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„Sie haben die Pfänder der Liebe getauscht,

Wir wissen's vom Gimpel, der hat sie belauscht."

D'rnm nimm, o Mensch, Dich wohl in Acht,

Daß Dein Geheimniß kein Gimpel belacht!

Denn, weiß es nur einer, dann wissen's auch all'.
Und Gimpel — gibt es ja überall.

Ein thcnrcr Sohn, oder die Sklavenhändler.

Bleib im Lande un nähr' Dich redlich! sagen die Gojim *).
j Lass' sie sagen, was se wollen, lass' se bleiben; unsre Lait
wissen's doch besser ßu mache». Moses, was is gewesen ahn
. geliehrter Mann, hat's gewiß nich gesogt, der hat gesagt: Is
i in ahn Mokum^) nich mehr ßu machen ahn Geschäftche, su
j geihn mer weiter un schachern wu anders.

Grade su hat aach David Nernberger gesogt, aß er hat
nich mehr können machen Geschäftche in Augsborig, wu er hat
| gehaben ahn Handel mit allerhand gebrauchte Giegenstände un
! Klahder. Denn worum? Ahn Vetter, was is gewesen mit in
! sein Geschäft, hat 'ein geganneft") de Giegenstände un de Klah-
der hoben immer Schaden gelitten dorch Motten und Mäuse.

Was thnt Nernbergerche? Ahnes Morgens früh um fünfe
, steht er aff, weckt sahne Frah und sahnen Sühn Amschel un
! su geihn se ganz stille 'enaus anser Augsborig und lahfen bis
| an den Rhein, wu se finden ahn Schiff. Da dermit fohren

') Gojiin, Christen.

Mokum, Stadt.

Gannesc», stehlen.

j se nu bis Amsterdam un dort haben se gefunden wieder ahn j
| Schiff, was is gegangen nacher Amerika. Nernberger Hot ßivar j
j gewellt nach Ostindien, aber es is 'ein gleich gewesen, ivnhin ;
er soll kimmen. Geld ßu verdienen is überall, wu br ei j
Aienschen sain d n in in un ahn er gescheidt. Un su is es j
| gewesen aach damals in Amerika, nor aber nich in Asch- !
i kenas'), wu sain immer drei gescheidt un ahner dumm; !

> da is aach kahn solides Geschäftche ßu machen un jeder solide, ,

! ehrliche Jüd muß werden bankerott.

Alsu Nernberger mit seine Familie schifft sich ein in Am- j
I sterdam un fahrt nu über's Meer. Gottes Wunder! Was!

| ahne Ploge is su ahne Fahrt ass'n Meere. Erst is es ge-
j worden übel Nernbergern, dann seiner Frah un ßnletzt aach :
i Amschel Nernbergern.

„Hoben mer denn geachelt^) was treiseres?"") hat Nern-
i berger gefrogt, aber se hoben sich nich kenne besinnen un ßn-
! letzt is es'n geworden su übel, daß es Ahnen werd selber übel,
wenn mer dran denkt. Der Kaptain hat aber Nernbergern
beruhigt un hot gesogt: Ferchten Se sich nischt, 'sis norde
Seekrankheit!

„Wai mer! de Seekrankheit! Staiht doch nischt ge-
schrieben im Kontrakte vnn,fce Seekrankheit! Herr Kaptain,
da müssen Se uns ransßahlen von das Passeschicrgeld ahn
Schadenersatz vor de Seekrankheit!" hat Nernberger gerufen.

Aber der Kaptain Hot nich gewillt und Hot gesogt in
ahnen malizjösen Tone: „Herr Nernberger, wenn Se nich
sain ßnfrieden, da hoben Se de Gütigkait un staigen Se ans;
ich will halten lassen!"

Was for ehn Unmensch von Kaptain, der will halten un
ausstaigen lassen Nernbergern mit seine Meschbuche 4) mitten
ans der See, wu das Wasser hat kahne Chaussee un kahne
Balken aach nich!

Nernberger is also gewesen stille un hat getröstet seine
Frah un den Sühn, wu haben alle Beide nich kennen ver-
tragen das Wackeln vnn dem Schiffe. Wie se nun sain gc-
fohren viele Wochen, da kimmen Se an de granße Insel
Jamaica, un hier hält der Kaptain un sagt: „Meine Herr-
schaften, staigen Se gefälligst aus, mer saint do!"

Kahner vun de Paffeschiere is gewesen su froh aß er
hat gehört: Mer sain do! — als wie Nernberger. Er frogt
nu gleich im Hafen, wu aff der Insel ßu machen is das
beste Geschäftchen, un da hoben se ihm gesogt: Wenn Se kimmen
ßu gaihn nach Kingston, können Se machen gute Massemat-
ten 5), denn dort is noch kahne Konkurrenz!

Nernberger läßt sich das nich ßweimal sagen un gaiht
su rasch als meiglich nacher Kingston, wu er etablirt ahn
Laden mit korze Maaren, Jajimsoreff°) und dergleichen miehr.

Un wie's de Laite gesogt haben, su is aach gewesen; !
Nernberger Hot gemacht in Kingston in ahner Woche mehr

*) Aschkenas, Deutschland.

■*) Achcln, essen.

: ®) Treifer, unrein (int Gegensatz von koscher),

j *) Meschbuche, Familie,

j &) Massematten, Geschäfte.

| e) Jajimsoross, Branntwein.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein theurer Sohn, oder die Sklavenhändler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Eltern <Motiv>
Sklave <Motiv>
Bemalung
Person of Color <Motiv>
Sohn <Motiv>
Karikatur
Hautfarbe <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 22.1855, Nr. 510, S. 46

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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