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Ach, wenn ich nur wüßte, was Liebe war'!

„Ach, wenn ich nur wüßte, was Liebe war'!

Zwar las ich das Wort schon in mancher Mähr',

Ein jedes Gedicht von der Liebe spricht,

Doch was sie bedeutet, daS weiß ich nicht!"

Da röthet die Wange der Muhme sich leis,

Sie drückt ibrc Katze ans Herz so heiß,

Wie schmachtend die Locken, wie wachsbleich die Hand!
Und spricht zu der fragenden Nichte gewandt:

„Die Liebe, das ist eine Zauberin!

Beh'eret die Herzen, beheret den Sinn!

Die Blumen, der Mond und die Nachtigall,

Sie dienen dabei ihr als treuer Vasall!

Und bat sie dich einmal umstricket, mein Kind,

Dann bist Du im Köpfchen verrücket und blind;

Und hat sie Dich einmal in Bann gethan,

Nicht Ruhe mehr findet Dein Herz fortan!

Doch wann auch, voll Kummer, die mondhelle Nacht
Dein weinendes Auge im Bette durchwacht:

Die Liebe bezaubert in Wonne Dein Leid,

Du lab'st Dich am Kummer, voll Seligkeit!

Dann, gehst Du, voll Thränen, im Frühjahr ins Feld,
Wann blühet und glühet und finget die Welt,

Behert Dir die Liebe zum Winter die Flur,

Kalt deucht Dir und herzlos und öd' die Natur!

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Doch sitz'st Du am Abend im Schnee dort am Thurm,
Wann Eichbäume bersten in Kälte und Sturm:

Und glückliche Liebe hält fest Dich im Arm,

Lacht ringsum Dir Frühling, so sonnig und warm!

Denn, hält Dich die Zauberin freundlich im Sinn,

Dann hältst Du Dich selbst für die Königin:

Bewohntest sogar Du ein Stübchen im Dach,

Und hielte stets Noth Dich am Nähtische wach,

Und wär' eine Ros' Deine einzige Hab',

Die weinend Dir scheidende Liebe einst gab:

Vertrocknet, verdorrt schon, 'ne Blume nur,

Du gäbst sie nicht weg für den Kohinur!

Und wäre das Land an dem Bosporus Dein,

Um welches die Reichsten der Fürsten frei'n,

Und Liebe, unglücklich, bethört' Dir den Sinn:

Sie machte Dich arm und zur Bettlerin!

Deß Lippe sie reicht ihren Zaubertrank,

Geneset bisweilen, wenn eben noch krank!

Doch öfter noch bleicht sie die Wangen weiß,

Und küßet, ein Engel des Todes, leis!

D'rum, daß sie auch Dich nicht bethöret, gib Acht!

Und halte am Thore des Herzens stets Wacht!

Denn, zog sie Dir einmal im Busen ein,

Dann kannst Du vom Zauber Dich nimmer befrei'»!"

Sie konnr' noch nicht fassen den Widerspruch,

Den Zauber der Liebe, voll Glück und voll Fluch;

Sie könnt' noch nicht fassen die große Mähr':

„Ach, wenn ich nur wüßte, was Liebe wär'!" —

Doch, als wieder tönte der Nachtigall Schlag,

Da stand sie am grünenden, blühenden Haag,

Da zog in die Ferne ein Tauben-Zug!

Hat dort nicht geflattert ein weißes Tuch?

Was hat ihr die Wangen gefärbet so bleich?

Waö macht sie die Rose, die schlichte, so reich?

Ach, einsames Mädchen, was weinst Du so sehr?

„O, wenn Ihr nur wüßtet, was Liebe wär'!" —

Heinrich Dippel.

Malheur!

„Ist Ihnen denn etwas über's Lcberl gekrochen, Herr
Trüber,' weil Sie gar so ein G-sicht schneiden?"

„Da soll Einer nicht ärgerlich werden, denken Sie Sich
nur, jetzt geh' ich zum Hofbräuhaus-Bier, trink vier Maaß und
zahl' baare dreißig Kreuzer und bekomm' nicht einmal einen
Rausch; ist das nicht zum Kukuk holen, ist das Geld nicht
rein hinausgeworfen?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ach, wenn ich nur wüßte, was Liebe wär'!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Abschied <Motiv>
Karikatur
Liebe <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Winken <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 526, S. 175

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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