Fliegende Blätter (11.1850 (Nr. 241-264))

Verschiedener Bescheid

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Scriben t. „Könnte ich nicht in Euer Gnaden Kanzlei
Beschäftigung finden?"

Landrichter. „Können Sie radiren?"

Scribent. „Sehr gut!"

Landrichter. „Dann thut es mir leid! — Wer sich
darauf verläßt, bringt nichts vorwärts und verliert die Zeit.
Ich nehme keinen Scribenten auf, der radiren kann."

Scribent. „Könnte ich nicht in Euer Gnaden Kanzlei
Beschäftigung finden?"

Landrichter. „Können Sie radiren?"

Scribent. „Leider nicht!"

Landrichter. „Dann thut es mir leid. Es kommen ja
doch oft kleine Versehen vor, wo das Radiren Zeitgewinn ist.
Ich nehme keinen Scribenten auf, der nicht radiren kann."

Eine Dorfgeschichte.

(In Halbwesterwälder Mundart von A. M..... r.)

Bauer. „Hanjer! Hanjer! Gih Er e' mol e' r'in! Er muß Welle
mache gih! Setz Er sich hin, frühstik Er und dann awer frisch an die
Arwe't!"

(Hanjer fiühstückt, zum Aergcr seines Dicnstherrn, welcher nur nach dem
Grundsätze: „zuerst gearbeitet, dann gegessen," zu handeln vorgibt, mit sichtbarem
Appetite und rüstet sich dann zum Ausbruche.)

Bauer (dem abziehenden Hanjer zurufend): „Remm' Er sich ach

Flisch und Brod mit. Er wird mit de Welle vor Obend nit fertig wer'n
und do kann Er ohne Atzung doch nit exister'n! Hat Er's gehört?"

(Hanjer nimmt ein Brod; er setzt das Messer, wohlerwägend so weit als
möglich unten an.)

Bauer. „O, o! Nur nit so weit unten! — Heruf! — Noch
emol heruf! — Als heruf! — So is' genunk!"

Hanjer (verächtlich.) „Awer mit dem Stückelche lang' ich vor de
ganze Dag nit aus!"

Bauer. „Ich will Euch e' mol ebbes sa, wann's Euch nit genunk
is, dann legt's in die Bach, die am Wald vorbeifließt, dann werd's
schun ufgehen!"

(Hanjer, den der Gang in das Gehölz, noch mehr aber sein nachlässiges
Schlendern ermüdet hatte, begann langsam eine Welle zusammen zu binden;