47
D er Staatshäm orrhoidarius.
Unentbehrlichkeit unseres so hochgefeierten Collegen und Ehren-
gastes allgemeine Anerkennung! Ja er ist und bleibt unentbehr-
lich, mögen auch (sich an den Gefeierten wendend) die Stürme
der Zeit über Sie hingegangen sein, der unvergänglichste Lorbeer,
mit dem ich Sie in diesem feierlichen Augenblicke im Namen
und ans Auftrag sämmtlicher Anwesenden zu schmücken die Ehre
habe, bleibt Ihnen! Er bleibt Ihnen unangetastet von der
Mitwelt und Nachwelt! Sie leben hoch, hoch, hoch!"--
j Allgemeiner Jubel, worauf noch zwölf Festreden gehalten werden,
welche mit Vorlesung einer Abhandlung über die Gesinnungs-
! tüchtigkeit eines Staatsbeamten im engerrn und weiteren Sinne
; des Wortes schließen. —
Papierschnitzeln.
Militär-Rapport. Ein Korporal schickte folgenden Pas-
santen-Rapport auf die Hauptwache:
Zellerthorwache den 10. Mai 1852.
Um 3 Uhr 20 Minuten passirte durch das Zellerthor:
ein auf dem Exerzierplatz abgefeuerter Rekrut mit seinem Korporal.
Um 4 Uhr 50 Minuten. Ein todter Artillerist mit
Trompeten- und anderer Begleitung.
Um 6 Uhr 15 Minuten. Eine Abtheilung weißer
und brauner Oestreicher unter Comniando eines Herrn Offiziers.
Und endlich um 7 Uhr 20 Minuten, (hin Mann von
Genie als Arrestant unter gehöriger Begleitung.
Jenner Corpora!, Wachtcommandant.
Fischkunst. Will man einmal recht viele uud große Forellen
aus seinem Fischwasser gewinnen, so schleicht man dem be-
rüchtigtsten Fischdiebe der Gegend nach, wenn er dahin zu
stehlen geht. Sobald er aber zu fischen aufhört und sich
Papierschnitzeln.
heimwärts zu wenden scheint, wirft man einen schweren Stein
in den Bach; der Dieb meint, eswärceinesechspfündige
Forelle aus dem Wasser emporgeschnellt, kehrt vor Begierde
darnach wieder um, setzt sein Läget voll gestohlener Fische
unter einen dichten Erlenbusch, und senkt die Angel von
Neuem in die Tiefe. Während nun der Dieb dem Phan-
tome nachangelt, ergreift man behutsam das versteckte Läget
und rennt damit auf und davon.
Berichtigung. „Da sagt man immer, daß d' Post heut
zu Tag so höflich und gefällig war. Den Guckuck sind's! —
Leg' ich am 5. den Brief da auf d' Post:
An | Wien, J. 52. :
Se. Wohlgeboren
den Herrn Adam Gebhard Stempel,
Verwalter
in
frei! Preßburg.
Da sich hierorts weder ein Verwalter, noch sonst Jemand des
Namens Ad. Gebh. Stempel befindet, als unbestellbar retour.
und jetzt krieg ich ihn z'ruck mit der ganzen Salb'n, die 's
unten dran g'schmiert haben. Das ist hernach d' G'fälligkeit!
— Eigensinn ist es! — Hättens gleich das eine Stricherl
weg und die zwei rechten Stricherln dran gemacht, braucht
ich jetzt nicht zum dritten Mal 's Porto zu zahlen!"
Se. Wohlgeboren
den Herrn Adam Gebhard Stempel-
Verwalter
frei! in Preßburg.
Der splendide Lord. Nachdeni der Hausknecht einge-
spannt hat, setzt sich der Lord in seinen Reisewagen und will '
abfahren, allein der Hausknecht, welcher noch die Zügel der vier
Pferde hält, wartet in devotester Stellung auf sein Trinkgeld.)
Hausknecht. „Erlaub'ns 'r Gnod'n! i dat holt um mei
* Trinkgeld bitt'n."
Lord. „Jk nix deutsch versteh."
Hausknecht. „Des geht mi nix oh, ob Sie 's vostenge !
oder nit, — i gib a mol 's Leitseil nit aus der Hand, bis
i mei Trinkgeld Hab."
(Dies schien nunmehr der edle Lord doch verstanden zu
haben, denn er zog seine Börse, suchte lange darin und gab
endlich dem Hausknecht einen — Pfennig.)
Hausknecht. „Erlaub'ns, vozeigns! gehört des ganz
mei, oder muaß i Ihnen no wos rausgeb'n?"
D er Staatshäm orrhoidarius.
Unentbehrlichkeit unseres so hochgefeierten Collegen und Ehren-
gastes allgemeine Anerkennung! Ja er ist und bleibt unentbehr-
lich, mögen auch (sich an den Gefeierten wendend) die Stürme
der Zeit über Sie hingegangen sein, der unvergänglichste Lorbeer,
mit dem ich Sie in diesem feierlichen Augenblicke im Namen
und ans Auftrag sämmtlicher Anwesenden zu schmücken die Ehre
habe, bleibt Ihnen! Er bleibt Ihnen unangetastet von der
Mitwelt und Nachwelt! Sie leben hoch, hoch, hoch!"--
j Allgemeiner Jubel, worauf noch zwölf Festreden gehalten werden,
welche mit Vorlesung einer Abhandlung über die Gesinnungs-
! tüchtigkeit eines Staatsbeamten im engerrn und weiteren Sinne
; des Wortes schließen. —
Papierschnitzeln.
Militär-Rapport. Ein Korporal schickte folgenden Pas-
santen-Rapport auf die Hauptwache:
Zellerthorwache den 10. Mai 1852.
Um 3 Uhr 20 Minuten passirte durch das Zellerthor:
ein auf dem Exerzierplatz abgefeuerter Rekrut mit seinem Korporal.
Um 4 Uhr 50 Minuten. Ein todter Artillerist mit
Trompeten- und anderer Begleitung.
Um 6 Uhr 15 Minuten. Eine Abtheilung weißer
und brauner Oestreicher unter Comniando eines Herrn Offiziers.
Und endlich um 7 Uhr 20 Minuten, (hin Mann von
Genie als Arrestant unter gehöriger Begleitung.
Jenner Corpora!, Wachtcommandant.
Fischkunst. Will man einmal recht viele uud große Forellen
aus seinem Fischwasser gewinnen, so schleicht man dem be-
rüchtigtsten Fischdiebe der Gegend nach, wenn er dahin zu
stehlen geht. Sobald er aber zu fischen aufhört und sich
Papierschnitzeln.
heimwärts zu wenden scheint, wirft man einen schweren Stein
in den Bach; der Dieb meint, eswärceinesechspfündige
Forelle aus dem Wasser emporgeschnellt, kehrt vor Begierde
darnach wieder um, setzt sein Läget voll gestohlener Fische
unter einen dichten Erlenbusch, und senkt die Angel von
Neuem in die Tiefe. Während nun der Dieb dem Phan-
tome nachangelt, ergreift man behutsam das versteckte Läget
und rennt damit auf und davon.
Berichtigung. „Da sagt man immer, daß d' Post heut
zu Tag so höflich und gefällig war. Den Guckuck sind's! —
Leg' ich am 5. den Brief da auf d' Post:
An | Wien, J. 52. :
Se. Wohlgeboren
den Herrn Adam Gebhard Stempel,
Verwalter
in
frei! Preßburg.
Da sich hierorts weder ein Verwalter, noch sonst Jemand des
Namens Ad. Gebh. Stempel befindet, als unbestellbar retour.
und jetzt krieg ich ihn z'ruck mit der ganzen Salb'n, die 's
unten dran g'schmiert haben. Das ist hernach d' G'fälligkeit!
— Eigensinn ist es! — Hättens gleich das eine Stricherl
weg und die zwei rechten Stricherln dran gemacht, braucht
ich jetzt nicht zum dritten Mal 's Porto zu zahlen!"
Se. Wohlgeboren
den Herrn Adam Gebhard Stempel-
Verwalter
frei! in Preßburg.
Der splendide Lord. Nachdeni der Hausknecht einge-
spannt hat, setzt sich der Lord in seinen Reisewagen und will '
abfahren, allein der Hausknecht, welcher noch die Zügel der vier
Pferde hält, wartet in devotester Stellung auf sein Trinkgeld.)
Hausknecht. „Erlaub'ns 'r Gnod'n! i dat holt um mei
* Trinkgeld bitt'n."
Lord. „Jk nix deutsch versteh."
Hausknecht. „Des geht mi nix oh, ob Sie 's vostenge !
oder nit, — i gib a mol 's Leitseil nit aus der Hand, bis
i mei Trinkgeld Hab."
(Dies schien nunmehr der edle Lord doch verstanden zu
haben, denn er zog seine Börse, suchte lange darin und gab
endlich dem Hausknecht einen — Pfennig.)
Hausknecht. „Erlaub'ns, vozeigns! gehört des ganz
mei, oder muaß i Ihnen no wos rausgeb'n?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Staatshämorrhoidarius"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 390, S. 47
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg