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nicht gethan werden soll, das soll auch am Besten nicht gesagt Pinsel und ungeübterer Hand diese Ansicht des Regierungs-
werden; daher habe ich es selbst versucht mit gröberem Haar- Trink-TempelS abzumalen.
Die gefährlichen Puritaner.
Rathhausen den 27. April. Bei der gestrigen Aufführung von Belltnis Puritanern wurde die Vorstellung durch einen stören-
den Vorfall unterbrochen. Mehrere Orkane der öffentlichen Sicherheit, welche während ihres seitherigen Aufenthaltes auf dem flachen
Lande nie Gelegenheit hatten, ein Theater zu sehen, nahmen an den auffallenden Kopfbedeckungen der noch dazu an einem öffentlichen
Orte singenden Puritaner Aergerniß und suchten sich derselben mit Gewalt zu bemächtigen. Es gelang endlich den Bemühun-
gen des Publikums, die braven Leute dahin aufzuklären, daß diese Bretter nur die Welt bedeuten und besagte Puritaner von
der Wirklichkeit und Wahrheit weit entfernt seien.
Ein König und ich.
(Fortsetzung.)
Ich war indessen sehr befangen. Ich war noch niemals
mit einem gekrönten Haupte unter einem und demselben Para-
pluie gewandelt und es hatte mich noch niemals eine Hand
berührt gehabt, die einen völkerlenkenden Scepter geschwungen.
Auch konnte ich mir gar nicht denken, daß ein König, wenn
auch ein solcher, dem die Krone vom Haupte gefallen, mit ei-
nem Menschen, der nie etwas Besseres als ein Unterthan ge-
wesen, sich auf gleichen Fuß setzen konnte. Meine skeptische
Natur fing an, sich geltend zu machen; meine deutsche Gründ-
lichkeit strebte nach Gewißheit. Aber meine Unterthanen-Cou-
rage hatte nicht Kraft genug, mit der entscheidenden Frage her-
auszurucken. Als wir jedoch fast an seiner Thüre angclangt
waren, durchbrach meine Neugierde alle Schlösser und Riegel
der Rücksicht und ich platzte ohne fernere Einleitung mit der
Frage heraus: „Sind Sie wirklich derKönig von Schweden?"
Er ließ schnell meinen Arm fahren, sah mir mit ernsten Bli-
cken eine Weile ins Gesicht und sagte:
„Wollen Sie morgen Mittag um zwölf Uhr auf mein
Zimmer kommen?"
„Ja!" antwortete ich.
„Gott befohlen!" rief er und eilte in's Hotel.
Ich blieb eine Weile verblüfft stehen. Es ärgerte mich,
daß meine rohe Neugierde sich so sehr gegen die Gesetze der
guten Lebensart versündigt hatte; dann beschäftigte mich die
Frage, aus welchem Grunde er mich zu sich bestellt haben
mochte? Besuchen mußte ich ihn, denn ich hatte es ihm ver-
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nicht gethan werden soll, das soll auch am Besten nicht gesagt Pinsel und ungeübterer Hand diese Ansicht des Regierungs-
werden; daher habe ich es selbst versucht mit gröberem Haar- Trink-TempelS abzumalen.
Die gefährlichen Puritaner.
Rathhausen den 27. April. Bei der gestrigen Aufführung von Belltnis Puritanern wurde die Vorstellung durch einen stören-
den Vorfall unterbrochen. Mehrere Orkane der öffentlichen Sicherheit, welche während ihres seitherigen Aufenthaltes auf dem flachen
Lande nie Gelegenheit hatten, ein Theater zu sehen, nahmen an den auffallenden Kopfbedeckungen der noch dazu an einem öffentlichen
Orte singenden Puritaner Aergerniß und suchten sich derselben mit Gewalt zu bemächtigen. Es gelang endlich den Bemühun-
gen des Publikums, die braven Leute dahin aufzuklären, daß diese Bretter nur die Welt bedeuten und besagte Puritaner von
der Wirklichkeit und Wahrheit weit entfernt seien.
Ein König und ich.
(Fortsetzung.)
Ich war indessen sehr befangen. Ich war noch niemals
mit einem gekrönten Haupte unter einem und demselben Para-
pluie gewandelt und es hatte mich noch niemals eine Hand
berührt gehabt, die einen völkerlenkenden Scepter geschwungen.
Auch konnte ich mir gar nicht denken, daß ein König, wenn
auch ein solcher, dem die Krone vom Haupte gefallen, mit ei-
nem Menschen, der nie etwas Besseres als ein Unterthan ge-
wesen, sich auf gleichen Fuß setzen konnte. Meine skeptische
Natur fing an, sich geltend zu machen; meine deutsche Gründ-
lichkeit strebte nach Gewißheit. Aber meine Unterthanen-Cou-
rage hatte nicht Kraft genug, mit der entscheidenden Frage her-
auszurucken. Als wir jedoch fast an seiner Thüre angclangt
waren, durchbrach meine Neugierde alle Schlösser und Riegel
der Rücksicht und ich platzte ohne fernere Einleitung mit der
Frage heraus: „Sind Sie wirklich derKönig von Schweden?"
Er ließ schnell meinen Arm fahren, sah mir mit ernsten Bli-
cken eine Weile ins Gesicht und sagte:
„Wollen Sie morgen Mittag um zwölf Uhr auf mein
Zimmer kommen?"
„Ja!" antwortete ich.
„Gott befohlen!" rief er und eilte in's Hotel.
Ich blieb eine Weile verblüfft stehen. Es ärgerte mich,
daß meine rohe Neugierde sich so sehr gegen die Gesetze der
guten Lebensart versündigt hatte; dann beschäftigte mich die
Frage, aus welchem Grunde er mich zu sich bestellt haben
mochte? Besuchen mußte ich ihn, denn ich hatte es ihm ver-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die gefährlichen Puritaner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Bellini, Vincenzo / I puritani
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 402, S. 139
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg