Schreiben des Professors d
die Aussprache des H verlernte, oder daß er ein geborener
Gallier war, welche bis heutigen Tages noch nicht im Stande
sind den Buchstaben H auszusprechen. Ich glaube Ihnen wis-
senschaftlich und hinlänglich genug bewiesen zu haben, daß der
von Ihnen abgebildete Stein zu dem Grabe eines Juden ge-
hörig ist. Die Ornamente aus dem Pflanzenreiche, welche den
Stein umgeben, versinnbildlichen den Schmerz der Tochter
Sarah, nämlich Wein — Weinen und Epheu — Waih. (ein
Ausdruck des höchsten Schmerzes, welcher der jüdischen Nation
eigen ist), die Distel zu Füßen der Inschrift soll eine Verbal-
Injurie gegen den Römer verstecken.
Was die zweite Leseart betrifft, so ist sie gleichfalls stark
an die germanische Wortbildung streifend, und zwar so stark, daß
man, wäre man nicht so fest überzeugt, daß der Stein römisch
wäre, dieselbe für deutsch halten müßte. Ihr Wortlaut würde
ungefähr sein: T iiusara haben t’ ent unt vis verfrora,
hochdeutsch: die Hussaren haben die Hände und Füße verfroren.
Es scheint diese Lösung die natürlichere zu sein und doch
will mich bedünken, daß sie nicht die richtige sein könne;
denn die römische Reiterei bestand wohl größtentheils aus
Kürasiiren. Zwar hatten die alten Römer eine leichte Caval-
lerie, da diese aber gar keine Uniform trug, sondern nacket zu
Pferde saß, kann man sie wohl füglich nicht Hussaren nennen.
Controle der neuen Jagdkarten.
Re in ecke. „Ich wollte Sie nur ernstlich fragen, ob Sie
Ihre Jagdkarte bei sich haben; sonst möchten Sie meinen Tod
nicht gesetzlich rechtfertigen können."
er römischen Archäologie :c. 95
Ich habe vergeblich in meiner Bibliothek alle Kupferwerke über
römische Antike durchgeblättert, aber nirgends auch nur die
Spur eines Hussaren entdeckt. Eine Möglichkeit aber ist die,
daß zu Zeiten des Attila mit den Ungarn Hussaren nach Rom
gekommen waren. Da nun aber das Klima von Rom an
Milde dem ungarischen weit überlegen ist, so konnten diese
Söhne des rauhen Nordens schwerlich in Rom Hände und
Füße erfrieren. Man muß daher annehmen, daß eine Abthei-
lung Husiaren von der Armee des Attila unterwegs Hände
und Füße erfroren haben und dadurch am Weitermarsch ver-
hindert, jämmerlich umkommen mußte. Ist nun diesen der
Denkstein errichtet worden, so ist auch der Widerspruch — ein
römisches Denkmal in Ungarn — beseitigt.
Ich hielt es im Interesse Ihrer Leser für nöthig, diese
meine Ansichten über die von Ihnen gemachte archäologische
Entdeckung mitzutheilen und bitte Sie nur noch schlüßlich Ihre
Frau Gemahlinnen unbekannter Weise schönstens von mir zu
grüßen.
Leipzig "/z 1850.
Ergebenst
Henricus Matthias Quirlostylius,
Professor.
Der neue Enlenspiegel.
(Schluß.)
Dritter Schwank: Der gefährliche Tausch.
Die Bauern hatten den Hannes endlich nach vielen und
großen Mühen gefangen genommen und in einen Sack gesteckt,
darin wollten sie ihn ersäufen.
die Aussprache des H verlernte, oder daß er ein geborener
Gallier war, welche bis heutigen Tages noch nicht im Stande
sind den Buchstaben H auszusprechen. Ich glaube Ihnen wis-
senschaftlich und hinlänglich genug bewiesen zu haben, daß der
von Ihnen abgebildete Stein zu dem Grabe eines Juden ge-
hörig ist. Die Ornamente aus dem Pflanzenreiche, welche den
Stein umgeben, versinnbildlichen den Schmerz der Tochter
Sarah, nämlich Wein — Weinen und Epheu — Waih. (ein
Ausdruck des höchsten Schmerzes, welcher der jüdischen Nation
eigen ist), die Distel zu Füßen der Inschrift soll eine Verbal-
Injurie gegen den Römer verstecken.
Was die zweite Leseart betrifft, so ist sie gleichfalls stark
an die germanische Wortbildung streifend, und zwar so stark, daß
man, wäre man nicht so fest überzeugt, daß der Stein römisch
wäre, dieselbe für deutsch halten müßte. Ihr Wortlaut würde
ungefähr sein: T iiusara haben t’ ent unt vis verfrora,
hochdeutsch: die Hussaren haben die Hände und Füße verfroren.
Es scheint diese Lösung die natürlichere zu sein und doch
will mich bedünken, daß sie nicht die richtige sein könne;
denn die römische Reiterei bestand wohl größtentheils aus
Kürasiiren. Zwar hatten die alten Römer eine leichte Caval-
lerie, da diese aber gar keine Uniform trug, sondern nacket zu
Pferde saß, kann man sie wohl füglich nicht Hussaren nennen.
Controle der neuen Jagdkarten.
Re in ecke. „Ich wollte Sie nur ernstlich fragen, ob Sie
Ihre Jagdkarte bei sich haben; sonst möchten Sie meinen Tod
nicht gesetzlich rechtfertigen können."
er römischen Archäologie :c. 95
Ich habe vergeblich in meiner Bibliothek alle Kupferwerke über
römische Antike durchgeblättert, aber nirgends auch nur die
Spur eines Hussaren entdeckt. Eine Möglichkeit aber ist die,
daß zu Zeiten des Attila mit den Ungarn Hussaren nach Rom
gekommen waren. Da nun aber das Klima von Rom an
Milde dem ungarischen weit überlegen ist, so konnten diese
Söhne des rauhen Nordens schwerlich in Rom Hände und
Füße erfrieren. Man muß daher annehmen, daß eine Abthei-
lung Husiaren von der Armee des Attila unterwegs Hände
und Füße erfroren haben und dadurch am Weitermarsch ver-
hindert, jämmerlich umkommen mußte. Ist nun diesen der
Denkstein errichtet worden, so ist auch der Widerspruch — ein
römisches Denkmal in Ungarn — beseitigt.
Ich hielt es im Interesse Ihrer Leser für nöthig, diese
meine Ansichten über die von Ihnen gemachte archäologische
Entdeckung mitzutheilen und bitte Sie nur noch schlüßlich Ihre
Frau Gemahlinnen unbekannter Weise schönstens von mir zu
grüßen.
Leipzig "/z 1850.
Ergebenst
Henricus Matthias Quirlostylius,
Professor.
Der neue Enlenspiegel.
(Schluß.)
Dritter Schwank: Der gefährliche Tausch.
Die Bauern hatten den Hannes endlich nach vielen und
großen Mühen gefangen genommen und in einen Sack gesteckt,
darin wollten sie ihn ersäufen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Controle der neuen Jagdarten" "Der neue Eulenspiegel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 252, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg