Mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung
wird der Eigenthüiner des National-Zirkuffes und Professor
der höhern Reitkunst, Herr
^li-üaman-RelldoeK aus PrL^ue,
Bereiter Ihrer königl. Majestät der Königin von England,
Ehrenstallmeister einer hohen kais. türkischen Pforte in Kon-
> stantinopel, mit seiner Truppe, bestehend ans 87 Pferde»,
einem zahmen Zebra und 35 Mitglieder», sich in hiesiger Stadt
J mit noch nie dagewesenen Produktzivnen zu produkzieren die
! Ehre haben. Das Nähere besagt der Anschlagzettel!
Er schmeigelt sich eines hohen Besuches von Staats-
! respeetike Milidär-Personen, sowie eines hohen Adels und
I befindet sich seine Bude links allhier auf der großen Bleiche,
in dem eigends dazu errichteten Zirkusse! (gegenüber dem
großen Heuwagen.) Abends bei großartiger Beleuchtung und
, einer Musik, bestehend aus 10 Personen. Auch bietet er
sich einem hohen Adel sowie den beehrten Herrn Kafallerich
! Osfiezieren zum Zureiten lyib Dressiren widerspänstiger Pferde |
an, ebenso wie den berittenen Damen, während seines hie-
' sigen Aufenthaltes in dieser Stadt an.
Die Kasse wird regelmäßig Abends 5 Uhr geöffnet. >
Auch sind bei ihm gute Reitpferde stets in Parade zur !
j Besichtigung aufgestellt und werden verkauft!
Hdi-8aman-kelidoe de Prfigue. j
(Fortsetzung folgt.)
I_
Herrn Grnf's Tagebuch während seines
Besuches in Berlin.
(Fortsetzung.)
Es sind allerlei Köbfe aus das uralte Alterthum und
sind auch welche darunter, welche wahrscheinlich alte Jn-
fahliden vorstellen sollen und keine Köbfe und Arme nicht mehr
haben. Das Jndrehsandeste dabei war mir ein gans steinalter
König, der auch über das Alterthum geherrscht hat und der
zwei Gesichter hatte, eins hinten am Kobfc und das andre
vorne, so daß er konnte nach jeder Seite sehen. Es ist
dieses ein gewisser Jahnnß gewesen und wäre diese Ein-
richtung auch für unsre Zeiten noch gans bassend, daß Einer
könnte beim Regiren gleich von hinten und vorne sehen, woran
I es fehlte. Aber dieses ist leider jetzt gar nicht mehr Mode.
Hierbei befindet sich auch eine sogenannte M i »z e» samm-
! lung, worin lauter alte Geldsorten anfbewahrt werden, die
jetzt nicht mehr gelten. Das nenne ich aber auch eine son-
derbare Liebhaberei, da sind mir doch die neuen Sorten lieber,
wo man weiß was man daran hat.
In den obern Theil des Gebeides befinden sich die Ge-
mälde, welches nun gans in den Malermeister Kohle sein Fach
gehört und worin dieser selbst sehr große Meisterwerke leistet.
Die Berliner Kunstgemäldegallari ist deswegen so beriemt, weil
darin alles nach verschiedene sogenannte Schulen angeordnet
welches mir Kohle gans genau erklärt hat. Es gibt nämlich :
die ithaliänische Schule, die niederländlichte Schule,
die französische Schule und die deutsche Schule. Alle
Bilder, die also einen rechten breiten Goldrahmen haben und
wo man nicht Herauskriegen kann, was es vorstellen soll, ge-
hören in die i t h a l i ä n i s ch e Schule. Die Bilder mit Löchern
und eingeflickten Stücken, dann auch solche, wo der Rahmen
zerbrochen ist, werden dann in die n i e d e r l ä n d l i ch t e Schule
gerechnet. Zu die französische Schule gehören alle die
Bilder, die oben in den Rumpelkammer» stehen und die kein
Mensch niemals nicht zu sehen bekommt, auch benutzen sic
die Schneider manchemals, wenn sie einen Rock oder Frack ein-
znbacken und über Land zu schicken haben. Die letzte oder
die deutsche Schule sind diejenigen, wenn eins gar keinen Rah-
men hat, oder wenn es gans zu oberst hängt, damit man es nicht
richtig sehen kann. — Nach diese Beschreibung konnte ich mich
auch in die Berliner Gallari ausgezeichnet ohriechentiren. Kohle
zeigte mir einige Bilder von einem gewissen D i e tzj a h n, welche
recht leidlich gemalt sein sollten. Ich hatte zwar noch so Man-
ches daran ansznsetzen, aber Kohle sagte, daß man es mit
einem solchen jungen Menschen, wie wahrscheinlich der Herr
Dietzjahn sein müßte, nicht so sehr genau nehme» dürfte, und
daß sich der Mann noch recht hübsch bilden können thät, wenn
er sich noch etwas Mühe geben wollen werden würde. — Mir
gefielen die alten niederländlichte,, Bauernschenkhäuser ammehr-
sten, weil man darauf sehen that, wie groß dazumaliger Zeit
die Bierkrüge gewesen sein müssen; jetzt sind es wirklich nur
noch Fingerhüte. Ein anderes wichtiges historisches Bild ist
wird der Eigenthüiner des National-Zirkuffes und Professor
der höhern Reitkunst, Herr
^li-üaman-RelldoeK aus PrL^ue,
Bereiter Ihrer königl. Majestät der Königin von England,
Ehrenstallmeister einer hohen kais. türkischen Pforte in Kon-
> stantinopel, mit seiner Truppe, bestehend ans 87 Pferde»,
einem zahmen Zebra und 35 Mitglieder», sich in hiesiger Stadt
J mit noch nie dagewesenen Produktzivnen zu produkzieren die
! Ehre haben. Das Nähere besagt der Anschlagzettel!
Er schmeigelt sich eines hohen Besuches von Staats-
! respeetike Milidär-Personen, sowie eines hohen Adels und
I befindet sich seine Bude links allhier auf der großen Bleiche,
in dem eigends dazu errichteten Zirkusse! (gegenüber dem
großen Heuwagen.) Abends bei großartiger Beleuchtung und
, einer Musik, bestehend aus 10 Personen. Auch bietet er
sich einem hohen Adel sowie den beehrten Herrn Kafallerich
! Osfiezieren zum Zureiten lyib Dressiren widerspänstiger Pferde |
an, ebenso wie den berittenen Damen, während seines hie-
' sigen Aufenthaltes in dieser Stadt an.
Die Kasse wird regelmäßig Abends 5 Uhr geöffnet. >
Auch sind bei ihm gute Reitpferde stets in Parade zur !
j Besichtigung aufgestellt und werden verkauft!
Hdi-8aman-kelidoe de Prfigue. j
(Fortsetzung folgt.)
I_
Herrn Grnf's Tagebuch während seines
Besuches in Berlin.
(Fortsetzung.)
Es sind allerlei Köbfe aus das uralte Alterthum und
sind auch welche darunter, welche wahrscheinlich alte Jn-
fahliden vorstellen sollen und keine Köbfe und Arme nicht mehr
haben. Das Jndrehsandeste dabei war mir ein gans steinalter
König, der auch über das Alterthum geherrscht hat und der
zwei Gesichter hatte, eins hinten am Kobfc und das andre
vorne, so daß er konnte nach jeder Seite sehen. Es ist
dieses ein gewisser Jahnnß gewesen und wäre diese Ein-
richtung auch für unsre Zeiten noch gans bassend, daß Einer
könnte beim Regiren gleich von hinten und vorne sehen, woran
I es fehlte. Aber dieses ist leider jetzt gar nicht mehr Mode.
Hierbei befindet sich auch eine sogenannte M i »z e» samm-
! lung, worin lauter alte Geldsorten anfbewahrt werden, die
jetzt nicht mehr gelten. Das nenne ich aber auch eine son-
derbare Liebhaberei, da sind mir doch die neuen Sorten lieber,
wo man weiß was man daran hat.
In den obern Theil des Gebeides befinden sich die Ge-
mälde, welches nun gans in den Malermeister Kohle sein Fach
gehört und worin dieser selbst sehr große Meisterwerke leistet.
Die Berliner Kunstgemäldegallari ist deswegen so beriemt, weil
darin alles nach verschiedene sogenannte Schulen angeordnet
welches mir Kohle gans genau erklärt hat. Es gibt nämlich :
die ithaliänische Schule, die niederländlichte Schule,
die französische Schule und die deutsche Schule. Alle
Bilder, die also einen rechten breiten Goldrahmen haben und
wo man nicht Herauskriegen kann, was es vorstellen soll, ge-
hören in die i t h a l i ä n i s ch e Schule. Die Bilder mit Löchern
und eingeflickten Stücken, dann auch solche, wo der Rahmen
zerbrochen ist, werden dann in die n i e d e r l ä n d l i ch t e Schule
gerechnet. Zu die französische Schule gehören alle die
Bilder, die oben in den Rumpelkammer» stehen und die kein
Mensch niemals nicht zu sehen bekommt, auch benutzen sic
die Schneider manchemals, wenn sie einen Rock oder Frack ein-
znbacken und über Land zu schicken haben. Die letzte oder
die deutsche Schule sind diejenigen, wenn eins gar keinen Rah-
men hat, oder wenn es gans zu oberst hängt, damit man es nicht
richtig sehen kann. — Nach diese Beschreibung konnte ich mich
auch in die Berliner Gallari ausgezeichnet ohriechentiren. Kohle
zeigte mir einige Bilder von einem gewissen D i e tzj a h n, welche
recht leidlich gemalt sein sollten. Ich hatte zwar noch so Man-
ches daran ansznsetzen, aber Kohle sagte, daß man es mit
einem solchen jungen Menschen, wie wahrscheinlich der Herr
Dietzjahn sein müßte, nicht so sehr genau nehme» dürfte, und
daß sich der Mann noch recht hübsch bilden können thät, wenn
er sich noch etwas Mühe geben wollen werden würde. — Mir
gefielen die alten niederländlichte,, Bauernschenkhäuser ammehr-
sten, weil man darauf sehen that, wie groß dazumaliger Zeit
die Bierkrüge gewesen sein müssen; jetzt sind es wirklich nur
noch Fingerhüte. Ein anderes wichtiges historisches Bild ist
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur Tots
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Zirkusdirektor <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 510, S. 42
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg