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5) ist ein anderer Kämbfer, welcher durch eine Verwun-
dung blefirt geworden ist, aber eine Dame steht dabei und

' sagt: Na, na, nur nicht ängstlich, das wird sich schon wieder machen.

6) hat es sich auch wieder gemacht und durch vieles Zu-
; reden der Mamsell von vorhin geht der Iingling auch wieder

ordentlich drauf los.

7) scheint es nicht mehr so recht gehen zu wollen mit
den Iingling und da sieht sich das Frauenzimmer genöthigt,
selbst ein bischen mitzukämpfen.

8) soll nun das sein, wo auch wieder eine antike Ma-
dame de» Gefallenen in den OlimbuS führt, aber da sieht
man gar nichts, sondern dieser Pfeiler ist leer. ' Da ich mir
dieses nicht erklären konnte, fragte ich einen Herrn darnach,
wie es sich mit Nummer 8 verhalten thäte.

„Nu haben Se denn nich jelesen in die Beschreibung,"
sagte der Herr, „daß dieses Iris sein soll, wie sie Eenen in
de» Olimbus führt."

„Ei ja," sagte ich, „das habe ich schon gelesen, aber ich
sehe davon doch nichts."

„Des is ja janz natürlich," sagte der Herr, „wenn die
Madame Irisen Eenen in den Olimbus führt, kann se doch
nich hier uff de Brücke stehen. Oder denken Sie man jar, daß
der Olimbus in Berlin zu Hause is? Na, da irren Sie sich
freilich stark."

Ich mußte darin freilich den Man» recht geben, daß
man nicht auf die Brücke stehen bleiben kann, wenn man Je-
manden in den Olimbus führen soll und mußte diesen schönen
Gedanken von den 'Herrn Bildhauer bewundern, daß dieser
aus nickts auch eine Stadie gemacht hatte.

Aber Kohle war gar nicht mit die Idee des Kinstlers
in das Allgemeine einverstanden, sondern holte seine Mappe
und Oelfarbe und zeigte mir in einige Endwirfe, daß sich die
Denkmäler nach den neuen Stiele mit Uniform und Bewaffnung
viel bester machten, indem daß er sie jetzt neben einander stellte.

Aber es mußte freilich blos bei seinen Endwurf bseibe»,
denn nun war die Sache doch schon ausgesührt. Eben so
heftig erklärte sich mein Freind Kohle gegen den weißen Mar-
mohr und sagte, daß es viel besser aussehen müßte, wenn
diese Figuhren noch jetzt mit dauerhaftige Oelfarbe angestrichen
würden. Ich war darin auch seiner künstlerichen Ansicht und

er schlug mir vor, daß wir jetzt sollten erst ein Glas Bier
trinken, alsdann wenn die Dämmrigkeit einbrechen thäte, so
wollte er einmal an eine von die Stadien hinaufklettern und
sie durch seinen. Binsel und Farbe verschönern.

Ich dachte mir dabei gar nichts nicht und war über
diesen Einfall gans erfreit, alleine hätte ich. das Ende wissen
sollen, so hätte ich Kohlen nicht dazu gerathen. Wie wir
uns also bis in die Dämmrigkeit fortgetrunken hatten, so
gingen wir. wieder auf die Schloßbrücke, wo Kohle auf meiner
Achsel zu die Gruppe kletterte, wo der Jüngling einen Lorbär-
kranz bekommt und hier wollte er nun den Jüngling mit
seine Oelfarben eine Uniform anmahlen, wie es sich gehören
that. Er hatte aber noch keine zwei Sttiche nicht gemacht,
da kam auch schon die Wache und schleppte ihn trotz seinen
Jammergeschrei mit fort. Ich konnte bitten so viel als ich
wollte, aber es half nichts, Kohle mußte in ein dunkles Ge-
fängniß sitzen und wen» ich auch Kautsiejohn für ihn bezahlen
wollte, so half es doch alles nichts und ich mußte noch froh sein,
daß ich nicht auch hingesetzt wurde, weil ich sein Kunstfreinb war.

So saß ich nun drei Tage in Verzweiflung zu Hause
und glaubte schon, daß sie Kohlen am Ende an den Hals
gehen würden. Aber wer kann meine Freibe beschreiben, als
er am Abend des dritten Tages i» sehr abgemagerter Gestalt
zu mir tritt und mir um die Brust fällt. Sie hatten ihn
wegen muthwilliger Verschönerung vaterlänblichter
Denkmäler drei Tage gefangen erhalten. Dieses ist nun
freilich am Ende mehr Geschmacksache als Gerechtlichkeit, aber
Kohle war so abgehärmt, daß er vor Angst kaum noch auf-
richtig stehen konnte.

Durch meine wirklich mütterliche Flege gelang es mir,
ihn in zwei Tagen wieder herzustellen. Aber so vieles Merk-
würdige und Sonderbarliche wir noch in die schöne große
Weltstadt Berlin anzusehen hatten, so war Kohle doch nicht
zu überreden, »och länger dazubleiben, sondern bat mich auf
die Kniee, daß wir doch sobald als möglich sollten reißen.
Ich that dies zwar nicht gern, weil ich gern Alles gesehen
hätte, aber ich mußte am Ende Kohlen sein Bitten »achgeben.

Und so wollen wir Morgen Nachmittags mit Dambf und
schweren Herzen Berlin verlassen, wo sich der Menschenfreind
kann durch die schönsten Kenntnisse bereichern.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn Graf's Tagebuch während seines Besuches in Berlin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Held <Motiv>
Soldat <Motiv>
Kampf <Motiv>
Göttin <Motiv>
Bauplastik <Motiv>
Brücke <Motiv>
Kriegsbeschädigter <Motiv>
Karikatur
Ohr <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Schinkel, Karl Friedrich
Preußen
Schlossbrücke Berlin

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 518, S. 111

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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