
sie in den Kameradschaften, die er gemein-
sam mit den Eliederungen der Partei —
also mit der SA., SS.. dem NSKK., der
HJ. usw. — aufbaut. Diese Eemeinschaften
sind jung. Sie haben .vielleicht den Fehler
an sich, datz sie nicht gewachsen, sondern or-
ganisiert sind. Aber man täusche sich nicht:
die Partei hat schon so oft bewiesen, datz

Karl Komeis: Hokeitsadler ^

»iele plastik wurde kürrliM in ver ?^uI.-> der Universitst klüncken aukscstelit

.man auch einer.Organisation einen Jnhalt
zu geben vermag und datz nach Ablauf einer
gewissen Zeitspanne der llnbefangene kaum
mehr zu unterscheiden vermag, ob das, was
nun vor ihm steht, organisiert oder gewach-
sen ist.

Wir dürfen überzeugt sein, datz die in der
jungen studentischen Eeneration steckende
Kraft ausreicht, um dem Organisierten Le-
ben und Jnhalt zu geben. Ia, wir haben be-
reits Beweise für die Richtigkeit dieser An-
sicht in unseren Stamm-Mannschaften. Hier
entwickelt sich neue studentische Lebensform,
die in Kürze auf die studentischen Kamerad-
schaften der SA.-Männer, der HJ. usw. über-
greifen wird, und es bedarf wohl nur einer
geschickten Führung, um ihnen den rechten
Weg zu weisen.

HIm was es uns gekt!

Und da kommen nun die anderen und er-
zählen uns, „wir gingen einen neuen Weg
zum alten Ziel. Unsere Kameradschaften
seien nichts anderes als die mit soviel Kraft-
aufwand zerschlagenen Korporationen, und
man könne über das Eanze das Motto
setzen: die Korporationen sind tot — es
leben die Korporationen!"

So geht aber das nun doch nicht. Eewitz,
wir kennen die Werte, die das Korporations-
leben geschaffen hat. Melleicht kennen wir
diese Werte viel besser als jene, die heute

noch in der Korporation ihre Betätigung
suchen. Wir haben nämlich, d. h. die Partei
hät, ehe sie den Kampf gegen die Korpora-
tionen aufnahm, Wert und Unwert dieser
Einrichtungen so eingehend studiert und die
Prüfung aller Fragen, die damit zusammen-
hängen, so gründlich betrieben, datz wir uns
erdreisten, zu behaupten, den Wert der Kor-
porationen besser zu kennen als die Korpo-
rationen selbst. Aber gerade deshalb, weil
wir diesen Wert erkannt haben und weil
wir gesehen haben, datz infolge der Mängel,
die ebenso am Korporationswesen hafteten,
eine Entwicklung dieser Werte im Sinne
und zum Nutzen des nationalsozialistischen
Deutschlands nur schwer — wenn Uberhaupt
— erfolgen könne, deshalb haben wir den
Kampf begonnen, haben wir die Einheit
im deutschen Studententum hergestellt und
sind nun daran, das Wertvolle, gestützt auf
nationalsozialistische Lebensformen und aus-
gerichtet nach unserer grotzen Jdee, dem ge-
samten Studententum zu vermitteln. Also
doch nicht: „Es leben die Korporationen!"
Denn mit dem Begriff Korporation ist eben
nun einmal fllr alle Zeit die Tatsache der
Zersplitterung, die Tatsache der gegenseiti-
gen Bekämpfung, die Tatsache von hundert
kleineren und grötzeren Entgleisungen, die
Tatsache von der Entwertung wirklicher
Werte und die Tatsache ungenügender poli-
tischer Haltung verbunden. Der unpolitische
Student ist im Dritten Reich ebenso undenk-
 
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