Papierschnitzeln.
Die unpassende Wohnung.
„Gut, daß ich Sie sehe, ich habe gehört.
Sie wären ausgezogen."
„Ja, ich wohne jetzt in der Residenz-
straße."
„Wie — wo — Sie wohnen in der
Restdenzstraße, und sind ein Republikaner?"
Auskunst. „Herr Schuster nicht zu
Hause?"
Bedienter. „Nein."
„Bis wann wird er aber nach Hause
kommen?"
Bedienter. „Wenn er nicht zu Hause
sein will, da weiß man nicht, wann er wie-
derkömmt!" —
Der Gärtner und der Hahn.
167
Poeten Hartnäckigkeit. „Aber ich versichere Sie.
Sie geben sich eine unnütze Mühe, uns Ihre Tragödie vorzu-
lesen; mein Vetter ist stocktaub und versteht kein Wort davon!"
Der Poet. „Das macht gar nichts, ich lese sie Ihnen
vor und Ihrem Herrn Vetter mache ich das Ganze mit der
Fingersprache vor, ich habe die Fingersprache gelernt!"
Schneider-Gewissen. Gesell. „Aber das ist doch
nicht recht, Meister, wie Ihr neulich dem Herrn Grafen den
Mantel gemacht habt, so hqbt Ihr auch vom Tuche 2'/ite(
Elle zurück behalten; das könnte ich nicht, da machte ich mir
ein Gewissen daraus."
Meister. „Dummkopf! ein Gewissen mache ich mir auch
nicht daraus, sondern ein paar Hosen."
Recept zum Staudensalat. Zu diesem Gericht
gehören vier Personen, der Geizhals, der Verschwender, der
Weise und der Narr. Der Geizhals gibt den Essig, der Ver-
schwender das Oel, der Weise das Salz und der Dumme rührt
um.
Rasche Besinnung. „Apropos, Sie können meine
Tochter haben — Spazieren Sie hinauf — Sie ist bei ihrer
Mutter im Zimmer — Das Kapital, das für sie bestimmt ist,
liegt auf dem Hause."
„Da will ich doch zuerst auf's Haus hinaufsteigen." •
Zeitgemäßer Irrsinn. „Wer ist Der dort, Herr
Direktor, welcher so einsam in seinem Winkel sitzt?"
Das ist der harmloseste Narr unsrer Anstalt, der keinem
fremden Menschen was thut. Den ganzen lieben Tag ist er
damit beschäftigt, sich selbst Ohrfeigen zu geben, daß es patscht,
links und rechts."
„Welche fixe Idee beherrscht ihn?"
„Er bildet sich ein, der deutsche Michel zu sein."
Ein Gärtner, der mit Lust und Freude
Den Garten pflegte spät und früh.
Und Alles ordnet' gut und weise.
Nicht achtend Arbeit, Sorg und Müh',
Traf einst im schönsten seiner Beete,
Nebst seiner Sippschaft einen Hahn;
Die Pflanzen waren ausgescharret;
Dies schmerzte sehr den Gärtners-Manu.
„Was macht ihr da, ihr Bösewichte!"
Rief er, von Wuth und Zorn erglüht,
„Die schönste Flur habt ihr vernichtet.
Die je auf dieser Stell' geblüht!" —
„Wie, solche Sprache, Undankbarer,
Führst du?" erwidert' stolz der Hahn.
„Ist das der Lohn für uns're Arbeit,
Die wir aus Lieb' für dich gethan? —
Um dir die Mühe zu ersparen.
Befahl ich meinen Hühnern hier.
Das Beet von Würmern zu befreien.
Du siehst, wir meinten's gut mit dir!" —
„Packt euch zum Henker, dumme Wichte.
Sonst trifft euch meine Rache noch!"
Versetzt' der Gärtner im gerechten Zorne.
„Welch eine Tollheit! Sehet doch!
Um Einen Wurm, der kaum im Ganzen
Bemerklich war, hat euer Wahn
Die schönsten Pflanzen all' vernichtet!
Und das, glaubt ihr, sei wohlgethan?!
Packt euch, ihr Schurken, laßt Euch nimmer sehen.
Sonst sollt ihr meinem Zorn' nicht mehr entgehen!"
Wohl Mancher, der das Böse von dem Guten
Zu sondern glaubte, hat's dabei gemacht.
Wie diese Hühner, und durch seine Arbeit,
Statt Gutes, Unheil, Böses vorgebracht. —
Die unpassende Wohnung.
„Gut, daß ich Sie sehe, ich habe gehört.
Sie wären ausgezogen."
„Ja, ich wohne jetzt in der Residenz-
straße."
„Wie — wo — Sie wohnen in der
Restdenzstraße, und sind ein Republikaner?"
Auskunst. „Herr Schuster nicht zu
Hause?"
Bedienter. „Nein."
„Bis wann wird er aber nach Hause
kommen?"
Bedienter. „Wenn er nicht zu Hause
sein will, da weiß man nicht, wann er wie-
derkömmt!" —
Der Gärtner und der Hahn.
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Poeten Hartnäckigkeit. „Aber ich versichere Sie.
Sie geben sich eine unnütze Mühe, uns Ihre Tragödie vorzu-
lesen; mein Vetter ist stocktaub und versteht kein Wort davon!"
Der Poet. „Das macht gar nichts, ich lese sie Ihnen
vor und Ihrem Herrn Vetter mache ich das Ganze mit der
Fingersprache vor, ich habe die Fingersprache gelernt!"
Schneider-Gewissen. Gesell. „Aber das ist doch
nicht recht, Meister, wie Ihr neulich dem Herrn Grafen den
Mantel gemacht habt, so hqbt Ihr auch vom Tuche 2'/ite(
Elle zurück behalten; das könnte ich nicht, da machte ich mir
ein Gewissen daraus."
Meister. „Dummkopf! ein Gewissen mache ich mir auch
nicht daraus, sondern ein paar Hosen."
Recept zum Staudensalat. Zu diesem Gericht
gehören vier Personen, der Geizhals, der Verschwender, der
Weise und der Narr. Der Geizhals gibt den Essig, der Ver-
schwender das Oel, der Weise das Salz und der Dumme rührt
um.
Rasche Besinnung. „Apropos, Sie können meine
Tochter haben — Spazieren Sie hinauf — Sie ist bei ihrer
Mutter im Zimmer — Das Kapital, das für sie bestimmt ist,
liegt auf dem Hause."
„Da will ich doch zuerst auf's Haus hinaufsteigen." •
Zeitgemäßer Irrsinn. „Wer ist Der dort, Herr
Direktor, welcher so einsam in seinem Winkel sitzt?"
Das ist der harmloseste Narr unsrer Anstalt, der keinem
fremden Menschen was thut. Den ganzen lieben Tag ist er
damit beschäftigt, sich selbst Ohrfeigen zu geben, daß es patscht,
links und rechts."
„Welche fixe Idee beherrscht ihn?"
„Er bildet sich ein, der deutsche Michel zu sein."
Ein Gärtner, der mit Lust und Freude
Den Garten pflegte spät und früh.
Und Alles ordnet' gut und weise.
Nicht achtend Arbeit, Sorg und Müh',
Traf einst im schönsten seiner Beete,
Nebst seiner Sippschaft einen Hahn;
Die Pflanzen waren ausgescharret;
Dies schmerzte sehr den Gärtners-Manu.
„Was macht ihr da, ihr Bösewichte!"
Rief er, von Wuth und Zorn erglüht,
„Die schönste Flur habt ihr vernichtet.
Die je auf dieser Stell' geblüht!" —
„Wie, solche Sprache, Undankbarer,
Führst du?" erwidert' stolz der Hahn.
„Ist das der Lohn für uns're Arbeit,
Die wir aus Lieb' für dich gethan? —
Um dir die Mühe zu ersparen.
Befahl ich meinen Hühnern hier.
Das Beet von Würmern zu befreien.
Du siehst, wir meinten's gut mit dir!" —
„Packt euch zum Henker, dumme Wichte.
Sonst trifft euch meine Rache noch!"
Versetzt' der Gärtner im gerechten Zorne.
„Welch eine Tollheit! Sehet doch!
Um Einen Wurm, der kaum im Ganzen
Bemerklich war, hat euer Wahn
Die schönsten Pflanzen all' vernichtet!
Und das, glaubt ihr, sei wohlgethan?!
Packt euch, ihr Schurken, laßt Euch nimmer sehen.
Sonst sollt ihr meinem Zorn' nicht mehr entgehen!"
Wohl Mancher, der das Böse von dem Guten
Zu sondern glaubte, hat's dabei gemacht.
Wie diese Hühner, und durch seine Arbeit,
Statt Gutes, Unheil, Böses vorgebracht. —
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Gärtner und der Hahn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 261, S. 167
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg