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Münchner Ballgespräche.
Jnstinct und jedes Geschöpf, das seinem Jnstinct nachgeht, handelt vernünf-
tig, sagt der Philosoph."
Sie. „Das ist auch so ein besondres Vergnüge, was man nur bei
euch in Altbayern habe kann, daß man mit solche philosophische Geschöpf
zu tanze kommt."
Er (gutmiithig). „Nu, nu, es dauert ja nicht mehr lang; das Tän-
ze! da wird bald vorbei sein. Das merk' ich aber schon, daß wir nicht
zusammen passen."
Sie. „Nein, wahrhaftig. Sie müssen sich schon an die alte halte,
denn die neue sind nichts für Sie. (Spricht innerlich). „Ach, dort ist ja
der Zweebrücker Gustel! Wenn der jetzt nur schnell käm und mich zu einer
Extratour abhole thät, der liebe Mensch mit seine schöne Gesinnunge!"
(Der Zweebrücker Gustel kommt wirklich, nimmt sein Mädchen zu einer
Extratour und bringt sie nicht wieder. Der Zurückgebliebene denkt sich: „Das
überrheinische Zeug ist doch Alles oben hinaus; jetzt geht sie mir gar mit dem
Republikaner durch, mit dem lausigen." Er macht unterdessen verschiedene Männ-
chen und Gebärden, welche Glcichmuth im Unglück ausdrücken sollen.)
(Schluß folgt.)
Meine Weste — o, des Busens Feuer
Und sein Seufzen hat sie demolirt;
Meine Laura, mir unendlich theuer.
Ist der Engel, der sie zahlen wird.
Und das Ständchen, schmählich unterbrochen
Von den Armen der Gerechtigkeit,
Das ich fürstlich dir vor wenig Wochen
Mit der Brüder kräft'gem Baß geweiht —
Laura, Laura, hättest du's vergesien.
Daß ich Tags darauf im Karzer saß? —
Keine Thräne will ich dir erpresien.
Aber zahle, was ich trank und aß! —
Nimmer schmacht' ich, daß dein Blick mir strahle.
Drohe nicht mit Isar mehr und Lech;
All mein Flehn ist: süßes Wesen zahle.
Denn durch Liebe sank ich so ins Pech.
Elegie an Laura.
Steinern Herz im flaumenweichen Busen,
Das den Schwur, sowie das Herz mir brach.
Eh' wir scheiden, schick ich meine Musen
Schuldenfordernd dir noch unter's Dach.
Zwei Paar Stiefel — thu ich dir zu wissen,
Gut vernagelt einst, wie ich cs war.
Aber jetzt, so wie mein Herz zerrisien.
Muß ich zahlen mit dem neuen Jahr.
Dir nur war ihr Dasein hingegebcn —
Münchens Pflaster ach, wie ist es schlecht.
Und wie heiß war meiner Liebe Streben,
Drum bezahl' sie, Laura, sei gerecht!
Dann, erst dann sei unser Bund zerrissen.
Dann erst ruf ich, Herzzerbrecherin,
Aus des Grames düstern Finsternissen:
„Laura, Laura fahre hin!"
Der gute Familienvater.
„Ich bitte Ew. Gnaden um eine kleine Unter-
stützung für einen unglücklichen Vater von sechs leben-
digen Kindern, welche keine Eltern haben, die für
sie sorgen."
Münchner Ballgespräche.
Jnstinct und jedes Geschöpf, das seinem Jnstinct nachgeht, handelt vernünf-
tig, sagt der Philosoph."
Sie. „Das ist auch so ein besondres Vergnüge, was man nur bei
euch in Altbayern habe kann, daß man mit solche philosophische Geschöpf
zu tanze kommt."
Er (gutmiithig). „Nu, nu, es dauert ja nicht mehr lang; das Tän-
ze! da wird bald vorbei sein. Das merk' ich aber schon, daß wir nicht
zusammen passen."
Sie. „Nein, wahrhaftig. Sie müssen sich schon an die alte halte,
denn die neue sind nichts für Sie. (Spricht innerlich). „Ach, dort ist ja
der Zweebrücker Gustel! Wenn der jetzt nur schnell käm und mich zu einer
Extratour abhole thät, der liebe Mensch mit seine schöne Gesinnunge!"
(Der Zweebrücker Gustel kommt wirklich, nimmt sein Mädchen zu einer
Extratour und bringt sie nicht wieder. Der Zurückgebliebene denkt sich: „Das
überrheinische Zeug ist doch Alles oben hinaus; jetzt geht sie mir gar mit dem
Republikaner durch, mit dem lausigen." Er macht unterdessen verschiedene Männ-
chen und Gebärden, welche Glcichmuth im Unglück ausdrücken sollen.)
(Schluß folgt.)
Meine Weste — o, des Busens Feuer
Und sein Seufzen hat sie demolirt;
Meine Laura, mir unendlich theuer.
Ist der Engel, der sie zahlen wird.
Und das Ständchen, schmählich unterbrochen
Von den Armen der Gerechtigkeit,
Das ich fürstlich dir vor wenig Wochen
Mit der Brüder kräft'gem Baß geweiht —
Laura, Laura, hättest du's vergesien.
Daß ich Tags darauf im Karzer saß? —
Keine Thräne will ich dir erpresien.
Aber zahle, was ich trank und aß! —
Nimmer schmacht' ich, daß dein Blick mir strahle.
Drohe nicht mit Isar mehr und Lech;
All mein Flehn ist: süßes Wesen zahle.
Denn durch Liebe sank ich so ins Pech.
Elegie an Laura.
Steinern Herz im flaumenweichen Busen,
Das den Schwur, sowie das Herz mir brach.
Eh' wir scheiden, schick ich meine Musen
Schuldenfordernd dir noch unter's Dach.
Zwei Paar Stiefel — thu ich dir zu wissen,
Gut vernagelt einst, wie ich cs war.
Aber jetzt, so wie mein Herz zerrisien.
Muß ich zahlen mit dem neuen Jahr.
Dir nur war ihr Dasein hingegebcn —
Münchens Pflaster ach, wie ist es schlecht.
Und wie heiß war meiner Liebe Streben,
Drum bezahl' sie, Laura, sei gerecht!
Dann, erst dann sei unser Bund zerrissen.
Dann erst ruf ich, Herzzerbrecherin,
Aus des Grames düstern Finsternissen:
„Laura, Laura fahre hin!"
Der gute Familienvater.
„Ich bitte Ew. Gnaden um eine kleine Unter-
stützung für einen unglücklichen Vater von sechs leben-
digen Kindern, welche keine Eltern haben, die für
sie sorgen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Elegie an Laura" "Der gute Familienvater"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 11.1850, Nr. 262, S. 173
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg