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Drei Freier.

Kampfe wäre die Frauenklugheit nicht hinter der Männer-
stärke zurück geblieben!"

„Ihr werdet uns noch beweisen, daß es eine Beleidigung
für Euch sei, wenn wir Eure zauberhafte Schönheit bewundern,
die uns Euch zu Füßen legt," sagte der Oberstjägermeister.

„Beinahe ist es so," antwortete Ulrike; „glaubt minde-
stens nicht, daß es mich freue, von meiner Schönheit reden
zu hören. Ich lege nicht den mindesten Werth auf sie und
diejenigen, welche Werth auf sie legen, verachte ich!"

„Da habt Ihr Unrecht, sehr Unrecht," fiel der armenische
Prinz ein; „glaubt das uns, die wir hier Euch huldigend
und bewundernd umgeben. Wir haben viel erlebt und viel
gesehen, wir alle drei: wir haben von dem tragikomischen
Stücke: Erdenleben, mehr Aufzüge gesehen, als Ihr ahnen
könnt, stolze Frau; die Welt hat keinen Schatz und kein
Kleinod: das Dichten und Trachten der Menschen hat kein
Ziel und wäre es auch das Höchste von allen: die Geschichte
endlich hat keinen Kranz und keinen Ruhm, nach dem es
uns noch irgend gelüstete: nur Eines hat uns bezwingen
können — wir huldigen Eurer Schönheit."

Jsaac Laquedem sprach diese Worte so feierlich aus, daß
eine Pause im Gespräche entstand. Der Admiral nahm nach
einer Weile den Faden der Unterhaltung wieder auf.

„So laßt uns hören," sagte Ban der Decken, „wenn
Ihr die Schönheit mißachtet, was ist denn Euer Stolz?
sagt uns, gnädige Frau, wie wir Euch Wohlgefallen und
Eure Gunst erringen können, wenn wir nicht von Eurer
Anmuth und Holdseligkeit reden dürfen?"

„Was mein Stolz sein würde? Eine That zu thun, eine
Gefahr zu bestehen, eine Lage zu überwinden, von der noch
nach Jahrhunderten die Welt gestehen müßte, daß ein Mann
völlig unfähig gewesen wäre, sie zu überwinden. Das zeigt
mir, dazu helft mir, und ich will Euch dann aller schmeichel-
haften Reden und wohlgesetzten Complimente überheben,
meine galanten Cavaliere!"

4.

An dem Tage, an welchem die schöne Frau von Haß-
beck diese Unterredung mit ihren Galans gehabt, saß sie in
der Abenddämmerung in ihrem Closet. Es war ein kleines
Gemach, mit goldgepreßten Ledertapeteu ausgeschlagen, und
mit einigen alterthümlichen Möbeln versehen, das jedoch
wenige jener Gegenstände zeigte, welche sonst in den Wohn-
ungen der Frauen das Schalten und Walten und die Be-
schäftigung weiblicher Hände verrathen. Man sah weder
Blumen noch Stickrahmen in dem Zimmer der „Königin
Ulrike," wohl aber Bücher und einige mathematische In-
strumente. Rings um die Wand lief eine Bank aus dunkel-
gebohntem Holze, auf welcher Polster, bekleidet mit venetia-
nischer Seide, gelegt waren; Frau von Haßbeck aber saß in
der Fensterbrüstung, aus einem der erhöhten Sitze, die zu
beiden Seiten dieser Nische angebracht waren und blickte auf
den Frohnhof hinaus, an welchem ihr Haus lag. Der

Winter und der Sommer war verfloffen, seitdem die drei
Cavaliere in den drei Mohren eingekehrt; der Herbst war
gekommen und ein feuchter Oktobcrwind wirbelte die gelben
Blätter umher, welche von den Linden niedergestreut waren,
die im Sommer dem Platze Kühlung und Schatten gewährten.
Es war bereits so dunkel geworden, daß man Ulrikens Züge
nicht mehr unterscheiden konnte; nur das edle Profil ihres
gehobenen Kopfes, die schön gewölbte, etwas zu hohe Stirn,
die leisgebogene Nase und die unaussprechlich schön ge-
schnittenen feinen Lippen über dem fast allzu männlich breiten
kräftigen Kinne zeichneten sich am ergrauenden Abendhimmel ab.

Als sie so da saß, hörte sie plötzlich ein leises Rauschen;
sie wandte ihr Auge der Thüre zu, die nur durch einen
niedergelassenen Vorhang ihr Closet von dem Vorzimmer
abtrennte. Eine Hand hatte diesen Vorhang bei Seite ge-
schoben; in dem Rahmen der Thüre stand Jsaac Laquedem.
Seine Blicke glühten durch die Dämmerung wie ein Paar
Phosphorflammen.

Ulrikens Herz schlug bei dieser plötzlichen Erscheinung
höher, als es je beim Anblick eines Mannes geschlagen hatte.
Aber sie ivußte jedes, auch das leiseste Zeichen von Beweg-
ung im Tone ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie mit
, anscheinender völliger Ruhe und Gleichgültigkeit sagte:

„Ihr seid es, armenische Hoheit?"

„Ich bin es, augsburgische Majestät!" sagte der Prinz
und trat einen Schritt vor. „Ich komme, um zum Letzten-
male bei Euch mein Heil zu versuchen: Ihr habt unsre

3
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Drei Freier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Fenster <Motiv>
Prinz <Motiv>
Karikatur
Vorhang <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Armenier <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 243, S. 19

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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