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Drei Freier.
Hetzpeitschen neu zu flechten, so wußte ich ein sauberes Stück-
lein Wild für Dich! Den fliegenden Holländer da frag' ich
gar nicht: der alte Sünder hat sich, als er das erste Sclaven-
schiff von Guinea nach Westindien führte, so in die schwarze
Race verliebt, daß er für eine weiße Venus nicht den kleinen
Finger rührte!"
„Du hast einen Anschlag, Satan!" antwortete Jsaae La-
quedem; „laß einmal hören!"
„Zuerst müßt Ihr wissen, daß der Teufel die Oeffentlich-
keit haßt. Ihr habt einen Lauscher hier,"
Die drei andern erhoben sich und blickten spähend in dem
Saale umher.
Monsieur Flachs, dem bis hierhin sich die Haare mit
jedem Augenblicke höher gesträubt hatten, fühlte sich bei den
letzten Worten des Schtvarzen vollends in kaltem Schweiß
gebadet Er ivollte sich aus seiner liegenden Stellung neben
dem kleinen Schieber in der Decke erheben; aber es >var ihm,
als seien seine Glieder vom Schrecken gelähnit; er konnte
weder Fuß noch Hand bewegen und mußte zusehen, wie da
unten im Saale der Waidmann grade unter die Rose in der
Decke trat, die den Lauscher verborgen hatte, beide Arme zu
ihm emporhvb und nun mit den ausgestreckten Händen ein
paar Sekunden lang leise Beivegnngen gegen ihn hin machte.
Der unglückliche Gastwirth fühlte bei diesen Beivegnngen
eine sonderbare Schwere und Schläfrigkeit über sich kommen;
seine Augenlieder schlossen sich, sein Kopf fiel mit dem ganzen
Oberkörper auf den Boden und nach ivenig Augenblicken lag
Monsieur Flachs in tiefem Schlafe.
Als der Gastwirth aus seinem Schlafe erivachte, war es
tiefe Nacht und seine Glieder umreit steif von Frost. Die be-
ängstigendsten Träume hatten ihn gequält. Er hatte sich
auf einem weißgebleichten Pferde - Gerippe durch die Lüfte
getragen gefühlt, verfolgt von der zähnefletschenden Biente, dem
Hallohrufenund den langen, seinenKopf nmschnellendenPeitschen-
schnüren des wüthenden Heeres; über Flüsse, Berge, Ebenen
fort, immer weiter und weiter dem blntrothen Horizonte zu,
war er geflogen, bis er plötzlich das Meer unter sich brausen
und schäumen gesehn; da hatte das Thier-Geripp, das ihn
getragen, einen Ruck gemacht, er war hinabgeflogen und sank
und sank und unter ihm segelte das Todtenschiff über die
Wogen und streckte seine Masten tmd Spieren in die Hohe,
immer grade unter ihm, wie um den Fallenden anfzufangen
und zu spießen.
Monsieur Flachs hatte dies nicht eigentlich geträumt, sondern
er hatte es zu erleben geglaubt, er hatte das Bewußtsein dabei.
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Drei Freier.
Hetzpeitschen neu zu flechten, so wußte ich ein sauberes Stück-
lein Wild für Dich! Den fliegenden Holländer da frag' ich
gar nicht: der alte Sünder hat sich, als er das erste Sclaven-
schiff von Guinea nach Westindien führte, so in die schwarze
Race verliebt, daß er für eine weiße Venus nicht den kleinen
Finger rührte!"
„Du hast einen Anschlag, Satan!" antwortete Jsaae La-
quedem; „laß einmal hören!"
„Zuerst müßt Ihr wissen, daß der Teufel die Oeffentlich-
keit haßt. Ihr habt einen Lauscher hier,"
Die drei andern erhoben sich und blickten spähend in dem
Saale umher.
Monsieur Flachs, dem bis hierhin sich die Haare mit
jedem Augenblicke höher gesträubt hatten, fühlte sich bei den
letzten Worten des Schtvarzen vollends in kaltem Schweiß
gebadet Er ivollte sich aus seiner liegenden Stellung neben
dem kleinen Schieber in der Decke erheben; aber es >var ihm,
als seien seine Glieder vom Schrecken gelähnit; er konnte
weder Fuß noch Hand bewegen und mußte zusehen, wie da
unten im Saale der Waidmann grade unter die Rose in der
Decke trat, die den Lauscher verborgen hatte, beide Arme zu
ihm emporhvb und nun mit den ausgestreckten Händen ein
paar Sekunden lang leise Beivegnngen gegen ihn hin machte.
Der unglückliche Gastwirth fühlte bei diesen Beivegnngen
eine sonderbare Schwere und Schläfrigkeit über sich kommen;
seine Augenlieder schlossen sich, sein Kopf fiel mit dem ganzen
Oberkörper auf den Boden und nach ivenig Augenblicken lag
Monsieur Flachs in tiefem Schlafe.
Als der Gastwirth aus seinem Schlafe erivachte, war es
tiefe Nacht und seine Glieder umreit steif von Frost. Die be-
ängstigendsten Träume hatten ihn gequält. Er hatte sich
auf einem weißgebleichten Pferde - Gerippe durch die Lüfte
getragen gefühlt, verfolgt von der zähnefletschenden Biente, dem
Hallohrufenund den langen, seinenKopf nmschnellendenPeitschen-
schnüren des wüthenden Heeres; über Flüsse, Berge, Ebenen
fort, immer weiter und weiter dem blntrothen Horizonte zu,
war er geflogen, bis er plötzlich das Meer unter sich brausen
und schäumen gesehn; da hatte das Thier-Geripp, das ihn
getragen, einen Ruck gemacht, er war hinabgeflogen und sank
und sank und unter ihm segelte das Todtenschiff über die
Wogen und streckte seine Masten tmd Spieren in die Hohe,
immer grade unter ihm, wie um den Fallenden anfzufangen
und zu spießen.
Monsieur Flachs hatte dies nicht eigentlich geträumt, sondern
er hatte es zu erleben geglaubt, er hatte das Bewußtsein dabei.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Drei Freier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 242, S. 11
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg